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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daraus fliessenden Untug.
Studiren eines Wohllüstigen beschaffen sey. n. 43. 44.
Ein Wollüstiger ist faul und zum Müßiggange geneigt/
n. 45. ein unbedachsamer Wäscher/ n. 46. Ein lieder-
licher Verschwender. n. 47. Einknechtischer Schmeich-
ler. n. 48. Ein ungedultiger Verzagier. n. 49. Ein
jähzorniger Weichhertziger. n. 50. Ein Kupler und Lu-
stigmacher. n. 51.

1.

DJe Wohllust wird auff vielerley Art ge-
nommen/ 1. figürlicher Weise vor das
ruhige Vergnügen des Gemüths/ o-
der die vernünfftige Liebe selbst/ wie etwann des
Epicuri Grund-Lehre von denen/ so ihn vertheidi-
diget/ pfleget ausgeleget zu werden. 2. Vor die
unvernünfftige Belustigung überhaupt der-
gestalt/ daß das Vergnügen eines Ehr- und Geld-
geitzigen darunter begriffen wird. 3. Vor die
unvernünfftige Belustigung/ die zwar dem Ehr-
geitz und Geldgeitz entgegen gesetzt wird/ aber
doch auch die unvernünfftige Belustigung
des dichtenden Verstandes
unter sich begreifft.
4. Vor die unvernünfftige Belustigung aller
äusserlichen Sinne des Leibes/
nehmlich des
Gesichts/ Gehörs/ Geruchs/ Geschmacks und
Gefühls. 5. Vor die Wohllust des Ge-
schmacks und Gefühls.

2. Hieher gehöret eigentlich der fünffte/
iedoch auch auff gewisse Masse der dritte und
vierdte Verstand/ und ist dannenhero die Wol-
lust
nichts anders/ als eine Gemüths-Neig-
ung/ die ihre Ruhe in stetswährender Ver-

än-
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und denen daraus flieſſenden Untug.
Studiren eines Wohlluͤſtigen beſchaffen ſey. n. 43. 44.
Ein Wolluͤſtiger iſt faul und zum Muͤßiggange geneigt/
n. 45. ein unbedachſamer Waͤſcher/ n. 46. Ein lieder-
licher Verſchwender. n. 47. Einknechtiſcher Schmeich-
ler. n. 48. Ein ungedultiger Verzagier. n. 49. Ein
jaͤhzorniger Weichhertziger. n. 50. Ein Kupler und Lu-
ſtigmacher. n. 51.

1.

DJe Wohlluſt wird auff vielerley Art ge-
nommen/ 1. figuͤrlicher Weiſe vor das
ruhige Vergnuͤgen des Gemuͤths/ o-
der die vernuͤnfftige Liebe ſelbſt/ wie etwann des
Epicuri Grund-Lehre von denen/ ſo ihn vertheidi-
diget/ pfleget ausgeleget zu werden. 2. Vor die
unvernuͤnfftige Beluſtigung uͤberhaupt der-
geſtalt/ daß das Vergnuͤgen eines Ehr- und Geld-
geitzigen darunter begriffen wird. 3. Vor die
unvernuͤnfftige Beluſtigung/ die zwar dem Ehr-
geitz und Geldgeitz entgegen geſetzt wird/ aber
doch auch die unvernuͤnfftige Beluſtigung
des dichtenden Verſtandes
unter ſich begreifft.
4. Vor die unvernuͤnfftige Beluſtigung aller
aͤuſſerlichen Sinne des Leibes/
nehmlich des
Geſichts/ Gehoͤrs/ Geruchs/ Geſchmacks und
Gefuͤhls. 5. Vor die Wohlluſt des Ge-
ſchmacks und Gefuͤhls.

2. Hieher gehoͤret eigentlich der fuͤnffte/
iedoch auch auff gewiſſe Maſſe der dritte und
vierdte Verſtand/ und iſt dannenhero die Wol-
luſt
nichts anders/ als eine Gemuͤths-Neig-
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[185/0197] und denen daraus flieſſenden Untug. Studiren eines Wohlluͤſtigen beſchaffen ſey. n. 43. 44. Ein Wolluͤſtiger iſt faul und zum Muͤßiggange geneigt/ n. 45. ein unbedachſamer Waͤſcher/ n. 46. Ein lieder- licher Verſchwender. n. 47. Einknechtiſcher Schmeich- ler. n. 48. Ein ungedultiger Verzagier. n. 49. Ein jaͤhzorniger Weichhertziger. n. 50. Ein Kupler und Lu- ſtigmacher. n. 51. 1. DJe Wohlluſt wird auff vielerley Art ge- nommen/ 1. figuͤrlicher Weiſe vor das ruhige Vergnuͤgen des Gemuͤths/ o- der die vernuͤnfftige Liebe ſelbſt/ wie etwann des Epicuri Grund-Lehre von denen/ ſo ihn vertheidi- diget/ pfleget ausgeleget zu werden. 2. Vor die unvernuͤnfftige Beluſtigung uͤberhaupt der- geſtalt/ daß das Vergnuͤgen eines Ehr- und Geld- geitzigen darunter begriffen wird. 3. Vor die unvernuͤnfftige Beluſtigung/ die zwar dem Ehr- geitz und Geldgeitz entgegen geſetzt wird/ aber doch auch die unvernuͤnfftige Beluſtigung des dichtenden Verſtandes unter ſich begreifft. 4. Vor die unvernuͤnfftige Beluſtigung aller aͤuſſerlichen Sinne des Leibes/ nehmlich des Geſichts/ Gehoͤrs/ Geruchs/ Geſchmacks und Gefuͤhls. 5. Vor die Wohlluſt des Ge- ſchmacks und Gefuͤhls. 2. Hieher gehoͤret eigentlich der fuͤnffte/ iedoch auch auff gewiſſe Maſſe der dritte und vierdte Verſtand/ und iſt dannenhero die Wol- luſt nichts anders/ als eine Gemuͤths-Neig- ung/ die ihre Ruhe in ſtetswaͤhrender Ver- aͤn- M 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/197>, abgerufen am 20.04.2024.