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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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eigentlich beschrieben werden müssen.
allzuhefftigen Bewegung der äuserlichen
Cörper/
oder aus einer gar zu empfindlichen
Veränderung der empfindlichen Dinge.

56. Aus einer allzuhefftigen Bewegung
entstehen die Affecten/ die z. e. auff die Sehung
des Blitzes/ auff das Anhören des Donners/
auff den Geruch scharffer distillirter Sachen/ auff
den Geschmack dergleichen Dinge/ und auff
das Gefühle brennender Dinge/ oder der geilen
Lust folgen.

57. Durch die allzuempfindliche Ver-
änderung empfindlicher Dinge
wird das Her-
tze gerühret/ wenn z. e. man einen allzufinstern
mit einem allzuhellen Ort/ oder Wechsels-weise
verwechselt/ wenn man eine Music höret/ unge-
wohnten Geruch/ er sey nun lieblich oder stin-
ckend/ riechet/ in Geschmack der Speise und
Trancks/ und im Gefühl der Hitze und des Fro-
stes allzuempfindliche Abwechselung treibet.

58. Diese beyden Arten der natürlichen Ein-
drückungen sind darinnen unterschieden. Bey
einer jeden hefftigen Bewegung ist auch eine em-
pfindliche Veränderung empfindlicher Dinge/
aber bey einer jeden empfindlichen Veränderung
empfindlicher Dinge ist nicht allemahl eine heffti-
ge Bewegung.

59. So sind sie auch in Ansehung ihrer
Würckungen unterschieden.
Die allzuheffti-
ge Bewegung erwocket bey allen Menschen

Ge-
G

eigentlich beſchrieben werden muͤſſen.
allzuhefftigen Bewegung der aͤuſerlichen
Coͤrper/
oder aus einer gar zu empfindlichen
Veraͤnderung der empfindlichen Dinge.

56. Aus einer allzuhefftigen Bewegung
entſtehen die Affecten/ die z. e. auff die Sehung
des Blitzes/ auff das Anhoͤren des Donners/
auff den Geruch ſcharffer diſtillirter Sachen/ auff
den Geſchmack dergleichen Dinge/ und auff
das Gefuͤhle brennender Dinge/ oder der geilen
Luſt folgen.

57. Durch die allzuempfindliche Ver-
aͤnderung empfindlicher Dinge
wird das Her-
tze geruͤhret/ wenn z. e. man einen allzufinſtern
mit einem allzuhellen Ort/ oder Wechſels-weiſe
verwechſelt/ wenn man eine Muſic hoͤret/ unge-
wohnten Geruch/ er ſey nun lieblich oder ſtin-
ckend/ riechet/ in Geſchmack der Speiſe und
Trancks/ und im Gefuͤhl der Hitze und des Fro-
ſtes allzuempfindliche Abwechſelung treibet.

58. Dieſe beyden Arten der natuͤrlichen Ein-
druͤckungen ſind darinnen unterſchieden. Bey
einer jeden hefftigen Bewegung iſt auch eine em-
pfindliche Veraͤnderung empfindlicher Dinge/
aber bey einer jeden empfindlichen Veraͤnderung
empfindlicher Dinge iſt nicht allemahl eine heffti-
ge Bewegung.

59. So ſind ſie auch in Anſehung ihrer
Wuͤrckungen unterſchieden.
Die allzuheffti-
ge Bewegung erwocket bey allen Menſchen

Ge-
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[97/0109] eigentlich beſchrieben werden muͤſſen. allzuhefftigen Bewegung der aͤuſerlichen Coͤrper/ oder aus einer gar zu empfindlichen Veraͤnderung der empfindlichen Dinge. 56. Aus einer allzuhefftigen Bewegung entſtehen die Affecten/ die z. e. auff die Sehung des Blitzes/ auff das Anhoͤren des Donners/ auff den Geruch ſcharffer diſtillirter Sachen/ auff den Geſchmack dergleichen Dinge/ und auff das Gefuͤhle brennender Dinge/ oder der geilen Luſt folgen. 57. Durch die allzuempfindliche Ver- aͤnderung empfindlicher Dinge wird das Her- tze geruͤhret/ wenn z. e. man einen allzufinſtern mit einem allzuhellen Ort/ oder Wechſels-weiſe verwechſelt/ wenn man eine Muſic hoͤret/ unge- wohnten Geruch/ er ſey nun lieblich oder ſtin- ckend/ riechet/ in Geſchmack der Speiſe und Trancks/ und im Gefuͤhl der Hitze und des Fro- ſtes allzuempfindliche Abwechſelung treibet. 58. Dieſe beyden Arten der natuͤrlichen Ein- druͤckungen ſind darinnen unterſchieden. Bey einer jeden hefftigen Bewegung iſt auch eine em- pfindliche Veraͤnderung empfindlicher Dinge/ aber bey einer jeden empfindlichen Veraͤnderung empfindlicher Dinge iſt nicht allemahl eine heffti- ge Bewegung. 59. So ſind ſie auch in Anſehung ihrer Wuͤrckungen unterſchieden. Die allzuheffti- ge Bewegung erwocket bey allen Menſchen Ge- G

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/109>, abgerufen am 29.03.2024.