Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

nach denen untersch. Mein. der Gelehr.
denschafften; da doch der Verstand so wohl seine
thätigen Gedancken hat/ wenn nemlich der
Mensch mit Vorsatz was meditiret/ als der Wille
seine leidenden/ wenn er nemlich von affecten an-
getrieben ist. a)

42. Was wir sonsten bey denen Meinungen
des Cartesii, der Gassendisten/ der Stoicker und der
Peripateticorum zu erinnern haben/ werden wir
füglicher bey folgenden Capiteln in Formirung
einer deutlichen Beschreibung und accurateren
Eintheilung der affecten an gehörigen Orte erin-
nern. Nur dieses wollen wir noch mit wenigen
erinnern/ daß es sehr lächerlich heraus komme/
wenn z. e. die Stoicker und Aristotelici mit einan-
der
von denen Fragen: Ob die affecten böse seyn?
Ob sie ausgetilget werden können? Ob die Be-
stien affecten haben? u. s. w. disputiren/ weil sie
nicht von einerley Sache streiten/ indem sie die
affecten gantz auf eine entschiedene Weise be-
schreiben/ und so zusagen einer von Aepffeln/ der
andere von Birnen redet. Wiewohl auch diesen
Fehler Seneca zum öfftern begehet. Jedoch ist auch
nicht zu läugnen/ daß der Stoicker Lehre besser
aneinander hänget als der
Peripateticorum,
als die man mit ihrem eigenen Schwerdte schla-
gen und weisen kan/ daß die Bestien keine
affecten haben.

Das
a) vide Einleitung zur Vernunfft-Lehre cap. 3.
num. 67. 68.
E 3

nach denen unterſch. Mein. der Gelehr.
denſchafften; da doch der Verſtand ſo wohl ſeine
thaͤtigen Gedancken hat/ wenn nemlich der
Menſch mit Vorſatz was meditiret/ als der Wille
ſeine leidenden/ wenn er nemlich von affecten an-
getrieben iſt. a)

42. Was wir ſonſten bey denen Meinungen
des Carteſii, der Gaſſendiſten/ der Stoicker und der
Peripateticorum zu erinnern haben/ werden wir
fuͤglicher bey folgenden Capiteln in Formirung
einer deutlichen Beſchreibung und accurateren
Eintheilung der affecten an gehoͤrigen Orte erin-
nern. Nur dieſes wollen wir noch mit wenigen
erinnern/ daß es ſehr laͤcherlich heraus komme/
wenn z. e. die Stoicker und Aristotelici mit einan-
der
von denen Fragen: Ob die affecten boͤſe ſeyn?
Ob ſie ausgetilget werden koͤnnen? Ob die Be-
ſtien affecten haben? u. ſ. w. diſputiren/ weil ſie
nicht von einerley Sache ſtreiten/ indem ſie die
affecten gantz auf eine entſchiedene Weiſe be-
ſchreiben/ und ſo zuſagen einer von Aepffeln/ der
andere von Birnen redet. Wiewohl auch dieſen
Fehler Seneca zum oͤfftern begehet. Jedoch iſt auch
nicht zu laͤugnen/ daß der Stoicker Lehre beſſer
aneinander haͤnget als der
Peripateticorum,
als die man mit ihrem eigenen Schwerdte ſchla-
gen und weiſen kan/ daß die Beſtien keine
affecten haben.

