Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Graf. Worin kann ich euch dienen, junger
Mensch?
Fortunat. Darin, daß ihr so gnädig seyn
mögt, Euch von mir bedienen zu lassen.
Graf. Wer seyd Ihr? Eure Sprache und
Euer Anstand sind feiner, als ich an meinen Die-
nern gewohnt bin.
Fortunat. Ein so edler mächtiger Herr wie Ihr,
bedarf der Diener von unterschiedlicher Art. Ich bin
hier von der Insel, meine Herkunft ist nicht die nie-
drigste, doch, da ich nur arm bin, wünsche ich ei-
nem Herrn anzugehören, auf den ich stolz seyn,
und den ich lieben kann; da ist mein Wunsch auf
Euch gefallen; ich weiß Pferde abzurichten, mit
Waffen umzugehn, im Beizen und Jagen dünke
ich mir Meister zu seyn, und wo ich unwissend
und so edlen Herrn zu bedienen ungeschickt bin,
muß mein guter Wille und Eure Nachsicht und
Belehrung meinen Mangel verzeihen und ergänzen.
Graf. Du gefällst mir mein Sohn. Wie ist
Dein Nahme?
Fortunat. Besser als mein Geschick: For-
tunat.
Graf. Ich könnte wohl einen Diener Deiner
Art brauchen, der die Aufsicht über meine Leute und
Rosse hätte, und nahe um mich wäre. Aber ich
führe Dich aus einem schönen Lande, in eine ferne
kalte Gegend, die Ihr Italiener nicht mit beson-
dern Wohlgefallen betrachten könnt. Du entbehrst
dort dieser warmen Luft, dieses heitern Himmels,
Zweite Abtheilung.
Graf. Worin kann ich euch dienen, junger
Menſch?
Fortunat. Darin, daß ihr ſo gnaͤdig ſeyn
moͤgt, Euch von mir bedienen zu laſſen.
Graf. Wer ſeyd Ihr? Eure Sprache und
Euer Anſtand ſind feiner, als ich an meinen Die-
nern gewohnt bin.
Fortunat. Ein ſo edler maͤchtiger Herr wie Ihr,
bedarf der Diener von unterſchiedlicher Art. Ich bin
hier von der Inſel, meine Herkunft iſt nicht die nie-
drigſte, doch, da ich nur arm bin, wuͤnſche ich ei-
nem Herrn anzugehoͤren, auf den ich ſtolz ſeyn,
und den ich lieben kann; da iſt mein Wunſch auf
Euch gefallen; ich weiß Pferde abzurichten, mit
Waffen umzugehn, im Beizen und Jagen duͤnke
ich mir Meiſter zu ſeyn, und wo ich unwiſſend
und ſo edlen Herrn zu bedienen ungeſchickt bin,
muß mein guter Wille und Eure Nachſicht und
Belehrung meinen Mangel verzeihen und ergaͤnzen.
Graf. Du gefaͤllſt mir mein Sohn. Wie iſt
Dein Nahme?
Fortunat. Beſſer als mein Geſchick: For-
tunat.
