Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Fortunat. Mein fester Wille, ich bin des
Lebens hier überdrüssig. Dein Vater hat mir den
Umgang mit Dir verboten, meinen Falken habe
ich fliegen lassen. --
Felix. Deinen Falken?
Fortunat. Was soll ich mit dem, wenn ich
fortgehe?
Felix. Aber wohin?
Fortunat. Das weiß ich selbst noch nicht,
wohin mich meine Sterne führen.
Felix. O daß ich mit Dir könnte! Aber ich
muß da beim Rechenbuch und verrufenen Münzen
sitzen; ich wollte ich hätte Deinen Muth.
Fortunat. Wir sehn uns wohl einmal wie-
der. Lebe wohl, lieber Junge, und vergiß mich
nicht.
Felix. Lebe recht wohl wenn Du weg bist,
wird mir die ganze Insel wie ein Gefängniß seyn.

(ab)
Der Graf von Flandern kommt mit Gefolge.
Fortunat. Es will nur gewagt seyn; das
Schlimmste ist eine abschlägige Antwort, und dann
bin ich ja nachher noch so gut als ich war. --
Mein Herr Graf, wenn Ihr noch einen Augen-
blick von Euren Geschäften abmüßigen könnt, so
geruht ein Wort und eine Bitte von mir anzu-
hören: wenn ich Euch lästig falle, so habt Ihr es
nur Eurem leutseeligen und freundlichen Wesen zu-
zuschreiben, welches mich so dreist macht, Euch be-
schwerlich zu werden.

Fortunat.
Fortunat. Mein feſter Wille, ich bin des
Lebens hier uͤberdruͤſſig. Dein Vater hat mir den
Umgang mit Dir verboten, meinen Falken habe
ich fliegen laſſen. —
Felix. Deinen Falken?
Fortunat. Was ſoll ich mit dem, wenn ich
fortgehe?
Felix. Aber wohin?
Fortunat. Das weiß ich ſelbſt noch nicht,
wohin mich meine Sterne fuͤhren.
Felix. O daß ich mit Dir koͤnnte! Aber ich
muß da beim Rechenbuch und verrufenen Muͤnzen
ſitzen; ich wollte ich haͤtte Deinen Muth.
Fortunat. Wir ſehn uns wohl einmal wie-
der. Lebe wohl, lieber Junge, und vergiß mich
nicht.
Felix. Lebe recht wohl wenn Du weg biſt,
wird mir die ganze Inſel wie ein Gefaͤngniß ſeyn.

(ab)
Der Graf von Flandern kommt mit Gefolge.
Fortunat. Es will nur gewagt ſeyn; das
Schlimmſte iſt eine abſchlaͤgige Antwort, und dann
bin ich ja nachher noch ſo gut als ich war. —
Mein Herr Graf, wenn Ihr noch einen Augen-
blick von Euren Geſchaͤften abmuͤßigen koͤnnt, ſo
geruht ein Wort und eine Bitte von mir anzu-
hoͤren: wenn ich Euch laͤſtig falle, ſo habt Ihr es
nur Eurem leutſeeligen und freundlichen Weſen zu-
zuſchreiben, welches mich ſo dreiſt macht, Euch be-
ſchwerlich zu werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0029" n="19"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Mein fe&#x017F;ter Wille, ich bin des<lb/>
Lebens hier u&#x0364;berdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig. Dein Vater hat mir den<lb/>
Umgang mit Dir verboten, meinen Falken habe<lb/>
ich fliegen la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014;</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FELIX">
                <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker>
                <p>Deinen Falken?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Was &#x017F;oll ich mit dem, wenn ich<lb/>
fortgehe?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FELIX">
                <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker>
                <p>Aber wohin?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Das weiß ich &#x017F;elb&#x017F;t noch nicht,<lb/>
wohin mich meine Sterne fu&#x0364;hren.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FELIX">
                <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker>
                <p>O daß ich mit Dir ko&#x0364;nnte! Aber ich<lb/>
muß da beim Rechenbuch und verrufenen Mu&#x0364;nzen<lb/>
&#x017F;itzen; ich wollte ich ha&#x0364;tte Deinen Muth.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Wir &#x017F;ehn uns wohl einmal wie-<lb/>
der. Lebe wohl, lieber Junge, und vergiß mich<lb/>
nicht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FELIX">
                <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker>
                <p>Lebe recht wohl wenn Du weg bi&#x017F;t,<lb/>
wird mir die ganze In&#x017F;el wie ein Gefa&#x0364;ngniß &#x017F;eyn.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(ab)</hi> </stage><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Graf von Flandern</hi> kommt mit Gefolge.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker>
                <p>Es will nur gewagt &#x017F;eyn; das<lb/>
Schlimm&#x017F;te i&#x017F;t eine ab&#x017F;chla&#x0364;gige Antwort, und dann<lb/>
bin ich ja nachher noch &#x017F;o gut als ich war. &#x2014;<lb/>
Mein Herr Graf, wenn Ihr noch einen Augen-<lb/>
blick von Euren Ge&#x017F;cha&#x0364;ften abmu&#x0364;ßigen ko&#x0364;nnt, &#x017F;o<lb/>
geruht ein Wort und eine Bitte von mir anzu-<lb/>
ho&#x0364;ren: wenn ich Euch la&#x0364;&#x017F;tig falle, &#x017F;o habt Ihr es<lb/>
nur Eurem leut&#x017F;eeligen und freundlichen We&#x017F;en zu-<lb/>
zu&#x017F;chreiben, welches mich &#x017F;o drei&#x017F;t macht, Euch be-<lb/>
&#x017F;chwerlich zu werden.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0029] Fortunat. Fortunat. Mein feſter Wille, ich bin des Lebens hier uͤberdruͤſſig. Dein Vater hat mir den Umgang mit Dir verboten, meinen Falken habe ich fliegen laſſen. — Felix. Deinen Falken? Fortunat. Was ſoll ich mit dem, wenn ich fortgehe? Felix. Aber wohin? Fortunat. Das weiß ich ſelbſt noch nicht, wohin mich meine Sterne fuͤhren. Felix. O daß ich mit Dir koͤnnte! Aber ich muß da beim Rechenbuch und verrufenen Muͤnzen ſitzen; ich wollte ich haͤtte Deinen Muth. Fortunat. Wir ſehn uns wohl einmal wie- der. Lebe wohl, lieber Junge, und vergiß mich nicht. Felix. Lebe recht wohl wenn Du weg biſt, wird mir die ganze Inſel wie ein Gefaͤngniß ſeyn. (ab) Der Graf von Flandern kommt mit Gefolge. Fortunat. Es will nur gewagt ſeyn; das Schlimmſte iſt eine abſchlaͤgige Antwort, und dann bin ich ja nachher noch ſo gut als ich war. — Mein Herr Graf, wenn Ihr noch einen Augen- blick von Euren Geſchaͤften abmuͤßigen koͤnnt, ſo geruht ein Wort und eine Bitte von mir anzu- hoͤren: wenn ich Euch laͤſtig falle, ſo habt Ihr es nur Eurem leutſeeligen und freundlichen Weſen zu- zuſchreiben, welches mich ſo dreiſt macht, Euch be- ſchwerlich zu werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/29
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/29>, abgerufen am 24.04.2024.