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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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Die V. Anmerckung. (n)
blement angekleidet nach Hofe, und ließschertzen:
wie aus
dem Exem-
pel erhellet.

sich dem Fürsten praesentiren. Als er des
folgenden Tages in seinem gestrigen Hemb-
de wieder bey Hofe erschien, so fiengen die
Hof-Damen allbereits untereinander an
über seinen Aufzug und malproprete zu
raisonniren; Wie er aber den dritten Tag,
mit eben dem Hembde, wieder dahin kam,
und mit zwey Damen a l'hombre spielte,
sagte die eine zu der andern, als von der
Kleidung gesprochen wurde: Es ist doch
nichts, was über propere Wäsche gehet.
Die andere verfügte darauf: Es wäre vor
kurtzer Zeit ein reisender Cavalier mit drey-
tägiger Wäsche nach Hofe gekommen, zu
dem hätte Madame N. gesagt: Monsieur,
ich beklage sie recht sehr, daß sie keine Wä-
scherin in der Stadt erfragen können, und
deswegen sich drey Tage nach einander
mit einem Hembde zu behelffen genöthiget
worden sind; Wann ihnen aber ein Dienst
geschiehet, so will ich ihnen eine gute Wasch-
Frau zuweisen lassen, damit sie künfftig-
hin, in reinlicher Wäsche, bey Hofe er-
scheinen können. Jch meyne, der ehrliche
Passagier würde viel darum gegeben ha-
beu, wann er seine Groschen-Menage aufs
Dorff versparet, und nicht mit nach Ho-
fe gebracht hätte.
Hiernechst ist auch gewiß, daß jungeJhre Leh-
ren und Re-
proch
en

Cavaliers, durch die Dames und derselben
Die V. Anmerckung. (n)
blement angekleidet nach Hofe, und ließſchertzen:
wie aus
dem Exem-
pel eꝛhellet.

ſich dem Fuͤrſten præſentiren. Als er des
folgenden Tages in ſeinem geſtrigen Hemb-
de wieder bey Hofe erſchien, ſo fiengen die
Hof-Damen allbereits untereinander an
uͤber ſeinen Aufzug und malpropreté zu
raiſonniren; Wie er aber den dritten Tag,
mit eben dem Hembde, wieder dahin kam,
und mit zwey Damen à l’hombre ſpielte,
ſagte die eine zu der andern, als von der
Kleidung geſprochen wurde: Es iſt doch
nichts, was uͤber propere Waͤſche gehet.
Die andere verfuͤgte darauf: Es waͤre vor
kurtzer Zeit ein reiſender Cavalier mit drey-
taͤgiger Waͤſche nach Hofe gekommen, zu
dem haͤtte Madame N. geſagt: Monſieur,
ich beklage ſie recht ſehr, daß ſie keine Waͤ-
ſcherin in der Stadt erfragen koͤnnen, und
deswegen ſich drey Tage nach einander
mit einem Hembde zu behelffen genoͤthiget
worden ſind; Wann ihnen aber ein Dienſt
geſchiehet, ſo will ich ihnen eine gute Waſch-
Frau zuweiſen laſſen, damit ſie kuͤnfftig-
hin, in reinlicher Waͤſche, bey Hofe er-
ſcheinen koͤnnen. Jch meyne, der ehrliche
Paſſagier wuͤrde viel darum gegeben ha-
beu, wann er ſeine Groſchen-Menage aufs
Dorff verſparet, und nicht mit nach Ho-
fe gebracht haͤtte.
Hiernechſt iſt auch gewiß, daß jungeJhre Leh-
ren und Re-
proch
en

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[91/0113] Die V. Anmerckung. (n) ⁽n⁾ blement angekleidet nach Hofe, und ließ ſich dem Fuͤrſten præſentiren. Als er des folgenden Tages in ſeinem geſtrigen Hemb- de wieder bey Hofe erſchien, ſo fiengen die Hof-Damen allbereits untereinander an uͤber ſeinen Aufzug und malpropreté zu raiſonniren; Wie er aber den dritten Tag, mit eben dem Hembde, wieder dahin kam, und mit zwey Damen à l’hombre ſpielte, ſagte die eine zu der andern, als von der Kleidung geſprochen wurde: Es iſt doch nichts, was uͤber propere Waͤſche gehet. Die andere verfuͤgte darauf: Es waͤre vor kurtzer Zeit ein reiſender Cavalier mit drey- taͤgiger Waͤſche nach Hofe gekommen, zu dem haͤtte Madame N. geſagt: Monſieur, ich beklage ſie recht ſehr, daß ſie keine Waͤ- ſcherin in der Stadt erfragen koͤnnen, und deswegen ſich drey Tage nach einander mit einem Hembde zu behelffen genoͤthiget worden ſind; Wann ihnen aber ein Dienſt geſchiehet, ſo will ich ihnen eine gute Waſch- Frau zuweiſen laſſen, damit ſie kuͤnfftig- hin, in reinlicher Waͤſche, bey Hofe er- ſcheinen koͤnnen. Jch meyne, der ehrliche Paſſagier wuͤrde viel darum gegeben ha- beu, wann er ſeine Groſchen-Menage aufs Dorff verſparet, und nicht mit nach Ho- fe gebracht haͤtte. Hiernechſt iſt auch gewiß, daß junge Cavaliers, durch die Dames und derſelben Lehren

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/113>, abgerufen am 29.03.2024.