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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daraus fliessenden Untug.
reden/ als welche unmittelbar aus seiner versoffe-
nen und fräßigen Geilheit herrühret/ und durch
selbige/ nach Anleitung der hinter dem 7. Haupt-
stück befindlichen Tabelle, auch hauptsächlich
von der vernünfftigen Liebe entschieden
wird.
Durch die Verschwendung wird all-
hierverstanden/ was der Mensch auff sich selb-
sten unnöthig wendet.
Die Natur ist mit
wenigen vergnüget:
Wer zur Noth Was-
ser/ Brodt oder Wurtzeln zu essen/ ein gantz Kleid/
auch von geringen Tuch auff dem Leibe hat/ und
in einen mäßigen und reinlichen Hüttgen/ wenn
es auch von Leimen ist/ sich wieder Frost und Hi-
tze schützen kan/ hat nicht Ursache zu klagen/ daß
ihm GOTT nicht seinen Unterhalt verschaffe.
Und wem kan es daran mangeln/ wenn er gesund
ist und arbeiten will/ wenn er auch schon Weib
und Kind hat? Also hat er das übrige alles nicht
nöthig.
Und also ersparet ein solcher Mensch
Ausgaben für Bier/ Wein/ Fleisch/ Vorrath
an Kleidern/ kostbare mobilien/ prächtige und ge-
mächliche Wohnungen/ und andere überflüßige
Dinge/ welches die Welt mit vielerley Nahmen/
als galanterien/ Gerade/ Bibliotheqven/ Kunst-
Kammern u. s. w. beleget.

30. Ein Wollüstiger hingegen ist mit der
Gemächligkeit/ die ihm GOtt nach seinen Stan-
de und Vermögen vergönnet/ nicht zu frieden/
sondern er verschwendet das Geld unnöthig/ und
schaffet sich öffters alles zum Uberfluß und

zu sei-
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und denen daraus flieſſenden Untug.
reden/ als welche unmittelbar aus ſeiner verſoffe-
nen und fraͤßigen Geilheit herruͤhret/ und durch
ſelbige/ nach Anleitung der hinter dem 7. Haupt-
ſtuͤck befindlichen Tabelle, auch hauptſaͤchlich
von der vernuͤnfftigen Liebe entſchieden
wird.
Durch die Verſchwendung wird all-
hierverſtanden/ was der Menſch auff ſich ſelb-
ſten unnoͤthig wendet.
Die Natur iſt mit
wenigen vergnuͤget:
Wer zur Noth Waſ-
ſer/ Brodt oder Wurtzeln zu eſſen/ ein gantz Kleid/
auch von geringen Tuch auff dem Leibe hat/ und
in einen maͤßigen und reinlichen Huͤttgen/ wenn
es auch von Leimen iſt/ ſich wieder Froſt und Hi-
tze ſchuͤtzen kan/ hat nicht Urſache zu klagen/ daß
ihm GOTT nicht ſeinen Unterhalt verſchaffe.
Und wem kan es daran mangeln/ wenn er geſund
iſt und arbeiten will/ wenn er auch ſchon Weib
uñ Kind hat? Alſo hat er das uͤbrige alles nicht
noͤthig.
Und alſo erſparet ein ſolcher Menſch
Ausgaben fuͤr Bier/ Wein/ Fleiſch/ Vorrath
an Kleidern/ koſtbare mobilien/ praͤchtige und ge-
maͤchliche Wohnungen/ und andere uͤberfluͤßige
Dinge/ welches die Welt mit vielerley Nahmen/
als galanterien/ Gerade/ Bibliotheqven/ Kunſt-
Kammern u. ſ. w. beleget.

30. Ein Wolluͤſtiger hingegen iſt mit der
Gemaͤchligkeit/ die ihm GOtt nach ſeinen Stan-
de und Vermoͤgen vergoͤnnet/ nicht zu frieden/
ſondern er verſchwendet das Geld unnoͤthig/ und
ſchaffet ſich oͤffters alles zum Uberfluß und

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[199/0211] und denen daraus flieſſenden Untug. reden/ als welche unmittelbar aus ſeiner verſoffe- nen und fraͤßigen Geilheit herruͤhret/ und durch ſelbige/ nach Anleitung der hinter dem 7. Haupt- ſtuͤck befindlichen Tabelle, auch hauptſaͤchlich von der vernuͤnfftigen Liebe entſchieden wird. Durch die Verſchwendung wird all- hierverſtanden/ was der Menſch auff ſich ſelb- ſten unnoͤthig wendet. Die Natur iſt mit wenigen vergnuͤget: Wer zur Noth Waſ- ſer/ Brodt oder Wurtzeln zu eſſen/ ein gantz Kleid/ auch von geringen Tuch auff dem Leibe hat/ und in einen maͤßigen und reinlichen Huͤttgen/ wenn es auch von Leimen iſt/ ſich wieder Froſt und Hi- tze ſchuͤtzen kan/ hat nicht Urſache zu klagen/ daß ihm GOTT nicht ſeinen Unterhalt verſchaffe. Und wem kan es daran mangeln/ wenn er geſund iſt und arbeiten will/ wenn er auch ſchon Weib uñ Kind hat? Alſo hat er das uͤbrige alles nicht noͤthig. Und alſo erſparet ein ſolcher Menſch Ausgaben fuͤr Bier/ Wein/ Fleiſch/ Vorrath an Kleidern/ koſtbare mobilien/ praͤchtige und ge- maͤchliche Wohnungen/ und andere uͤberfluͤßige Dinge/ welches die Welt mit vielerley Nahmen/ als galanterien/ Gerade/ Bibliotheqven/ Kunſt- Kammern u. ſ. w. beleget. 30. Ein Wolluͤſtiger hingegen iſt mit der Gemaͤchligkeit/ die ihm GOtt nach ſeinen Stan- de und Vermoͤgen vergoͤnnet/ nicht zu frieden/ ſondern er verſchwendet das Geld unnoͤthig/ und ſchaffet ſich oͤffters alles zum Uberfluß und zu ſei- N 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/211>, abgerufen am 28.03.2024.