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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
geziemende ist mir und allen gebildeten Menschen
so unangenehm, wie es die Natur der Sache mit
sich bringt.
Fortunat. Gnädiger Herr, bei aller Ehr-
furcht vor Euch müßt Ihr mir vergönnen, mich
über diese unvermuthete Ermahnung zu verwun-
dern. Ich habe Euern Sohn nicht aufgesucht,
ich habe weder Gewinn noch Ehre durch seinen
Umgang erwartet, ich habe Mühe gehabt, ihm
einige Falken abzurichten und Pferde zuzureiten,
und er ist zuerst in unser Haus gekommen, in wel-
chem ich vor einigen Jahren die Ehre gehabt habe,
Euch kennen zu lernen.
Nimian. Kann seyn; habt Ihr Mühwaltung
für ihn übernommen, werde ich in meiner Erkennt-
lichkeit derselben nicht saumselig seyn, aber der fa-
miliäre Umgang, das Cameradseyn, das -- wie
man mich hat versichern wollen -- unanständige
Dutzen, will ich mir ein für allemal verbitten.
Man hat mich verstanden, mein junger Freund?

(ab mit Gefolge.)
Fortunat. Mehr als genug! Ich verlange
nichts, keinen Heller von Euch, Ihr hochmüthiger
Pfauhahn! Gott behüte, was der die Worte setzt
und heraus gurgelt. Ach, Herr Valerio, Euer
Diener.
Valerio. Hört mal, junger Mensch, ich bin
froh Euch zu treffen. Es ist wahr, Ihr seyd eine
gute Haut, und man kann keine Klage über Euch
führen, aber ich muß Euch doch bitten und ersu-
chen, den Umgang mit meinem Sohn Felix kurz
Fortunat.
geziemende iſt mir und allen gebildeten Menſchen
ſo unangenehm, wie es die Natur der Sache mit
ſich bringt.
Fortunat. Gnaͤdiger Herr, bei aller Ehr-
furcht vor Euch muͤßt Ihr mir vergoͤnnen, mich
uͤber dieſe unvermuthete Ermahnung zu verwun-
dern. Ich habe Euern Sohn nicht aufgeſucht,
ich habe weder Gewinn noch Ehre durch ſeinen
Umgang erwartet, ich habe Muͤhe gehabt, ihm
einige Falken abzurichten und Pferde zuzureiten,
und er iſt zuerſt in unſer Haus gekommen, in wel-
chem ich vor einigen Jahren die Ehre gehabt habe,
Euch kennen zu lernen.
Nimian. Kann ſeyn; habt Ihr Muͤhwaltung
fuͤr ihn uͤbernommen, werde ich in meiner Erkennt-
lichkeit derſelben nicht ſaumſelig ſeyn, aber der fa-
miliaͤre Umgang, das Cameradſeyn, das — wie
man mich hat verſichern wollen — unanſtaͤndige
Dutzen, will ich mir ein fuͤr allemal verbitten.
Man hat mich verſtanden, mein junger Freund?

(ab mit Gefolge.)
Fortunat. Mehr als genug! Ich verlange
nichts, keinen Heller von Euch, Ihr hochmuͤthiger
Pfauhahn! Gott behuͤte, was der die Worte ſetzt
und heraus gurgelt. Ach, Herr Valerio, Euer
Diener.
Valerio. Hoͤrt mal, junger Menſch, ich bin
froh Euch zu treffen. Es iſt wahr, Ihr ſeyd eine
gute Haut, und man kann keine Klage uͤber Euch
fuͤhren, aber ich muß Euch doch bitten und erſu-
chen, den Umgang mit meinem Sohn Felix kurz
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[15/0025] Fortunat. geziemende iſt mir und allen gebildeten Menſchen ſo unangenehm, wie es die Natur der Sache mit ſich bringt. Fortunat. Gnaͤdiger Herr, bei aller Ehr- furcht vor Euch muͤßt Ihr mir vergoͤnnen, mich uͤber dieſe unvermuthete Ermahnung zu verwun- dern. Ich habe Euern Sohn nicht aufgeſucht, ich habe weder Gewinn noch Ehre durch ſeinen Umgang erwartet, ich habe Muͤhe gehabt, ihm einige Falken abzurichten und Pferde zuzureiten, und er iſt zuerſt in unſer Haus gekommen, in wel- chem ich vor einigen Jahren die Ehre gehabt habe, Euch kennen zu lernen. Nimian. Kann ſeyn; habt Ihr Muͤhwaltung fuͤr ihn uͤbernommen, werde ich in meiner Erkennt- lichkeit derſelben nicht ſaumſelig ſeyn, aber der fa- miliaͤre Umgang, das Cameradſeyn, das — wie man mich hat verſichern wollen — unanſtaͤndige Dutzen, will ich mir ein fuͤr allemal verbitten. Man hat mich verſtanden, mein junger Freund? (ab mit Gefolge.) Fortunat. Mehr als genug! Ich verlange nichts, keinen Heller von Euch, Ihr hochmuͤthiger Pfauhahn! Gott behuͤte, was der die Worte ſetzt und heraus gurgelt. Ach, Herr Valerio, Euer Diener. Valerio. Hoͤrt mal, junger Menſch, ich bin froh Euch zu treffen. Es iſt wahr, Ihr ſeyd eine gute Haut, und man kann keine Klage uͤber Euch fuͤhren, aber ich muß Euch doch bitten und erſu- chen, den Umgang mit meinem Sohn Felix kurz

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/25>, abgerufen am 28.03.2024.