Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

futter. Bei dieser Behandlung hatte der Hede-
rich so unbeschreiblich zugenommen, weil er in
der spät aufg brochenen Brache nicht zerstört
wurde, und sich im Sömmerungsfelde immer mehr
einsaamte. Es ist wirklich bewundernswürdig
welche Menge von Saamen dieses Ackerrettigs
im Erdboden stecken kann. Ich habe einen Erd-
kloß eines Gänseei's groß zerkrümelt auf einen
Blumentopf gestreuet, und es sind Hunderte von
Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Klö-
ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er
nicht, behält aber seine Keimkraft. Ich habe auf
einem Stück in einen Sommer sieben dichte Saa-
ten zerstört, ohne daß er merklich abgenommen
hätte. Dies Unkraut hat mir hier den meisten
Verdruß bei der Feldbestellung gemacht. Es ist
nicht so übel wie es aussieht, und schadet einer
kräftigen Saat nicht merklich. Aber es ist so
widrig, die Sommerselder immer erst eine Zeit-
lang gelb blühen zu sehen, bevor sie wieder grün
werden. Vermindert hat er sich jetzt bis zur
Unschädlichkeit, aber vertilget ist er noch nicht,
und es muß die größte Aufmerksamkeit darauf
verwendet werden, daß er nicht wieder überhand
nehme, indem man bald sein Hervorkeimen be-
fördert, um ihn zu zerstören, bald es verhindert,

2

futter. Bei dieſer Behandlung hatte der Hede-
rich ſo unbeſchreiblich zugenommen, weil er in
der ſpaͤt aufg brochenen Brache nicht zerſtoͤrt
wurde, und ſich im Soͤmmerungsfelde immer mehr
einſaamte. Es iſt wirklich bewundernswuͤrdig
welche Menge von Saamen dieſes Ackerrettigs
im Erdboden ſtecken kann. Ich habe einen Erd-
kloß eines Gaͤnſeei’s groß zerkruͤmelt auf einen
Blumentopf geſtreuet, und es ſind Hunderte von
Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Kloͤ-
ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er
nicht, behaͤlt aber ſeine Keimkraft. Ich habe auf
einem Stuͤck in einen Sommer ſieben dichte Saa-
ten zerſtoͤrt, ohne daß er merklich abgenommen
haͤtte. Dies Unkraut hat mir hier den meiſten
Verdruß bei der Feldbeſtellung gemacht. Es iſt
nicht ſo uͤbel wie es ausſieht, und ſchadet einer
kraͤftigen Saat nicht merklich. Aber es iſt ſo
widrig, die Sommerſelder immer erſt eine Zeit-
lang gelb bluͤhen zu ſehen, bevor ſie wieder gruͤn
werden. Vermindert hat er ſich jetzt bis zur
Unſchaͤdlichkeit, aber vertilget iſt er noch nicht,
und es muß die groͤßte Aufmerkſamkeit darauf
verwendet werden, daß er nicht wieder uͤberhand
nehme, indem man bald ſein Hervorkeimen be-
foͤrdert, um ihn zu zerſtoͤren, bald es verhindert,

2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="17"/>
futter. Bei die&#x017F;er Behandlung hatte der Hede-<lb/>
rich &#x017F;o unbe&#x017F;chreiblich zugenommen, weil er in<lb/>
der &#x017F;pa&#x0364;t aufg brochenen Brache nicht zer&#x017F;to&#x0364;rt<lb/>
wurde, und &#x017F;ich im So&#x0364;mmerungsfelde immer mehr<lb/>
ein&#x017F;aamte. Es i&#x017F;t wirklich bewundernswu&#x0364;rdig<lb/>
welche Menge von Saamen die&#x017F;es Ackerrettigs<lb/>
im Erdboden &#x017F;tecken kann. Ich habe einen Erd-<lb/>
kloß eines Ga&#x0364;n&#x017F;eei&#x2019;s groß zerkru&#x0364;melt auf einen<lb/>
Blumentopf ge&#x017F;treuet, und es &#x017F;ind Hunderte von<lb/>
Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Klo&#x0364;-<lb/>
ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er<lb/>
nicht, beha&#x0364;lt aber &#x017F;eine Keimkraft. Ich habe auf<lb/>
einem Stu&#x0364;ck in einen Sommer &#x017F;ieben dichte Saa-<lb/>
ten zer&#x017F;to&#x0364;rt, ohne daß er merklich abgenommen<lb/>
ha&#x0364;tte. Dies Unkraut hat mir hier den mei&#x017F;ten<lb/>
Verdruß bei der Feldbe&#x017F;tellung gemacht. Es i&#x017F;t<lb/>
nicht &#x017F;o u&#x0364;bel wie es aus&#x017F;ieht, und &#x017F;chadet einer<lb/>
kra&#x0364;ftigen Saat nicht merklich. Aber es i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
widrig, die Sommer&#x017F;elder immer er&#x017F;t eine Zeit-<lb/>
lang gelb blu&#x0364;hen zu &#x017F;ehen, bevor &#x017F;ie wieder gru&#x0364;n<lb/>
werden. Vermindert hat er &#x017F;ich jetzt bis zur<lb/>
Un&#x017F;cha&#x0364;dlichkeit, aber vertilget i&#x017F;t er noch nicht,<lb/>
und es muß die gro&#x0364;ßte Aufmerk&#x017F;amkeit darauf<lb/>
verwendet werden, daß er nicht wieder u&#x0364;berhand<lb/>
nehme, indem man bald &#x017F;ein Hervorkeimen be-<lb/>
fo&#x0364;rdert, um ihn zu zer&#x017F;to&#x0364;ren, bald es verhindert,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0034] futter. Bei dieſer Behandlung hatte der Hede- rich ſo unbeſchreiblich zugenommen, weil er in der ſpaͤt aufg brochenen Brache nicht zerſtoͤrt wurde, und ſich im Soͤmmerungsfelde immer mehr einſaamte. Es iſt wirklich bewundernswuͤrdig welche Menge von Saamen dieſes Ackerrettigs im Erdboden ſtecken kann. Ich habe einen Erd- kloß eines Gaͤnſeei’s groß zerkruͤmelt auf einen Blumentopf geſtreuet, und es ſind Hunderte von Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Kloͤ- ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er nicht, behaͤlt aber ſeine Keimkraft. Ich habe auf einem Stuͤck in einen Sommer ſieben dichte Saa- ten zerſtoͤrt, ohne daß er merklich abgenommen haͤtte. Dies Unkraut hat mir hier den meiſten Verdruß bei der Feldbeſtellung gemacht. Es iſt nicht ſo uͤbel wie es ausſieht, und ſchadet einer kraͤftigen Saat nicht merklich. Aber es iſt ſo widrig, die Sommerſelder immer erſt eine Zeit- lang gelb bluͤhen zu ſehen, bevor ſie wieder gruͤn werden. Vermindert hat er ſich jetzt bis zur Unſchaͤdlichkeit, aber vertilget iſt er noch nicht, und es muß die groͤßte Aufmerkſamkeit darauf verwendet werden, daß er nicht wieder uͤberhand nehme, indem man bald ſein Hervorkeimen be- foͤrdert, um ihn zu zerſtoͤren, bald es verhindert, 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/34
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/34>, abgerufen am 25.04.2024.