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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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kleinen Gerste oft der Fall war. Dagegen gab
sie in andern Jahren 11 -- 12 Scheffel. Frei-
lich würde ich keinem rathen, sie auf diesen Bo-
den in die Stoppel zu säen, die im Frühjahre
mehrere Furchen erhalten muß. Denn es ist
hier eine unerläßliche Bedingung, daß sie mög-
lichst früh in die dem Boden erhaltene Winter-
feuchtigkeit gesäet werde, damit sie den Acker be-
schatte, wenn die heiße trockene Witterung ein-
tritt. Dies wird auf folgende Weise bewirkt:

Der nach der Kartoffelernte umgepflügte
Acker bleibt rauh liegen, wird im Frühjahr, so-
bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge-
egget und dann sogleich mit der Gerste besäet.
Diese wird bloß mit dem Exstirpator unterge-
bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe
Furche Klee eingesäet, dann erst geegget und dar-
auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geschiehet
das letztere jedoch erst wenn die Gerste heraus ist.
Diese Bestellungsart der Gerste ist manchem un-
glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pflü-
gen gewohnt sind, und es auch wirklich thun müs-
sen, wenn die Gerste gerathen soll. Hier aber
hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll-
kommenste Bereitung und Gaarheit erhalten; es
bedarf nur einer Erfrischung der Oberfläche und

kleinen Gerſte oft der Fall war. Dagegen gab
ſie in andern Jahren 11 — 12 Scheffel. Frei-
lich wuͤrde ich keinem rathen, ſie auf dieſen Bo-
den in die Stoppel zu ſaͤen, die im Fruͤhjahre
mehrere Furchen erhalten muß. Denn es iſt
hier eine unerlaͤßliche Bedingung, daß ſie moͤg-
lichſt fruͤh in die dem Boden erhaltene Winter-
feuchtigkeit geſaͤet werde, damit ſie den Acker be-
ſchatte, wenn die heiße trockene Witterung ein-
tritt. Dies wird auf folgende Weiſe bewirkt:

Der nach der Kartoffelernte umgepfluͤgte
Acker bleibt rauh liegen, wird im Fruͤhjahr, ſo-
bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge-
egget und dann ſogleich mit der Gerſte beſaͤet.
Dieſe wird bloß mit dem Exſtirpator unterge-
bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe
Furche Klee eingeſaͤet, dann erſt geegget und dar-
auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geſchiehet
das letztere jedoch erſt wenn die Gerſte heraus iſt.
Dieſe Beſtellungsart der Gerſte iſt manchem un-
glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pfluͤ-
gen gewohnt ſind, und es auch wirklich thun muͤſ-
ſen, wenn die Gerſte gerathen ſoll. Hier aber
hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll-
kommenſte Bereitung und Gaarheit erhalten; es
bedarf nur einer Erfriſchung der Oberflaͤche und

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[30/0047] kleinen Gerſte oft der Fall war. Dagegen gab ſie in andern Jahren 11 — 12 Scheffel. Frei- lich wuͤrde ich keinem rathen, ſie auf dieſen Bo- den in die Stoppel zu ſaͤen, die im Fruͤhjahre mehrere Furchen erhalten muß. Denn es iſt hier eine unerlaͤßliche Bedingung, daß ſie moͤg- lichſt fruͤh in die dem Boden erhaltene Winter- feuchtigkeit geſaͤet werde, damit ſie den Acker be- ſchatte, wenn die heiße trockene Witterung ein- tritt. Dies wird auf folgende Weiſe bewirkt: Der nach der Kartoffelernte umgepfluͤgte Acker bleibt rauh liegen, wird im Fruͤhjahr, ſo- bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge- egget und dann ſogleich mit der Gerſte beſaͤet. Dieſe wird bloß mit dem Exſtirpator unterge- bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe Furche Klee eingeſaͤet, dann erſt geegget und dar- auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geſchiehet das letztere jedoch erſt wenn die Gerſte heraus iſt. Dieſe Beſtellungsart der Gerſte iſt manchem un- glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pfluͤ- gen gewohnt ſind, und es auch wirklich thun muͤſ- ſen, wenn die Gerſte gerathen ſoll. Hier aber hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll- kommenſte Bereitung und Gaarheit erhalten; es bedarf nur einer Erfriſchung der Oberflaͤche und

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/47>, abgerufen am 29.03.2024.