Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die VI. Anmerckung. (q)
hefftige Motion, die Concoction praecipiti-
ren, und die Natur in ihrer ordentlichen und
moderirten Operation turbiren würde. Ja,
was die Studia betrifft, muß man eben dasund Studie
müssen
nicht so
gleich nach
dem Essen
getrieben
werden;

observiren. Denn durch das starcke Medi-
ti
ren, werden die bey der Concoction be-
schäfftigte Spiritus animales an deren Wür-
ckung gehindert, und nach dem Gehirn mit
Gewalt zugetrieben, und also dem Magen
entzogen. Dahero geschicht es, daß da we-
der der Kopff zum Studieren geschickt, noch
der Magen seine gewöhnliche Verdauung
der Speisen zu befördern im Stande ist,
man sich durch die Fortsetzung dieser unor-
dentlichen Lebens-Art, allerhand Kranck-
heiten zuziehet. Diese zu evitiren, soll man
nicht eher als zwey Stunden nach dem Es-um die
Concocti-
on
nicht zu
hindern;

sen, binnen welcher Zeit die meiste Verdau-
ung derer Speisen geschehen, und die Säff-
te in ihre Gänge vertheilet worden sind, Stu-
dia
und Exercitia zu treiben, anfangen. Die-
ser Umstand der Zeit ist sonderlich bey jun-
gen studierenden und noch im Wachsthumund das
Wachs-
thum des
Leibes zu
mindern.

des Leibes begriffenen Leuten zu beobachten.
Denn, wenn dieselbe in ihrer Jugend, da die
Nutrition ihres Leibes am stärckesten vor
sich gehen solte, gar zu sehr über den Bü-
chern liegen, und die Kräffte ihrer Seelen
aufs Studieren verwenden, so gehet dem
Wachsthum ihres Leibes ein merckliches
ab, und pflegen sie an Statur gerne klein
G 3
Die VI. Anmerckung. (q)
hefftige Motion, die Concoction præcipiti-
ren, und die Natur in ihrer ordentlichen und
moderirten Operation turbiren wuͤrde. Ja,
was die Studia betrifft, muß man eben dasund Studie
muͤſſen
nicht ſo
gleich nach
dem Eſſen
getrieben
werden;

obſerviren. Denn durch das ſtarcke Medi-
ti
ren, werden die bey der Concoction be-
ſchaͤfftigte Spiritus animales an deren Wuͤr-
ckung gehindert, und nach dem Gehirn mit
Gewalt zugetrieben, und alſo dem Magen
entzogen. Dahero geſchicht es, daß da we-
der der Kopff zum Studieren geſchickt, noch
der Magen ſeine gewoͤhnliche Verdauung
der Speiſen zu befoͤrdern im Stande iſt,
man ſich durch die Fortſetzung dieſer unor-
dentlichen Lebens-Art, allerhand Kranck-
heiten zuziehet. Dieſe zu evitiren, ſoll man
nicht eher als zwey Stunden nach dem Eſ-um die
Concocti-
on
nicht zu
hindern;

ſen, binnen welcher Zeit die meiſte Verdau-
ung derer Speiſen geſchehen, und die Saͤff-
te in ihre Gaͤnge vertheilet worden ſind, Stu-
dia
und Exercitia zu treiben, anfangen. Die-
ſer Umſtand der Zeit iſt ſonderlich bey jun-
gen ſtudierenden und noch im Wachsthumund das
Wachs-
thum des
Leibes zu
mindern.