Graf. Ich koͤnnte wohl einen Diener Deiner
Art brauchen, der die Aufſicht uͤber meine Leute und
Roſſe haͤtte, und nahe um mich waͤre. Aber ich
fuͤhre Dich aus einem ſchoͤnen Lande, in eine ferne
kalte Gegend, die Ihr Italiener nicht mit beſon-
dern Wohlgefallen betrachten koͤnnt. Du entbehrſt
dort dieſer warmen Luft, dieſes heitern Himmels,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0030" n="20"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker>
                <p>Worin kann ich euch dienen, junger<lb/>
Men&#x017F;ch?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Darin, daß ihr &#x017F;o gna&#x0364;dig &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;gt, Euch von mir bedienen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker>
                <p>Wer &#x017F;eyd Ihr? Eure Sprache und<lb/>
Euer An&#x017F;tand &#x017F;ind feiner, als ich an meinen Die-<lb/>
nern gewohnt bin.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Ein &#x017F;o edler ma&#x0364;chtiger Herr wie Ihr,<lb/>
bedarf der Diener von unter&#x017F;chiedlicher Art. Ich bin<lb/>
hier von der In&#x017F;el, meine Herkunft i&#x017F;t nicht die nie-<lb/>
drig&#x017F;te, doch, da ich nur arm bin, wu&#x0364;n&#x017F;che ich ei-<lb/>
nem Herrn anzugeho&#x0364;ren, auf den ich &#x017F;tolz &#x017F;eyn,<lb/>
und den ich lieben kann; da i&#x017F;t mein Wun&#x017F;ch auf<lb/>
Euch gefallen; ich weiß Pferde abzurichten, mit<lb/>
Waffen umzugehn, im Beizen und Jagen du&#x0364;nke<lb/>
ich mir Mei&#x017F;ter zu &#x017F;eyn, und wo ich unwi&#x017F;&#x017F;end<lb/>
und &#x017F;o edlen Herrn zu bedienen unge&#x017F;chickt bin,<lb/>
muß mein guter Wille und Eure Nach&#x017F;icht und<lb/>
Belehrung meinen Mangel verzeihen und erga&#x0364;nzen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker>
                <p>Du gefa&#x0364;ll&#x017F;t mir mein Sohn. Wie i&#x017F;t<lb/>
Dein Nahme?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Be&#x017F;&#x017F;er als mein Ge&#x017F;chick: For-<lb/>
tunat.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GRAF">
                <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker>
                <p>Ich ko&#x0364;nnte wohl einen Diener Deiner<lb/>
Art brauchen, der die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber meine Leute und<lb/>
Ro&#x017F;&#x017F;e ha&#x0364;tte, und nahe um mich wa&#x0364;re. Aber ich<lb/>
fu&#x0364;hre Dich aus einem &#x017F;cho&#x0364;nen Lande, in eine ferne<lb/>
kalte Gegend, die Ihr Italiener nicht mit be&#x017F;on-<lb/>
dern Wohlgefallen betrachten ko&#x0364;nnt. Du entbehr&#x017F;t<lb/>
dort die&#x017F;er warmen Luft, die&#x017F;es heitern Himmels,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0030] Zweite Abtheilung. Graf. Worin kann ich euch dienen, junger Menſch? Fortunat. Darin, daß ihr ſo gnaͤdig ſeyn moͤgt, Euch von mir bedienen zu laſſen. Graf. Wer ſeyd Ihr? Eure Sprache und Euer Anſtand ſind feiner, als ich an meinen Die- nern gewohnt bin. Fortunat. Ein ſo edler maͤchtiger Herr wie Ihr, bedarf der Diener von unterſchiedlicher Art. Ich bin hier von der Inſel, meine Herkunft iſt nicht die nie- drigſte, doch, da ich nur arm bin, wuͤnſche ich ei- nem Herrn anzugehoͤren, auf den ich ſtolz ſeyn, und den ich lieben kann; da iſt mein Wunſch auf Euch gefallen; ich weiß Pferde abzurichten, mit Waffen umzugehn, im Beizen und Jagen duͤnke ich mir Meiſter zu ſeyn, und wo ich unwiſſend und ſo edlen Herrn zu bedienen ungeſchickt bin, muß mein guter Wille und Eure Nachſicht und Belehrung meinen Mangel verzeihen und ergaͤnzen. Graf. Du gefaͤllſt mir mein Sohn. Wie iſt Dein Nahme? Fortunat. Beſſer als mein Geſchick: For- tunat. Graf. Ich koͤnnte wohl einen Diener Deiner Art brauchen, der die Aufſicht uͤber meine Leute und Roſſe haͤtte, und nahe um mich waͤre. Aber ich fuͤhre Dich aus einem ſchoͤnen Lande, in eine ferne kalte Gegend, die Ihr Italiener nicht mit beſon- dern Wohlgefallen betrachten koͤnnt. Du entbehrſt dort dieſer warmen Luft, dieſes heitern Himmels,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/30
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/30>, abgerufen am 19.04.2024.