Das
a) vide Einleitung zur Vernunfft-Lehre cap. 3.
num. 67. 68.
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="69"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach denen unter&#x017F;ch. Mein. der Gelehr.</hi></fw><lb/>
den&#x017F;chafften; da doch der Ver&#x017F;tand &#x017F;o wohl &#x017F;eine<lb/>
tha&#x0364;tigen Gedancken hat/ wenn nemlich der<lb/>
Men&#x017F;ch mit Vor&#x017F;atz was <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mediti</hi></hi>ret/ als der Wille<lb/>
&#x017F;eine leidenden/ wenn er nemlich von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en an-<lb/>
getrieben i&#x017F;t. <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vide</hi></hi> Einleitung zur Vernunfft-Lehre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cap. 3.<lb/>
num. 67. 68.</hi></hi></note></p><lb/>
        <p>42. Was wir &#x017F;on&#x017F;ten bey denen Meinungen<lb/>
des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carte&#x017F;ii,</hi></hi> der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ga&#x017F;&#x017F;endi</hi></hi>&#x017F;ten/ der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stoicker</hi></hi> und der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Peripateticorum</hi></hi> zu erinnern haben/ werden wir<lb/>
fu&#x0364;glicher bey folgenden Capiteln in Formirung<lb/>
einer deutlichen Be&#x017F;chreibung und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">accurate</hi></hi>ren<lb/>
Eintheilung der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en an geho&#x0364;rigen Orte erin-<lb/>
nern. Nur die&#x017F;es wollen wir noch mit wenigen<lb/>
erinnern/ daß es &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">la&#x0364;cherlich heraus komme/</hi><lb/>
wenn z. e. die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stoicker</hi></hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aristotelici</hi></hi> <hi rendition="#fr">mit einan-<lb/>
der</hi> von denen Fragen: Ob die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;eyn?<lb/>
Ob &#x017F;ie ausgetilget werden ko&#x0364;nnen? Ob die Be-<lb/>
&#x017F;tien <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en haben? u. &#x017F;. w. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;puti</hi></hi>ren/ weil &#x017F;ie<lb/>
nicht von einerley Sache &#x017F;treiten/ indem &#x017F;ie die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en gantz auf eine ent&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e be-<lb/>
&#x017F;chreiben/ und &#x017F;o zu&#x017F;agen einer von Aepffeln/ der<lb/>
andere von Birnen redet. Wiewohl auch die&#x017F;en<lb/>
Fehler <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Seneca</hi></hi> zum o&#x0364;fftern begehet. Jedoch i&#x017F;t auch<lb/>
nicht zu la&#x0364;ugnen/ daß <hi rendition="#fr">der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stoicker</hi></hi> <hi rendition="#fr">Lehre be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
aneinander ha&#x0364;nget als der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Peripateticorum,</hi></hi><lb/>
als die man mit ihrem eigenen Schwerdte &#x017F;chla-<lb/><hi rendition="#c">gen und wei&#x017F;en kan/ <hi rendition="#fr">daß die Be&#x017F;tien keine</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi><hi rendition="#fr">en haben</hi>.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0081] nach denen unterſch. Mein. der Gelehr. denſchafften; da doch der Verſtand ſo wohl ſeine thaͤtigen Gedancken hat/ wenn nemlich der Menſch mit Vorſatz was meditiret/ als der Wille ſeine leidenden/ wenn er nemlich von affecten an- getrieben iſt. a) 42. Was wir ſonſten bey denen Meinungen des Carteſii, der Gaſſendiſten/ der Stoicker und der Peripateticorum zu erinnern haben/ werden wir fuͤglicher bey folgenden Capiteln in Formirung einer deutlichen Beſchreibung und accurateren Eintheilung der affecten an gehoͤrigen Orte erin- nern. Nur dieſes wollen wir noch mit wenigen erinnern/ daß es ſehr laͤcherlich heraus komme/ wenn z. e. die Stoicker und Aristotelici mit einan- der von denen Fragen: Ob die affecten boͤſe ſeyn? Ob ſie ausgetilget werden koͤnnen? Ob die Be- ſtien affecten haben? u. ſ. w. diſputiren/ weil ſie nicht von einerley Sache ſtreiten/ indem ſie die affecten gantz auf eine entſchiedene Weiſe be- ſchreiben/ und ſo zuſagen einer von Aepffeln/ der andere von Birnen redet. Wiewohl auch dieſen Fehler Seneca zum oͤfftern begehet. Jedoch iſt auch nicht zu laͤugnen/ daß der Stoicker Lehre beſſer aneinander haͤnget als der Peripateticorum, als die man mit ihrem eigenen Schwerdte ſchla- gen und weiſen kan/ daß die Beſtien keine affecten haben. Das a) vide Einleitung zur Vernunfft-Lehre cap. 3. num. 67. 68. E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/81
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/81>, abgerufen am 19.04.2024.