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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 12. H. Von der Vermischung
Vertrauen setzen/ und stets gewärtig seyn/ daß
ihm derselbe mitten in seinen Lebens-Regeln alle
Augenblicke von dieser Welt fordern könne.
Gleichergestalt wenn ein Mensch die politischen
Regeln die Erkäntnüß anderer Menschen
zu seinen und anderer Menschen Nutzen an-
zuwenden/
und seinen Schaden zu vermeiden
gebrauchet/ soll er es mit keiner andern intention
thun/ als derer Mittel/ die GOtt in die vernünff-
tige Natur gesetzet hat/ sich zu bedienen/ nicht a-
ber sich darauff zu verlassen oder zu vermeinen/
daß wenn er sich derselben so und so gebrauchte/ es
ihm nicht fehlen könte/ sondern/ daß er dadurch
sein Glück nothwendig befördern und die Gefahr
abwenden müsse. Weßhalben abermahl Gele-
genheit gegeben wird anzumercken/ wie nicht al-
leine vor eine gottlose/ sondern auch für eine sehr
unvernünfftige Lehre es zu halten ist/ wenn die
allzunaseweisen Politici lehren/ daß ein Mensch
sich sein eigen Glücke mache und desselben Meister
sey.

51. Denn daran kan man eben Gottes Pro-
viden
tz und seine Gerichte erkennen/ wenn ein
Mensch entweder wider die Regeln der Klugheit
etwas anfänget und gehet ihm doch glücklich
von statten/
oder wenn er so zu sagen auff ein
Haar nach denen Regeln des Menschlichen
Witzes sein Thun und Lassen eingerichtet und ge-
het ihm doch alles den Krebsgang: Oder GOtt
lässet es zuweilen ihm eine zeitlang so wohl nach

denen

Das 12. H. Von der Vermiſchung
Vertrauen ſetzen/ und ſtets gewaͤrtig ſeyn/ daß
ihm derſelbe mitten in ſeinen Lebens-Regeln alle
Augenblicke von dieſer Welt fordern koͤnne.
Gleichergeſtalt wenn ein Menſch die politiſchen
Regeln die Erkaͤntnuͤß anderer Menſchen
zu ſeinen und anderer Menſchen Nutzen an-
zuwenden/
und ſeinen Schaden zu vermeiden
gebrauchet/ ſoll er es mit keiner andern intention
thun/ als derer Mittel/ die GOtt in die vernuͤnff-
tige Natur geſetzet hat/ ſich zu bedienen/ nicht a-
ber ſich darauff zu verlaſſen oder zu vermeinen/
daß wenn er ſich derſelben ſo und ſo gebrauchte/ es
ihm nicht fehlen koͤnte/ ſondern/ daß er dadurch
ſein Gluͤck nothwendig befoͤrdern und die Gefahr
abwenden muͤſſe. Weßhalben abermahl Gele-
genheit gegeben wird anzumercken/ wie nicht al-
leine vor eine gottloſe/ ſondern auch fuͤr eine ſehr
unvernuͤnfftige Lehre es zu halten iſt/ wenn die
allzunaſeweiſen Politici lehren/ daß ein Menſch
ſich ſein eigen Gluͤcke mache und deſſelben Meiſter
ſey.

51. Denn daran kan man eben Gottes Pro-
viden
tz und ſeine Gerichte erkennen/ wenn ein
Menſch entweder wider die Regeln der Klugheit
etwas anfaͤnget und gehet ihm doch gluͤcklich
von ſtatten/
oder wenn er ſo zu ſagen auff ein
Haar nach denen Regeln des Menſchlichen
Witzes ſein Thun und Laſſen eingerichtet und ge-
het ihm doch alles den Krebsgang: Oder GOtt
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[374/0386] Das 12. H. Von der Vermiſchung Vertrauen ſetzen/ und ſtets gewaͤrtig ſeyn/ daß ihm derſelbe mitten in ſeinen Lebens-Regeln alle Augenblicke von dieſer Welt fordern koͤnne. Gleichergeſtalt wenn ein Menſch die politiſchen Regeln die Erkaͤntnuͤß anderer Menſchen zu ſeinen und anderer Menſchen Nutzen an- zuwenden/ und ſeinen Schaden zu vermeiden gebrauchet/ ſoll er es mit keiner andern intention thun/ als derer Mittel/ die GOtt in die vernuͤnff- tige Natur geſetzet hat/ ſich zu bedienen/ nicht a- ber ſich darauff zu verlaſſen oder zu vermeinen/ daß wenn er ſich derſelben ſo und ſo gebrauchte/ es ihm nicht fehlen koͤnte/ ſondern/ daß er dadurch ſein Gluͤck nothwendig befoͤrdern und die Gefahr abwenden muͤſſe. Weßhalben abermahl Gele- genheit gegeben wird anzumercken/ wie nicht al- leine vor eine gottloſe/ ſondern auch fuͤr eine ſehr unvernuͤnfftige Lehre es zu halten iſt/ wenn die allzunaſeweiſen Politici lehren/ daß ein Menſch ſich ſein eigen Gluͤcke mache und deſſelben Meiſter ſey. 51. Denn daran kan man eben Gottes Pro- videntz und ſeine Gerichte erkennen/ wenn ein Menſch entweder wider die Regeln der Klugheit etwas anfaͤnget und gehet ihm doch gluͤcklich von ſtatten/ oder wenn er ſo zu ſagen auff ein Haar nach denen Regeln des Menſchlichen Witzes ſein Thun und Laſſen eingerichtet und ge- het ihm doch alles den Krebsgang: Oder GOtt laͤſſet es zuweilen ihm eine zeitlang ſo wohl nach denen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/386>, abgerufen am 25.04.2024.