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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 1. H. von der Geschickligkeit
greifft/ darff er nicht zweiffeln/ ja die innerli-
che beywohnende Versicherung läst ihn nicht
einmahl einen Zweiffel zu/ wenn er schon sol-
ches gerne thun wolte. Denn es wäre auch
vergebens durch einen Zweiffel suchen dasje-
nige zu begreiffen was man schon begreifft:
Z. e. daß dieser Thurm viereckt/ dieser Stock
gerade sey/ daß zweymahl 3. sechse seyn/ daß
das gantze grösser sey als ein Theil u. s. w.

52. Dannenhero siehestu verhoffentlich gantz
deutlich/ daß du mit deinen Zweiffel zu weit
gehen würdest/ wenn du zweiffeln woltest/ ob
du wachetest? Ob du Hände oder Füsse
habest?
Ob die gemeinesten und leichtesten
mathematischen Regeln wahr seyn? Denn
diese exempel sind eben so gewiß/ nnd alsobald
zu begreiffen als jene.

53. Ja wenn du auch an dergleichen un-
streitigen Warheiten zweiffeln woltest/ wür-
destu nimmermehr zu Erkentniß der Grund-
Warheiten gelangen/ weil durch eben diesel-
bigen der Mensch die Grund-Warheiten
findet.

54. Alle der gleichen propositiones nun must
du vondeinen Zweiffel ausnehmen/ und es ist
nicht nöthig/ daß man dir dieselben specificire,

weil

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
greifft/ darff er nicht zweiffeln/ ja die innerli-
che beywohnende Verſicherung laͤſt ihn nicht
einmahl einen Zweiffel zu/ wenn er ſchon ſol-
ches gerne thun wolte. Denn es waͤre auch
vergebens durch einen Zweiffel ſuchen dasje-
nige zu begreiffen was man ſchon begreifft:
Z. e. daß dieſer Thurm viereckt/ dieſer Stock
gerade ſey/ daß zweymahl 3. ſechſe ſeyn/ daß
das gantze groͤſſer ſey als ein Theil u. ſ. w.

52. Dannenhero ſieheſtu verhoffentlich gantz
deutlich/ daß du mit deinen Zweiffel zu weit
gehen wuͤrdeſt/ wenn du zweiffeln wolteſt/ ob
du wacheteſt? Ob du Haͤnde oder Fuͤſſe
habeſt?
Ob die gemeineſten und leichteſten
mathematiſchen Regeln wahr ſeyn? Deñ
dieſe exempel ſind eben ſo gewiß/ nnd alſobald
zu begreiffen als jene.

53. Ja wenn du auch an dergleichen un-
ſtreitigen Warheiten zweiffeln wolteſt/ wuͤr-
deſtu nimmermehr zu Erkentniß der Grund-
Warheiten gelangen/ weil durch eben dieſel-
bigen der Menſch die Grund-Warheiten
findet.

54. Alle der gleichen propoſitiones nun muſt
du vondeinen Zweiffel ausnehmen/ und es iſt
nicht noͤthig/ daß man dir dieſelben ſpecificire,

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[24/0050] Das 1. H. von der Geſchickligkeit greifft/ darff er nicht zweiffeln/ ja die innerli- che beywohnende Verſicherung laͤſt ihn nicht einmahl einen Zweiffel zu/ wenn er ſchon ſol- ches gerne thun wolte. Denn es waͤre auch vergebens durch einen Zweiffel ſuchen dasje- nige zu begreiffen was man ſchon begreifft: Z. e. daß dieſer Thurm viereckt/ dieſer Stock gerade ſey/ daß zweymahl 3. ſechſe ſeyn/ daß das gantze groͤſſer ſey als ein Theil u. ſ. w. 52. Dannenhero ſieheſtu verhoffentlich gantz deutlich/ daß du mit deinen Zweiffel zu weit gehen wuͤrdeſt/ wenn du zweiffeln wolteſt/ ob du wacheteſt? Ob du Haͤnde oder Fuͤſſe habeſt? Ob die gemeineſten und leichteſten mathematiſchen Regeln wahr ſeyn? Deñ dieſe exempel ſind eben ſo gewiß/ nnd alſobald zu begreiffen als jene. 53. Ja wenn du auch an dergleichen un- ſtreitigen Warheiten zweiffeln wolteſt/ wuͤr- deſtu nimmermehr zu Erkentniß der Grund- Warheiten gelangen/ weil durch eben dieſel- bigen der Menſch die Grund-Warheiten findet. 54. Alle der gleichen propoſitiones nun muſt du vondeinen Zweiffel ausnehmen/ und es iſt nicht noͤthig/ daß man dir dieſelben ſpecificire, weil

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/50>, abgerufen am 29.03.2024.