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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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vortheilhafter benutzt. Seitdem aber ist der Um-
satz des Mastviehes, durch verschiedene Conjunc-
turen, so ungünstig geworden, daß es gegen die
Kühe noch im Nachtheil zu stehen kommt. Da-
gegen scheint Aufzucht des Rindviehes vortheil-
hafter.

Es ist hier so eingerichtet, daß einige Kühe
zu jeder Jahreszeit kalben. Gleich beim ersten
Begehen wird darauf Rücksicht genommen, und
sie halten dann ziemlich dieselbe Jahreszeit. Im
Ganzen stehen fast so viele Kühe im Winter in
voller Milch, wie im Sommer. Dies geschiehet
bei uns um der Milch und frischen Tischbutter
willen, die viel gebraucht wird. Unter den ge-
wöhnlichen ländlichen Verhältnissen ist es aber
keineswegs vortheilhaft. Frischmilchende Kühe
geben beim mäßigen grünen Futter mehr Milch
als bei der stärksten Winterfutterung, und es ist
deshalb allerdings am vortheilhaftesten, sie kal-
ben zu lassen, wenn die Grünfutterung oder
Weide bald angehet; dann auf die Milch dieser
Kühe mitten im Winter Verzicht zu leisten und
sie etwas kärglicher zu futtern. Starke Winter-
futterung, um die Milch zu erzwingen, bezahlt
sich immer schlecht.

vortheilhafter benutzt. Seitdem aber iſt der Um-
ſatz des Maſtviehes, durch verſchiedene Conjunc-
turen, ſo unguͤnſtig geworden, daß es gegen die
Kuͤhe noch im Nachtheil zu ſtehen kommt. Da-
gegen ſcheint Aufzucht des Rindviehes vortheil-
hafter.

Es iſt hier ſo eingerichtet, daß einige Kuͤhe
zu jeder Jahreszeit kalben. Gleich beim erſten
Begehen wird darauf Ruͤckſicht genommen, und
ſie halten dann ziemlich dieſelbe Jahreszeit. Im
Ganzen ſtehen faſt ſo viele Kuͤhe im Winter in
voller Milch, wie im Sommer. Dies geſchiehet
bei uns um der Milch und friſchen Tiſchbutter
willen, die viel gebraucht wird. Unter den ge-
woͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen iſt es aber
keineswegs vortheilhaft. Friſchmilchende Kuͤhe
geben beim maͤßigen gruͤnen Futter mehr Milch
als bei der ſtaͤrkſten Winterfutterung, und es iſt
deshalb allerdings am vortheilhafteſten, ſie kal-
ben zu laſſen, wenn die Gruͤnfutterung oder
Weide bald angehet; dann auf die Milch dieſer
Kuͤhe mitten im Winter Verzicht zu leiſten und
ſie etwas kaͤrglicher zu futtern. Starke Winter-
futterung, um die Milch zu erzwingen, bezahlt
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[215/0232] vortheilhafter benutzt. Seitdem aber iſt der Um- ſatz des Maſtviehes, durch verſchiedene Conjunc- turen, ſo unguͤnſtig geworden, daß es gegen die Kuͤhe noch im Nachtheil zu ſtehen kommt. Da- gegen ſcheint Aufzucht des Rindviehes vortheil- hafter. Es iſt hier ſo eingerichtet, daß einige Kuͤhe zu jeder Jahreszeit kalben. Gleich beim erſten Begehen wird darauf Ruͤckſicht genommen, und ſie halten dann ziemlich dieſelbe Jahreszeit. Im Ganzen ſtehen faſt ſo viele Kuͤhe im Winter in voller Milch, wie im Sommer. Dies geſchiehet bei uns um der Milch und friſchen Tiſchbutter willen, die viel gebraucht wird. Unter den ge- woͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen iſt es aber keineswegs vortheilhaft. Friſchmilchende Kuͤhe geben beim maͤßigen gruͤnen Futter mehr Milch als bei der ſtaͤrkſten Winterfutterung, und es iſt deshalb allerdings am vortheilhafteſten, ſie kal- ben zu laſſen, wenn die Gruͤnfutterung oder Weide bald angehet; dann auf die Milch dieſer Kuͤhe mitten im Winter Verzicht zu leiſten und ſie etwas kaͤrglicher zu futtern. Starke Winter- futterung, um die Milch zu erzwingen, bezahlt ſich immer ſchlecht.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/232>, abgerufen am 23.04.2024.