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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Vorrede.
bahrer Sophiste raisonnire/ und seine Un-
wissenheit für jedermans Augen lege. Jch
sehe aber wohl/ daß die Gedult nicht alle-
mahl zulänglich sey/ einen Menschen der
von einer eingebildeten Weißheit auffge-
blasen ist/ in seinen Schrancken zu halten/
und befinde mich dannenhero genöthiget/
auff ein Mittel bedacht zu seyn/ durch wel-
ches ihm der Kützel ein wenig vertrieben
werde/ ohne daß ich mich genöthiget befin-
de/ meinen ordentlichen Verrichtungen
etwas abzubrechen/ und mich mit ihme
und seines gleichen in unnöthige Streit-
Schrifften einzulassen. Solchergestalt
aber wird es wohl am besten seyn/ daß ich
einen von meinen Auditoribus, der nur ein
wenig meine Vernunfft-Lehre begriffen/
aufftrage/ diesen seinen Monat Martium
gegründet zu beantworten/ damit er sich
nicht ferner wie bishero geschehen/ weise
düncke/ und die jenigen/ so allbereit über
seine elenden Censuren gefrolocket/ erken-
nen mögen/ daß ihre Freude unzeitig/ und
ohne Grund gewesen. Dieser sol ihm mit
Gottes Hülffe aus seinen eigenen Unter-
redungen beweisen/ daß alles/ was ich bis-

hero

Vorrede.
bahrer Sophiſte raiſonnire/ und ſeine Un-
wiſſenheit fuͤr jedermans Augen lege. Jch
ſehe aber wohl/ daß die Gedult nicht alle-
mahl zulaͤnglich ſey/ einen Menſchen der
von einer eingebildeten Weißheit auffge-
blaſen iſt/ in ſeinen Schrancken zu halten/
und befinde mich dannenhero genoͤthiget/
auff ein Mittel bedacht zu ſeyn/ durch wel-
ches ihm der Kuͤtzel ein wenig vertrieben
werde/ ohne daß ich mich genoͤthiget befin-
de/ meinen ordentlichen Verrichtungen
etwas abzubrechen/ und mich mit ihme
und ſeines gleichen in unnoͤthige Streit-
Schrifften einzulaſſen. Solchergeſtalt
aber wird es wohl am beſten ſeyn/ daß ich
einen von meinen Auditoribus, der nur ein
wenig meine Vernunfft-Lehre begriffen/
aufftrage/ dieſen ſeinen Monat Martium
gegruͤndet zu beantworten/ damit er ſich
nicht ferner wie bishero geſchehen/ weiſe
duͤncke/ und die jenigen/ ſo allbereit uͤber
ſeine elenden Cenſuren gefrolocket/ erken-
nen moͤgen/ daß ihre Freude unzeitig/ und
ohne Grund geweſen. Dieſer ſol ihm mit
Gottes Huͤlffe aus ſeinen eigenen Unter-
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[0030] Vorrede. bahrer Sophiſte raiſonnire/ und ſeine Un- wiſſenheit fuͤr jedermans Augen lege. Jch ſehe aber wohl/ daß die Gedult nicht alle- mahl zulaͤnglich ſey/ einen Menſchen der von einer eingebildeten Weißheit auffge- blaſen iſt/ in ſeinen Schrancken zu halten/ und befinde mich dannenhero genoͤthiget/ auff ein Mittel bedacht zu ſeyn/ durch wel- ches ihm der Kuͤtzel ein wenig vertrieben werde/ ohne daß ich mich genoͤthiget befin- de/ meinen ordentlichen Verrichtungen etwas abzubrechen/ und mich mit ihme und ſeines gleichen in unnoͤthige Streit- Schrifften einzulaſſen. Solchergeſtalt aber wird es wohl am beſten ſeyn/ daß ich einen von meinen Auditoribus, der nur ein wenig meine Vernunfft-Lehre begriffen/ aufftrage/ dieſen ſeinen Monat Martium gegruͤndet zu beantworten/ damit er ſich nicht ferner wie bishero geſchehen/ weiſe duͤncke/ und die jenigen/ ſo allbereit uͤber ſeine elenden Cenſuren gefrolocket/ erken- nen moͤgen/ daß ihre Freude unzeitig/ und ohne Grund geweſen. Dieſer ſol ihm mit Gottes Huͤlffe aus ſeinen eigenen Unter- redungen beweiſen/ daß alles/ was ich bis- hero

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/30>, abgerufen am 28.03.2024.