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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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gefressen haben. Einige sind besorgt, daß die
Kartoffeln, vor der Lammzeit gegeben, verlammen
bewirkten; aber dies ist gewiß eine ganz unge-
gründete Besorgniß bei mäßigem Genuß.

Einige rühmen die Benutzung des Brannt-
wein-Spüligts, selbst mit einer Zuchtschäferei,
als ganz besonders vortheilhaft. Wenn er sehr
mäßig gegeben wird, so mag es seyn. Aber
nach mannigfaltigen Erkundigungen, die ich über
Schäfereien zu meiner Belehrung eingezogen
habe, finde ich, daß in allen den Schäfereien, die
den Spüligt stark benutzen, die Sterblichkeit sehr
groß sey. Einige kenne ich, wo sich diese Sterb-
lichkeit fast durchaus auf nichts anders schie-
ben läßt.

Ich habe bisher das frühe Lammen im Fe-
bruar für das vortheilhafteste gehalten, wenn
man die säugenden Mütter, und hernach die
Lämmer, mit reichlichem Futter bis zur Weide-
zeit zu erhalten im Stande war. Nach genau-
erer Prüfung aller dabei zu berücksichtigenden
Verhältnisse, muß ich jetzt dem spätern Lammen
im März und Anfangs Aprils den Vorzug ge-
ben. Grünes Futter und Weide wirkt doch,
trotz dem besten Winterfutter, vorzüglich auf die
Milch. Die Lämmer können, ehe sie mit den

gefreſſen haben. Einige ſind beſorgt, daß die
Kartoffeln, vor der Lammzeit gegeben, verlammen
bewirkten; aber dies iſt gewiß eine ganz unge-
gruͤndete Beſorgniß bei maͤßigem Genuß.

Einige ruͤhmen die Benutzung des Brannt-
wein-Spuͤligts, ſelbſt mit einer Zuchtſchaͤferei,
als ganz beſonders vortheilhaft. Wenn er ſehr
maͤßig gegeben wird, ſo mag es ſeyn. Aber
nach mannigfaltigen Erkundigungen, die ich uͤber
Schaͤfereien zu meiner Belehrung eingezogen
habe, finde ich, daß in allen den Schaͤfereien, die
den Spuͤligt ſtark benutzen, die Sterblichkeit ſehr
groß ſey. Einige kenne ich, wo ſich dieſe Sterb-
lichkeit faſt durchaus auf nichts anders ſchie-
ben laͤßt.

Ich habe bisher das fruͤhe Lammen im Fe-
bruar fuͤr das vortheilhafteſte gehalten, wenn
man die ſaͤugenden Muͤtter, und hernach die
Laͤmmer, mit reichlichem Futter bis zur Weide-
zeit zu erhalten im Stande war. Nach genau-
erer Pruͤfung aller dabei zu beruͤckſichtigenden
Verhaͤltniſſe, muß ich jetzt dem ſpaͤtern Lammen
im Maͤrz und Anfangs Aprils den Vorzug ge-
ben. Gruͤnes Futter und Weide wirkt doch,
trotz dem beſten Winterfutter, vorzuͤglich auf die
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[226/0243] gefreſſen haben. Einige ſind beſorgt, daß die Kartoffeln, vor der Lammzeit gegeben, verlammen bewirkten; aber dies iſt gewiß eine ganz unge- gruͤndete Beſorgniß bei maͤßigem Genuß. Einige ruͤhmen die Benutzung des Brannt- wein-Spuͤligts, ſelbſt mit einer Zuchtſchaͤferei, als ganz beſonders vortheilhaft. Wenn er ſehr maͤßig gegeben wird, ſo mag es ſeyn. Aber nach mannigfaltigen Erkundigungen, die ich uͤber Schaͤfereien zu meiner Belehrung eingezogen habe, finde ich, daß in allen den Schaͤfereien, die den Spuͤligt ſtark benutzen, die Sterblichkeit ſehr groß ſey. Einige kenne ich, wo ſich dieſe Sterb- lichkeit faſt durchaus auf nichts anders ſchie- ben laͤßt. Ich habe bisher das fruͤhe Lammen im Fe- bruar fuͤr das vortheilhafteſte gehalten, wenn man die ſaͤugenden Muͤtter, und hernach die Laͤmmer, mit reichlichem Futter bis zur Weide- zeit zu erhalten im Stande war. Nach genau- erer Pruͤfung aller dabei zu beruͤckſichtigenden Verhaͤltniſſe, muß ich jetzt dem ſpaͤtern Lammen im Maͤrz und Anfangs Aprils den Vorzug ge- ben. Gruͤnes Futter und Weide wirkt doch, trotz dem beſten Winterfutter, vorzuͤglich auf die Milch. Die Laͤmmer koͤnnen, ehe ſie mit den

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/243>, abgerufen am 28.03.2024.