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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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böse Affecten zu dämpffen.
heit hierzu/ als z. e. dem Hof-Leben immer je
mehr und mehr entziehen. 6. Wird er Freunde
suchen/ die an der äusserlichen Ehre nicht han-
gen/ sondern leutselig und gedultig seyn/ und er
wird sich üben/ mehr Leuten die seines gleichen
seynd/ oder geringern/ und von denen er keine
Beförderung oder Ruhm zu gewarten hat/ als
Vornehmen und Mächtigen zu dienen u. s. w.

28. Endlich ein Geld-Geitziger wird be-
trachten 1. Was vor ein eiteles und mühseliges
Vergnügen in Besitzung vielen Geldes und Gu-
tes bestehe: Und daß ein Mensch sehr wenig
Vermögen vonnöthen habe/ vergnügt zu leben/
wie nicht weniger/ daß die Lust/ die am Geld sel-
ber hängt/ sehr unvernünfftig sey. 2. Daß viel
mehrers Vergnügen und viel weniger Sorge
und Bekümmernüß bey einem solchen Zustand
sey/ da man nicht viel Geld besitzet. 3. Daß
das Leben derer/ die reich werden wollen/ voller
Sorge/ Arbeit und Kümmernüß sey. 4. Daß
endlich der Geld-Geitz noch mehrere Unruhe und
Sclaverey/ ja Schand und Schmach nach sich
ziehe. 5. Wird er die Gesellschafft geitziger Leu-
te und solche Gewerbe/ da man grossen Profit
machen kan/ meyden. 6. Vielmehr die Gesell-
schafft freygebiger- und uninteressirter Leute
suchen/ und solche Gewerbe vor die Hand neh-
men/ dabey nicht viel zu verdienen ist/ auch sich
üben freygebig zu seyn/ und solche Dienste zu

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boͤſe Affecten zu daͤmpffen.
heit hierzu/ als z. e. dem Hof-Leben immer je
mehr und mehr entziehen. 6. Wird er Freunde
ſuchen/ die an der aͤuſſerlichen Ehre nicht han-
gen/ ſondern leutſelig und gedultig ſeyn/ und er
wird ſich uͤben/ mehr Leuten die ſeines gleichen
ſeynd/ oder geringern/ und von denen er keine
Befoͤrderung oder Ruhm zu gewarten hat/ als
Vornehmen und Maͤchtigen zu dienen u. ſ. w.

28. Endlich ein Geld-Geitziger wird be-
trachten 1. Was vor ein eiteles und muͤhſeliges
Vergnuͤgen in Beſitzung vielen Geldes und Gu-
tes beſtehe: Und daß ein Menſch ſehr wenig
Vermoͤgen vonnoͤthen habe/ vergnuͤgt zu leben/
wie nicht weniger/ daß die Luſt/ die am Geld ſel-
ber haͤngt/ ſehr unvernuͤnfftig ſey. 2. Daß viel
mehrers Vergnuͤgen und viel weniger Sorge
und Bekuͤmmernuͤß bey einem ſolchen Zuſtand
ſey/ da man nicht viel Geld beſitzet. 3. Daß
das Leben derer/ die reich werden wollen/ voller
Sorge/ Arbeit und Kuͤmmernuͤß ſey. 4. Daß
endlich der Geld-Geitz noch mehrere Unruhe und
Sclaverey/ ja Schand und Schmach nach ſich
ziehe. 5. Wird er die Geſellſchafft geitziger Leu-
te und ſolche Gewerbe/ da man groſſen Profit
machen kan/ meyden. 6. Vielmehr die Geſell-
ſchafft freygebiger- und uninteresſirter Leute
ſuchen/ und ſolche Gewerbe vor die Hand neh-
men/ dabey nicht viel zu verdienen iſt/ auch ſich
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[485/0497] boͤſe Affecten zu daͤmpffen. heit hierzu/ als z. e. dem Hof-Leben immer je mehr und mehr entziehen. 6. Wird er Freunde ſuchen/ die an der aͤuſſerlichen Ehre nicht han- gen/ ſondern leutſelig und gedultig ſeyn/ und er wird ſich uͤben/ mehr Leuten die ſeines gleichen ſeynd/ oder geringern/ und von denen er keine Befoͤrderung oder Ruhm zu gewarten hat/ als Vornehmen und Maͤchtigen zu dienen u. ſ. w. 28. Endlich ein Geld-Geitziger wird be- trachten 1. Was vor ein eiteles und muͤhſeliges Vergnuͤgen in Beſitzung vielen Geldes und Gu- tes beſtehe: Und daß ein Menſch ſehr wenig Vermoͤgen vonnoͤthen habe/ vergnuͤgt zu leben/ wie nicht weniger/ daß die Luſt/ die am Geld ſel- ber haͤngt/ ſehr unvernuͤnfftig ſey. 2. Daß viel mehrers Vergnuͤgen und viel weniger Sorge und Bekuͤmmernuͤß bey einem ſolchen Zuſtand ſey/ da man nicht viel Geld beſitzet. 3. Daß das Leben derer/ die reich werden wollen/ voller Sorge/ Arbeit und Kuͤmmernuͤß ſey. 4. Daß endlich der Geld-Geitz noch mehrere Unruhe und Sclaverey/ ja Schand und Schmach nach ſich ziehe. 5. Wird er die Geſellſchafft geitziger Leu- te und ſolche Gewerbe/ da man groſſen Profit machen kan/ meyden. 6. Vielmehr die Geſell- ſchafft freygebiger- und uninteresſirter Leute ſuchen/ und ſolche Gewerbe vor die Hand neh- men/ dabey nicht viel zu verdienen iſt/ auch ſich uͤben freygebig zu ſeyn/ und ſolche Dienſte zu lei- H h 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/497>, abgerufen am 25.04.2024.