Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Die V. Anmerckung. (n)
reellen Güther, so bloß eintzig undli zu brin-
gen suchen.

alleine sind, Weisheit, Tugend und
die Vergnügung des Gemüthes,
und von allen andern Schein-Gü-
thern, in welche sich junge Leute
sonst allzusehr vergaffen, wohl un-
terschieden werden müssen. Weil
aber von diesen drey Notionibus
in meiner Medicina Mentis & Cor-
poris
weitläufftig und ausführlich
gehandelt habe, und in der gründ-
lichen Einleitung zu der Mathesi und
Physica die fontes genuini, woraus
selbige zu deriviren, mit mehrern
angewiesen worden sind; als will
ich mich dahin bezogen haben.

(n) Notiones Decori & Indecori)Jn hone-
t
en Con-
versatio-

nen lernet
man sich
anständig
aufführen.

Diese können nicht besser als in denen Ge-
sellschafften, wo honete und geschickte Leu-
te zugegen sind, erlernet werden. Denn
auf eine andere Art gehet man mit Höhern,
auf eine andere mit Niedrigern, und auf ei-
ne andere mit seines gleichen Personen um.
Gegen Höhere brauchet man Demuth und
Respect; gegen Niedrige Freundlichkeit und
Gütigkeit; gegen Gleiche Dienstfertigkeit
und Vertraulichkeit. Da muß man jun-man muß
mit aller-
hand Leu-

ge Herren angewöhnen, mit allerhand Leu-
F 3

Die V. Anmerckung. (n)
reellen Guͤther, ſo bloß eintzig undli zu brin-
gen ſuchen.

alleine ſind, Weisheit, Tugend und
die Vergnuͤgung des Gemuͤthes,
und von allen andern Schein-Guͤ-
thern, in welche ſich junge Leute
ſonſt allzuſehr vergaffen, wohl un-
terſchieden werden muͤſſen. Weil
aber von dieſen drey Notionibus
in meiner Medicina Mentis & Cor-
poris
weitlaͤufftig und ausfuͤhrlich
gehandelt habe, und in der gruͤnd-
lichen Einleitung zu der Matheſi und
Phyſica die fontes genuini, woraus
ſelbige zu deriviren, mit mehrern
angewieſen worden ſind; als will
ich mich dahin bezogen haben.

(n) Notiones Decori & Indecori)Jn hone-
t
en Con-
verſatio-

nen lernet
man ſich
anſtaͤndig
auffuͤhren.

Dieſe koͤnnen nicht beſſer als in denen Ge-
ſellſchafften, wo honête und geſchickte Leu-
te zugegen ſind, erlernet werden. Denn
auf eine andere Art gehet man mit Hoͤhern,
auf eine andere mit Niedrigern, und auf ei-
ne andere mit ſeines gleichen Perſonen um.
Gegen Hoͤhere brauchet man Demuth und
Reſpect; gegen Niedrige Freundlichkeit und
Guͤtigkeit; gegen Gleiche Dienſtfertigkeit
und Vertraulichkeit. Da muß man jun-man muß
mit aller-
hand Leu-

ge Herren angewoͤhnen, mit allerhand Leu-
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">V.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(n)</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">reell</hi>en Gu&#x0364;ther, &#x017F;o bloß eintzig und<note place="right"><hi rendition="#aq">li</hi> zu brin-<lb/>
gen &#x017F;uchen.</note><lb/>
alleine &#x017F;ind, Weisheit, Tugend und<lb/>
die Vergnu&#x0364;gung des Gemu&#x0364;thes,<lb/>
und von allen andern Schein-Gu&#x0364;-<lb/>
thern, in welche &#x017F;ich junge Leute<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t allzu&#x017F;ehr vergaffen, wohl un-<lb/>
ter&#x017F;chieden werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Weil<lb/>
aber von die&#x017F;en drey <hi rendition="#aq">Notionibus</hi><lb/>
in meiner <hi rendition="#aq">Medicina Mentis &amp; Cor-<lb/>
poris</hi> weitla&#x0364;ufftig und ausfu&#x0364;hrlich<lb/>
gehandelt habe, und in der gru&#x0364;nd-<lb/>
lichen Einleitung zu der <hi rendition="#aq">Mathe&#x017F;i</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ica</hi> die <hi rendition="#aq">fontes genuini,</hi> woraus<lb/>
&#x017F;elbige zu <hi rendition="#aq">derivi</hi>ren, mit mehrern<lb/>
angewie&#x017F;en worden &#x017F;ind; als will<lb/>
ich mich dahin bezogen haben.</p><lb/>
        <note xml:id="nn" prev="#zn" place="end" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Notiones Decori &amp; Indecori</hi>)</hi><note place="right">Jn <hi rendition="#aq">hone-<lb/>
t</hi>en <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
ver&#x017F;atio-</hi><lb/>
nen lernet<lb/>
man &#x017F;ich<lb/>
an&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
auffu&#x0364;hren.</note><lb/>
Die&#x017F;e ko&#x0364;nnen nicht be&#x017F;&#x017F;er als in denen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chafften, wo <hi rendition="#aq">honête</hi> und ge&#x017F;chickte Leu-<lb/>
te zugegen &#x017F;ind, erlernet werden. Denn<lb/>
auf eine andere Art gehet man mit Ho&#x0364;hern,<lb/>
auf eine andere mit Niedrigern, und auf ei-<lb/>
ne andere mit &#x017F;eines gleichen Per&#x017F;onen um.<lb/>
Gegen Ho&#x0364;here brauchet man Demuth und<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect;</hi> gegen Niedrige Freundlichkeit und<lb/>
Gu&#x0364;tigkeit; gegen Gleiche Dien&#x017F;tfertigkeit<lb/>
und Vertraulichkeit. Da muß man jun-<note place="right">man muß<lb/>
mit aller-<lb/>
hand Leu-</note><lb/>
ge Herren angewo&#x0364;hnen, mit allerhand Leu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0107] Die V. Anmerckung. (n) reellen Guͤther, ſo bloß eintzig und alleine ſind, Weisheit, Tugend und die Vergnuͤgung des Gemuͤthes, und von allen andern Schein-Guͤ- thern, in welche ſich junge Leute ſonſt allzuſehr vergaffen, wohl un- terſchieden werden muͤſſen. Weil aber von dieſen drey Notionibus in meiner Medicina Mentis & Cor- poris weitlaͤufftig und ausfuͤhrlich gehandelt habe, und in der gruͤnd- lichen Einleitung zu der Matheſi und Phyſica die fontes genuini, woraus ſelbige zu deriviren, mit mehrern angewieſen worden ſind; als will ich mich dahin bezogen haben. li zu brin- gen ſuchen. ⁽n⁾ Notiones Decori & Indecori) Dieſe koͤnnen nicht beſſer als in denen Ge- ſellſchafften, wo honête und geſchickte Leu- te zugegen ſind, erlernet werden. Denn auf eine andere Art gehet man mit Hoͤhern, auf eine andere mit Niedrigern, und auf ei- ne andere mit ſeines gleichen Perſonen um. Gegen Hoͤhere brauchet man Demuth und Reſpect; gegen Niedrige Freundlichkeit und Guͤtigkeit; gegen Gleiche Dienſtfertigkeit und Vertraulichkeit. Da muß man jun- ge Herren angewoͤhnen, mit allerhand Leu- ten F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/107
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/107>, abgerufen am 20.04.2024.