DJe Reisen an sich selbsten,Auf Reisen soll man sich an grossen Oer- tern am längsten aufhalten; da man heute einen, mor- gen einen andern Ort be- sucht, hat eben so grossen Nutzen nicht, und ist nicht viel anders, als ein angenehmer Traum. Dahe- ro Reisende allezeit suchen sollen in Principal - Oertern und grossen Städten viele Zeit zu verbleiben. Denn da kommen alle Passagiers hin; man trifft die vornehmsten Leute an, von ihnen was rechtes zu lernen; man hat da das meiste zu sehen und zu observiren; Und wenn man hernach einmahl von selbigen Oertern weg, und gleich- wohl aus denenselbigen alles Aviso in Zeitungen gegeben wird: So ist einem alles wohl bekant, und penetriret man viel, das andere so nicht assequiren. Endlich hat man auch alle Commodität, die an an- dern kleinen Oertern nicht so anzu- treffen. Wenn man sich allda be-
fin-
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Die XII. Anmerckung.
Die XII. Anmerckung.
DJe Reiſen an ſich ſelbſten,Auf Reiſen ſoll man ſich an gꝛoſſen Oer- tern am laͤngſten aufhalten; da man heute einen, mor- gen einen andern Ort be- ſucht, hat eben ſo groſſen Nutzen nicht, und iſt nicht viel anders, als ein angenehmer Traum. Dahe- ro Reiſende allezeit ſuchen ſollen in Principal ‒ Oertern und groſſen Staͤdten viele Zeit zu verbleiben. Denn da kommen alle Paſſagiers hin; man trifft die vornehmſten Leute an, von ihnen was rechtes zu lernen; man hat da das meiſte zu ſehen und zu obſerviren; Und wenn man hernach einmahl von ſelbigen Oertern weg, und gleich- wohl aus denenſelbigen alles Aviſo in Zeitungen gegeben wird: So iſt einem alles wohl bekant, und penetriret man viel, das andere ſo nicht aſſequiren. Endlich hat man auch alle Commoditaͤt, die an an- dern kleinen Oertern nicht ſo anzu- treffen. Wenn man ſich allda be-
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Die XII. Anmerckung.
Die XII. Anmerckung.
DJe Reiſen an ſich ſelbſten,
da man heute einen, mor-
gen einen andern Ort be-
ſucht, hat eben ſo groſſen Nutzen
nicht, und iſt nicht viel anders, als
ein angenehmer Traum. Dahe-
ro Reiſende allezeit ſuchen ſollen in
Principal ‒ Oertern und groſſen
Staͤdten viele Zeit zu verbleiben.
Denn da kommen alle Paſſagiers
hin; man trifft die vornehmſten
Leute an, von ihnen was rechtes
zu lernen; man hat da das meiſte
zu ſehen und zu obſerviren; Und
wenn man hernach einmahl von
ſelbigen Oertern weg, und gleich-
wohl aus denenſelbigen alles Aviſo
in Zeitungen gegeben wird: So
iſt einem alles wohl bekant, und
penetriret man viel, das andere ſo
nicht aſſequiren. Endlich hat man
auch alle Commoditaͤt, die an an-
dern kleinen Oertern nicht ſo anzu-
treffen. Wenn man ſich allda be-
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Auf Reiſen
ſoll man
ſich an
gꝛoſſen Oer-
tern am
laͤngſten
aufhalten;
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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/137>, abgerufen am 25.04.2024.
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