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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 1. H. von der Geschickligkeit
Nachdencken zu erforschen/ billig an/ weil
dieses eben das Stücke der Vernunfft-Lehre
ist/ welches weiset/ wie man seinen Verstand
recht brauchen
solle; massen denn die an-
dern 4. itzt erwehnten Theile lehren/ wie ich
mit meinen Verstand andern dienen solle.
Wie soll ich aber andern dienen/ wenn ich
mir selbst damit nicht helffen kan?

7. Zu dem so weiset auch die weitläufftige
Betrachtung derer Jrrthümer im vorigen
Capitel/ daß ich in Ausübung der Vernunfft-
Lehre allerdings von mir selbst den Anfang ma-
chen/ und mir selbst den Balcken aus dem Au-
ge ziehen müsse/ weil ich befinde/ daß ich ja so
wohl voll Jrrthümer stecke als andere Men-
schen.

8. Nun wohl dann/ fo wollen wir in GOt-
tes Nahmen sehen/ was bey der eigenen me-
ditir
ung zu beobachten sey. Aber ich muß dich
zuförderst betrachten/ ob du auch zur praxi
der Vernunfft-Lehre geschickt seyst/ oder du
must dich vielmehr selber prüfen/ ob du dasje-
nige/ was hierzu erfordert wird/ zu praesti-
r
en gedenckest.

9. Du siehest noch sehr jung aus/ und wie
ich von dir vernehme/ so bist du erst 17. Jahr

alt.

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
Nachdencken zu erforſchen/ billig an/ weil
dieſes eben das Stuͤcke der Vernunfft-Lehre
iſt/ welches weiſet/ wie man ſeinen Verſtand
recht brauchen
ſolle; maſſen denn die an-
dern 4. itzt erwehnten Theile lehren/ wie ich
mit meinen Verſtand andern dienen ſolle.
Wie ſoll ich aber andern dienen/ wenn ich
mir ſelbſt damit nicht helffen kan?

7. Zu dem ſo weiſet auch die weitlaͤufftige
Betrachtung derer Jrrthuͤmer im vorigen
Capitel/ daß ich in Ausuͤbung der Vernunfft-
Lehre allerdings von mir ſelbſt den Anfang ma-
chen/ und mir ſelbſt den Balcken aus dem Au-
ge ziehen muͤſſe/ weil ich befinde/ daß ich ja ſo
wohl voll Jrrthuͤmer ſtecke als andere Men-
ſchen.

8. Nun wohl dann/ fo wollen wir in GOt-
tes Nahmen ſehen/ was bey der eigenen me-
ditir
ung zu beobachten ſey. Aber ich muß dich
zufoͤrderſt betrachten/ ob du auch zur praxi
der Vernunfft-Lehre geſchickt ſeyſt/ oder du
muſt dich vielmehr ſelber pruͤfen/ ob du dasje-
nige/ was hierzu erfordert wird/ zu præſti-
r
en gedenckeſt.

9. Du ſieheſt noch ſehr jung aus/ und wie
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[8/0034] Das 1. H. von der Geſchickligkeit Nachdencken zu erforſchen/ billig an/ weil dieſes eben das Stuͤcke der Vernunfft-Lehre iſt/ welches weiſet/ wie man ſeinen Verſtand recht brauchen ſolle; maſſen denn die an- dern 4. itzt erwehnten Theile lehren/ wie ich mit meinen Verſtand andern dienen ſolle. Wie ſoll ich aber andern dienen/ wenn ich mir ſelbſt damit nicht helffen kan? 7. Zu dem ſo weiſet auch die weitlaͤufftige Betrachtung derer Jrrthuͤmer im vorigen Capitel/ daß ich in Ausuͤbung der Vernunfft- Lehre allerdings von mir ſelbſt den Anfang ma- chen/ und mir ſelbſt den Balcken aus dem Au- ge ziehen muͤſſe/ weil ich befinde/ daß ich ja ſo wohl voll Jrrthuͤmer ſtecke als andere Men- ſchen. 8. Nun wohl dann/ fo wollen wir in GOt- tes Nahmen ſehen/ was bey der eigenen me- ditirung zu beobachten ſey. Aber ich muß dich zufoͤrderſt betrachten/ ob du auch zur praxi der Vernunfft-Lehre geſchickt ſeyſt/ oder du muſt dich vielmehr ſelber pruͤfen/ ob du dasje- nige/ was hierzu erfordert wird/ zu præſti- ren gedenckeſt. 9. Du ſieheſt noch ſehr jung aus/ und wie ich von dir vernehme/ ſo biſt du erſt 17. Jahr alt.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/34>, abgerufen am 28.03.2024.