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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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Die XXX. Anmerckung. (xx)
Die du von Hertzen liebst. Wenns wohl mit ihnen
steht,
So überlaß alsdenn die Cour verstellten Feinden.
Den Kummer mäßige, sey allzeit aufgeweckt,
Und findet sich etwas weßwegen du zu schelten,
Das dir was böses dräut, und sich sehr weit er-
streckt,
So laß es weder Freund, noch Feind, noch dich entgelten.
Wo Zanck und Streit entsteht, da bring den Frie-
den hin.
Wilst du der Feinde That zu deinem Wohlseyn rä-
chen:
So kanst du besser nicht verändern ihren Sinn,
Als durch Gelindigkeit, Wohlthun und Seegen-spre-
chen.
Verweise ohne Zorn; lob ohne Schmeiche-
ley;
Verstehe Schertz und Ernst; und mäßige das La-
chen.
Halt einen ieden werth, wes Standes er auch
sey;
Und critisire nicht, wilst du dir Freunde machen.
Wirf ja niemanden vor, was du ihm guts ge-
than:
Verschweige was man dir vertraut als Heimlichkei-
ten;
Komm dem mit Güte vor, der sich nicht helffen
kan:
So kanst du dir ein Lob, das ewig währt, bereiten.
Fleuch
P 4
(xx)
Die XXX. Anmerckung. (xx)
Die du von Hertzen liebſt. Wenns wohl mit ihnen
ſteht,
So uͤberlaß alsdenn die Cour verſtellten Feinden.
Den Kummer maͤßige, ſey allzeit aufgeweckt,
Und findet ſich etwas weßwegen du zu ſchelten,
Das dir was boͤſes draͤut, und ſich ſehr weit er-
ſtreckt,
So laß es weder Freund, noch Feind, noch dich entgelten.
Wo Zanck und Streit entſteht, da bring den Frie-
den hin.
Wilſt du der Feinde That zu deinem Wohlſeyn raͤ-
chen:
So kanſt du beſſer nicht veraͤndern ihren Sinn,
Als durch Gelindigkeit, Wohlthun und Seegen-ſpre-
chen.
Verweiſe ohne Zorn; lob ohne Schmeiche-
ley;
Verſtehe Schertz und Ernſt; und maͤßige das La-
chen.
Halt einen ieden werth, wes Standes er auch
ſey;
Und critiſire nicht, wilſt du dir Freunde machen.
Wirf ja niemanden vor, was du ihm guts ge-
than:
Verſchweige was man dir vertraut als Heimlichkei-
ten;
Komm dem mit Guͤte vor, der ſich nicht helffen
kan:
So kanſt du dir ein Lob, das ewig waͤhrt, bereiten.
Fleuch
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[231/0253] Die XXX. Anmerckung. (xx) ⁽xx⁾ Die du von Hertzen liebſt. Wenns wohl mit ihnen ſteht, So uͤberlaß alsdenn die Cour verſtellten Feinden. Den Kummer maͤßige, ſey allzeit aufgeweckt, Und findet ſich etwas weßwegen du zu ſchelten, Das dir was boͤſes draͤut, und ſich ſehr weit er- ſtreckt, So laß es weder Freund, noch Feind, noch dich entgelten. Wo Zanck und Streit entſteht, da bring den Frie- den hin. Wilſt du der Feinde That zu deinem Wohlſeyn raͤ- chen: So kanſt du beſſer nicht veraͤndern ihren Sinn, Als durch Gelindigkeit, Wohlthun und Seegen-ſpre- chen. Verweiſe ohne Zorn; lob ohne Schmeiche- ley; Verſtehe Schertz und Ernſt; und maͤßige das La- chen. Halt einen ieden werth, wes Standes er auch ſey; Und critiſire nicht, wilſt du dir Freunde machen. Wirf ja niemanden vor, was du ihm guts ge- than: Verſchweige was man dir vertraut als Heimlichkei- ten; Komm dem mit Guͤte vor, der ſich nicht helffen kan: So kanſt du dir ein Lob, das ewig waͤhrt, bereiten. Fleuch P 4

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/253>, abgerufen am 19.04.2024.