Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Dies gibt diesem Kreise das Uebergewicht über die
entferntern, und macht es möglich, daß hier Produkte ver-
kauft werden können, die die andern Kreise zur Erhal-
tung der Fruchtbarkeit des Bodens selbst behalten müssen.

Verkauf von Heu und Stroh ist hier Hauptzweck.
Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz
treten können, so muß der Preis dieser Produkte so hoch
steigen, daß das Land dadurch am höchsten genutzt wird.
Das Korn ist hier nur Nebensache, denn dies kann we-
gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den
abgelegenen Kreisen wohlfeiler gebauet werden. Man würde
den Kornbau ganz aufgeben, wenn dieser nicht zur Ge-
winnung des Strohes nothwendig wäre, und man opfert
durch dickes Säen einen Theil der Kornernte auf, um
nur mehr Stroh zu erhalten.

Außer dem Heu und Stroh muß dieser Kreis die
Stadt noch mit allen den Produkten versehen, die durch
den Transport aus einer weiten Entfernung zu kostbar
werden. Diese sind: Kartoffeln, Kohl, Rüben, grüner
Klee u. m. a.

Die kleinen, nicht verkäuflichen Kartoffeln, und der
Abfall von Kohl, Rüben u. s. w. können als Futter für
die Milchkühe hier ebenfalls am höchsten benutzt werden.

Reine Brache findet in diesem Distrikte aus zwei
verschiedenen Ursachen nicht statt: erstens, weil die Land-
rente zu hoch ist, um einen großen Theil des Feldes un-
benutzt lassen zu dürfen; zweitens, weil durch den unbe-
schränkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens so
hoch gehoben werden kann, daß die Gewächse, auch ohne
die sorgfältige Bearbeitung des Bodens durch die Brache,
dem Maximum ihres möglichen Ertrages nahe kommen.

Man wird die Früchte so hintereinander folgen las-
sen, daß jedes Gewächs den Boden in einem für dasselbe
günstigen Zustande vorfindet; aber man wird nicht, des

Dies gibt dieſem Kreiſe das Uebergewicht uͤber die
entferntern, und macht es moͤglich, daß hier Produkte ver-
kauft werden koͤnnen, die die andern Kreiſe zur Erhal-
tung der Fruchtbarkeit des Bodens ſelbſt behalten muͤſſen.

Verkauf von Heu und Stroh iſt hier Hauptzweck.
Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz
treten koͤnnen, ſo muß der Preis dieſer Produkte ſo hoch
ſteigen, daß das Land dadurch am hoͤchſten genutzt wird.
Das Korn iſt hier nur Nebenſache, denn dies kann we-
gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den
abgelegenen Kreiſen wohlfeiler gebauet werden. Man wuͤrde
den Kornbau ganz aufgeben, wenn dieſer nicht zur Ge-
winnung des Strohes nothwendig waͤre, und man opfert
durch dickes Saͤen einen Theil der Kornernte auf, um
nur mehr Stroh zu erhalten.

Außer dem Heu und Stroh muß dieſer Kreis die
Stadt noch mit allen den Produkten verſehen, die durch
den Transport aus einer weiten Entfernung zu koſtbar
werden. Dieſe ſind: Kartoffeln, Kohl, Ruͤben, gruͤner
Klee u. m. a.

Die kleinen, nicht verkaͤuflichen Kartoffeln, und der
Abfall von Kohl, Ruͤben u. ſ. w. koͤnnen als Futter fuͤr
die Milchkuͤhe hier ebenfalls am hoͤchſten benutzt werden.

Reine Brache findet in dieſem Diſtrikte aus zwei
verſchiedenen Urſachen nicht ſtatt: erſtens, weil die Land-
rente zu hoch iſt, um einen großen Theil des Feldes un-
benutzt laſſen zu duͤrfen; zweitens, weil durch den unbe-
ſchraͤnkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens ſo
hoch gehoben werden kann, daß die Gewaͤchſe, auch ohne
die ſorgfaͤltige Bearbeitung des Bodens durch die Brache,
dem Maximum ihres moͤglichen Ertrages nahe kommen.

