Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Geendigt sind, beschlossen die Geschäfte,
Die manchmal wohl mir Stunden trüben machten,
Ich sehe Ruhe, Wohlstand, Glück und Friede
Auf den Bezirk mit Seegen niederschweben.
Der mir gehorcht, und dieses dank' ich Dir;
Nun soll Bankett und Spiel, Musik und Jagd
Nach ernsten Stunden inniger uns freun.
Gräfinn.
Nun laß uns auch im Hause Frieden stiften.
Graf.
Im Hause?
Gräfinn.
Mir erzählt Juliane gestern,
Daß alle Diener Deines Schlosses grimmig
Dem fremden Jüngling drohn, der mit Dir kam,
Sie neiden ihm den Vorzug, der bei mir
Und Dir gegönnt ihm wird.
Graf.
Er ist ihn werth:
Der beste Schütze auf der Jagd, geschickt
Mit Falken umzugehn, klug im Gespräch,
Gewandt im Dienst; sieh ihn nur selbst zu Roß,
Nur wen'ge Ritter wissen so die Kunst,
Das Thier in seiner Herrlichkeit zu zeigen.
Gräfinn.
Gewiß verdient er Deine Liebe, gut
Und treu erscheint er mir, ihm steht auch freund-
lich
Die fremde italiän'sche Sitte, alle
Die Mädchen und die Weiber meines Hofs
Sind wie vernarrt in ihn.

Zweite Abtheilung.
Geendigt ſind, beſchloſſen die Geſchaͤfte,
Die manchmal wohl mir Stunden truͤben machten,
Ich ſehe Ruhe, Wohlſtand, Gluͤck und Friede
Auf den Bezirk mit Seegen niederſchweben.
Der mir gehorcht, und dieſes dank' ich Dir;
Nun ſoll Bankett und Spiel, Muſik und Jagd
Nach ernſten Stunden inniger uns freun.
Graͤfinn.
Nun laß uns auch im Hauſe Frieden ſtiften.
Graf.
Im Hauſe?
Graͤfinn.
Mir erzaͤhlt Juliane geſtern,
Daß alle Diener Deines Schloſſes grimmig
Dem fremden Juͤngling drohn, der mit Dir kam,
Sie neiden ihm den Vorzug, der bei mir
Und Dir gegoͤnnt ihm wird.
Graf.
Er iſt ihn werth:
Der beſte Schuͤtze auf der Jagd, geſchickt
Mit Falken umzugehn, klug im Geſpraͤch,
Gewandt im Dienſt; ſieh ihn nur ſelbſt zu Roß,
Nur wen'ge Ritter wiſſen ſo die Kunſt,
Das Thier in ſeiner Herrlichkeit zu zeigen.
Graͤfinn.
Gewiß verdient er Deine Liebe, gut
Und treu erſcheint er mir, ihm ſteht auch freund-
lich
Die fremde italiaͤn'ſche Sitte, alle
Die Maͤdchen und die Weiber meines Hofs
Sind wie vernarrt in ihn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#GRAF">
                <p><pb facs="#f0048" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Geendigt &#x017F;ind, be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die Ge&#x017F;cha&#x0364;fte,<lb/>
Die manchmal wohl mir Stunden tru&#x0364;ben machten,<lb/>
Ich &#x017F;ehe Ruhe, Wohl&#x017F;tand, Glu&#x0364;ck und Friede<lb/>
Auf den Bezirk mit Seegen nieder&#x017F;chweben.<lb/>
Der mir gehorcht, und die&#x017F;es dank' ich Dir;<lb/>
Nun &#x017F;oll Bankett und Spiel, Mu&#x017F;ik und Jagd<lb/>
Nach ern&#x017F;ten Stunden inniger uns freun.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAEFINN">
                <speaker><hi rendition="#g">Gra&#x0364;finn</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Nun laß uns auch im Hau&#x017F;e Frieden &#x017F;tiften.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Im Hau&#x017F;e?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAEFINN">
                <speaker><hi rendition="#g">Gra&#x0364;finn</hi>.</speaker><lb/>
                <p><hi rendition="#et">Mir erza&#x0364;hlt Juliane ge&#x017F;tern,</hi><lb/>
Daß alle Diener Deines Schlo&#x017F;&#x017F;es grimmig<lb/>
Dem fremden Ju&#x0364;ngling drohn, der mit Dir kam,<lb/>
Sie neiden ihm den Vorzug, der bei mir<lb/>
Und Dir gego&#x0364;nnt ihm wird.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker><lb/>
                <p><hi rendition="#et">Er i&#x017F;t ihn werth:</hi><lb/>
Der be&#x017F;te Schu&#x0364;tze auf der Jagd, ge&#x017F;chickt<lb/>
Mit Falken umzugehn, klug im Ge&#x017F;pra&#x0364;ch,<lb/>
Gewandt im Dien&#x017F;t; &#x017F;ieh ihn nur &#x017F;elb&#x017F;t zu Roß,<lb/>
Nur wen'ge Ritter wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o die Kun&#x017F;t,<lb/>
Das Thier in &#x017F;einer Herrlichkeit zu zeigen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAEFINN">
                <speaker><hi rendition="#g">Gra&#x0364;finn</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Gewiß verdient er Deine Liebe, gut<lb/>
Und treu er&#x017F;cheint er mir, ihm &#x017F;teht auch freund-<lb/><hi rendition="#et">lich</hi><lb/>
Die fremde italia&#x0364;n'&#x017F;che Sitte, alle<lb/>
Die Ma&#x0364;dchen und die Weiber meines Hofs<lb/>
Sind wie vernarrt in ihn.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0048] Zweite Abtheilung. Geendigt ſind, beſchloſſen die Geſchaͤfte, Die manchmal wohl mir Stunden truͤben machten, Ich ſehe Ruhe, Wohlſtand, Gluͤck und Friede Auf den Bezirk mit Seegen niederſchweben. Der mir gehorcht, und dieſes dank' ich Dir; Nun ſoll Bankett und Spiel, Muſik und Jagd Nach ernſten Stunden inniger uns freun. Graͤfinn. Nun laß uns auch im Hauſe Frieden ſtiften. Graf. Im Hauſe? Graͤfinn. Mir erzaͤhlt Juliane geſtern, Daß alle Diener Deines Schloſſes grimmig Dem fremden Juͤngling drohn, der mit Dir kam, Sie neiden ihm den Vorzug, der bei mir Und Dir gegoͤnnt ihm wird. Graf. Er iſt ihn werth: Der beſte Schuͤtze auf der Jagd, geſchickt Mit Falken umzugehn, klug im Geſpraͤch, Gewandt im Dienſt; ſieh ihn nur ſelbſt zu Roß, Nur wen'ge Ritter wiſſen ſo die Kunſt, Das Thier in ſeiner Herrlichkeit zu zeigen. Graͤfinn. Gewiß verdient er Deine Liebe, gut Und treu erſcheint er mir, ihm ſteht auch freund- lich Die fremde italiaͤn'ſche Sitte, alle Die Maͤdchen und die Weiber meines Hofs Sind wie vernarrt in ihn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/48
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/48>, abgerufen am 20.04.2024.