des Leibes begriffenen Leuten zu beobachten.
Denn, wenn dieſelbe in ihrer Jugend, da die
Nutrition ihres Leibes am ſtaͤrckeſten vor
ſich gehen ſolte, gar zu ſehr uͤber den Buͤ-
chern liegen, und die Kraͤffte ihrer Seelen
aufs Studieren verwenden, ſo gehet dem
Wachsthum ihres Leibes ein merckliches
ab, und pflegen ſie an Statur gerne klein
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="nq" prev="#zq" place="end" n="(q)"><pb facs="#f0123" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">VI.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(q)</hi></hi></fw><lb/>
hefftige <hi rendition="#aq">Motion,</hi> die <hi rendition="#aq">Concoction præcipiti-</hi><lb/>
ren, und die Natur in ihrer ordentlichen und<lb/><hi rendition="#aq">moderi</hi>rten <hi rendition="#aq">Operation turbi</hi>ren wu&#x0364;rde. Ja,<lb/>
was die <hi rendition="#aq">Studia</hi> betrifft, muß man eben das<note place="right">und <hi rendition="#aq">Studie</hi><lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht &#x017F;o<lb/>
gleich nach<lb/>
dem E&#x017F;&#x017F;en<lb/>
getrieben<lb/>
werden;</note><lb/><hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren. Denn durch das &#x017F;tarcke <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
ti</hi>ren, werden die bey der <hi rendition="#aq">Concoction</hi> be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fftigte <hi rendition="#aq">Spiritus animales</hi> an deren Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung gehindert, und nach dem Gehirn mit<lb/>
Gewalt zugetrieben, und al&#x017F;o dem Magen<lb/>
entzogen. Dahero ge&#x017F;chicht es, daß da we-<lb/>
der der Kopff zum Studieren ge&#x017F;chickt, noch<lb/>
der Magen &#x017F;eine gewo&#x0364;hnliche Verdauung<lb/>
der Spei&#x017F;en zu befo&#x0364;rdern im Stande i&#x017F;t,<lb/>
man &#x017F;ich durch die Fort&#x017F;etzung die&#x017F;er unor-<lb/>
dentlichen Lebens-Art, allerhand Kranck-<lb/>
heiten zuziehet. Die&#x017F;e zu <hi rendition="#aq">eviti</hi>ren, &#x017F;oll man<lb/>
nicht eher als zwey Stunden nach dem E&#x017F;-<note place="right">um die<lb/><hi rendition="#aq">Concocti-<lb/>
on</hi> nicht zu<lb/>
hindern;</note><lb/>
&#x017F;en, binnen welcher Zeit die mei&#x017F;te Verdau-<lb/>
ung derer Spei&#x017F;en ge&#x017F;chehen, und die Sa&#x0364;ff-<lb/>
te in ihre Ga&#x0364;nge vertheilet worden &#x017F;ind, <hi rendition="#aq">Stu-<lb/>
dia</hi> und <hi rendition="#aq">Exercitia</hi> zu treiben, anfangen. Die-<lb/>
&#x017F;er Um&#x017F;tand der Zeit i&#x017F;t &#x017F;onderlich bey jun-<lb/>
gen &#x017F;tudierenden und noch im Wachsthum<note place="right">und das<lb/>
Wachs-<lb/>
thum des<lb/>
Leibes zu<lb/>
mindern.</note><lb/>
des Leibes begriffenen Leuten zu beobachten.<lb/>
Denn, wenn die&#x017F;elbe in ihrer Jugend, da die<lb/><hi rendition="#aq">Nutrition</hi> ihres Leibes am &#x017F;ta&#x0364;rcke&#x017F;ten vor<lb/>
&#x017F;ich gehen &#x017F;olte, gar zu &#x017F;ehr u&#x0364;ber den Bu&#x0364;-<lb/>
chern liegen, und die Kra&#x0364;ffte ihrer Seelen<lb/>
aufs Studieren verwenden, &#x017F;o gehet dem<lb/>
Wachsthum ihres Leibes ein merckliches<lb/>
ab, und pflegen &#x017F;ie an <hi rendition="#aq">Statur</hi> gerne klein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0123] Die VI. Anmerckung. (q) ⁽q⁾ hefftige Motion, die Concoction præcipiti- ren, und die Natur in ihrer ordentlichen und moderirten Operation turbiren wuͤrde. Ja, was die Studia betrifft, muß man eben das obſerviren. Denn durch das ſtarcke Medi- tiren, werden die bey der Concoction be- ſchaͤfftigte Spiritus animales an deren Wuͤr- ckung gehindert, und nach dem Gehirn mit Gewalt zugetrieben, und alſo dem Magen entzogen. Dahero geſchicht es, daß da we- der der Kopff zum Studieren geſchickt, noch der Magen ſeine gewoͤhnliche Verdauung der Speiſen zu befoͤrdern im Stande iſt, man ſich durch die Fortſetzung dieſer unor- dentlichen Lebens-Art, allerhand Kranck- heiten zuziehet. Dieſe zu evitiren, ſoll man nicht eher als zwey Stunden nach dem Eſ- ſen, binnen welcher Zeit die meiſte Verdau- ung derer Speiſen geſchehen, und die Saͤff- te in ihre Gaͤnge vertheilet worden ſind, Stu- dia und Exercitia zu treiben, anfangen. Die- ſer Umſtand der Zeit iſt ſonderlich bey jun- gen ſtudierenden und noch im Wachsthum des Leibes begriffenen Leuten zu beobachten. Denn, wenn dieſelbe in ihrer Jugend, da die Nutrition ihres Leibes am ſtaͤrckeſten vor ſich gehen ſolte, gar zu ſehr uͤber den Buͤ- chern liegen, und die Kraͤffte ihrer Seelen aufs Studieren verwenden, ſo gehet dem Wachsthum ihres Leibes ein merckliches ab, und pflegen ſie an Statur gerne klein und G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/123
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/123>, abgerufen am 20.04.2024.