Man wird die Fruͤchte ſo hintereinander folgen laſ-
ſen, daß jedes Gewaͤchs den Boden in einem fuͤr daſſelbe
guͤnſtigen Zuſtande vorfindet; aber man wird nicht, des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0018" n="4"/>
          <p>Dies gibt die&#x017F;em Krei&#x017F;e das Uebergewicht u&#x0364;ber die<lb/>
entferntern, und macht es mo&#x0364;glich, daß hier Produkte ver-<lb/>
kauft werden ko&#x0364;nnen, die die andern Krei&#x017F;e zur Erhal-<lb/>
tung der Fruchtbarkeit des Bodens &#x017F;elb&#x017F;t behalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Verkauf von Heu und Stroh i&#x017F;t hier Hauptzweck.<lb/>
Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz<lb/>
treten ko&#x0364;nnen, &#x017F;o muß der Preis die&#x017F;er Produkte &#x017F;o hoch<lb/>
&#x017F;teigen, daß das Land dadurch am ho&#x0364;ch&#x017F;ten genutzt wird.<lb/>
Das Korn i&#x017F;t hier nur Neben&#x017F;ache, denn dies kann we-<lb/>
gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den<lb/>
abgelegenen Krei&#x017F;en wohlfeiler gebauet werden. Man wu&#x0364;rde<lb/>
den Kornbau ganz aufgeben, wenn die&#x017F;er nicht zur Ge-<lb/>
winnung des Strohes nothwendig wa&#x0364;re, und man opfert<lb/>
durch dickes Sa&#x0364;en einen Theil der Kornernte auf, um<lb/>
nur mehr Stroh zu erhalten.</p><lb/>
          <p>Außer dem Heu und Stroh muß die&#x017F;er Kreis die<lb/>
Stadt noch mit allen den Produkten ver&#x017F;ehen, die durch<lb/>
den Transport aus einer weiten Entfernung zu ko&#x017F;tbar<lb/>
werden. Die&#x017F;e &#x017F;ind: Kartoffeln, Kohl, Ru&#x0364;ben, gru&#x0364;ner<lb/>
Klee u. m. a.</p><lb/>
          <p>Die kleinen, nicht verka&#x0364;uflichen Kartoffeln, und der<lb/>
Abfall von Kohl, Ru&#x0364;ben u. &#x017F;. w. ko&#x0364;nnen als Futter fu&#x0364;r<lb/>
die Milchku&#x0364;he hier ebenfalls am ho&#x0364;ch&#x017F;ten benutzt werden.</p><lb/>
          <p>Reine Brache findet in die&#x017F;em Di&#x017F;trikte aus zwei<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Ur&#x017F;achen nicht &#x017F;tatt: er&#x017F;tens, weil die Land-<lb/>
rente zu hoch i&#x017F;t, um einen großen Theil des Feldes un-<lb/>
benutzt la&#x017F;&#x017F;en zu du&#x0364;rfen; zweitens, weil durch den unbe-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens &#x017F;o<lb/>
hoch gehoben werden kann, daß die Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, auch ohne<lb/>
die &#x017F;orgfa&#x0364;ltige Bearbeitung des Bodens durch die Brache,<lb/>
dem Maximum ihres mo&#x0364;glichen Ertrages nahe kommen.</p><lb/>
          <p>Man wird die Fru&#x0364;chte &#x017F;o hintereinander folgen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß jedes Gewa&#x0364;chs den Boden in einem fu&#x0364;r da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigen Zu&#x017F;tande vorfindet; aber man wird nicht, des<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0018] Dies gibt dieſem Kreiſe das Uebergewicht uͤber die entferntern, und macht es moͤglich, daß hier Produkte ver- kauft werden koͤnnen, die die andern Kreiſe zur Erhal- tung der Fruchtbarkeit des Bodens ſelbſt behalten muͤſſen. Verkauf von Heu und Stroh iſt hier Hauptzweck. Da die entferntern Gegenden hierbei nicht in Konkurrenz treten koͤnnen, ſo muß der Preis dieſer Produkte ſo hoch ſteigen, daß das Land dadurch am hoͤchſten genutzt wird. Das Korn iſt hier nur Nebenſache, denn dies kann we- gen minderer Landrente und geringern Arbeitslohns in den abgelegenen Kreiſen wohlfeiler gebauet werden. Man wuͤrde den Kornbau ganz aufgeben, wenn dieſer nicht zur Ge- winnung des Strohes nothwendig waͤre, und man opfert durch dickes Saͤen einen Theil der Kornernte auf, um nur mehr Stroh zu erhalten. Außer dem Heu und Stroh muß dieſer Kreis die Stadt noch mit allen den Produkten verſehen, die durch den Transport aus einer weiten Entfernung zu koſtbar werden. Dieſe ſind: Kartoffeln, Kohl, Ruͤben, gruͤner Klee u. m. a. Die kleinen, nicht verkaͤuflichen Kartoffeln, und der Abfall von Kohl, Ruͤben u. ſ. w. koͤnnen als Futter fuͤr die Milchkuͤhe hier ebenfalls am hoͤchſten benutzt werden. Reine Brache findet in dieſem Diſtrikte aus zwei verſchiedenen Urſachen nicht ſtatt: erſtens, weil die Land- rente zu hoch iſt, um einen großen Theil des Feldes un- benutzt laſſen zu duͤrfen; zweitens, weil durch den unbe- ſchraͤnkten Ankauf des Dungs die Kraft des Bodens ſo hoch gehoben werden kann, daß die Gewaͤchſe, auch ohne die ſorgfaͤltige Bearbeitung des Bodens durch die Brache, dem Maximum ihres moͤglichen Ertrages nahe kommen. Man wird die Fruͤchte ſo hintereinander folgen laſ- ſen, daß jedes Gewaͤchs den Boden in einem fuͤr daſſelbe guͤnſtigen Zuſtande vorfindet; aber man wird nicht, des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/18
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/18>, abgerufen am 24.04.2024.