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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Unglücksfälle sind bis dahin nur sehr mäßige und
gewöhnliche gewesen, und allerdings unter den
Kosten mit berechnet. Jener kleine Ueberschuß
deckt also die Gefahren außerordentlicher Un-
glücksfälle nicht, die mich nun seit Michaelis
1814 getroffen haben. Ich hatte im vorigen
Sommer meine Kuherei auf den höchsten Gip-
fel, lauter unter der eigenen Aufzucht ausgewählte
Thiere. Der Molkenertrag war im Sommer
weit höher als ich ihn je gehabt hatte. Mein
Verlust ist zwar bei den Kühen nicht so groß,
wie bei den Ochsen, gewesen, weil die Krankheit
später in den Kuhstalle kam, und ich auf das
wahre Heilmittel, das schnelle und starke
Blutlassen, verfiel. Ich habe nur 8 Stück Kühe
verloren; aber die meisten haben verkalbet, und
sind zwar in der Hinsicht zu einem die Erwar-
tung übertreffenden Milchertrage gekommen, der
aber die Kosten in diesem Jahre bei weitem nicht
decken kann.

Da ich wohl behaupten kann, daß meine
Kuhhaltung und Molkerei mit größter Vorsorge,
mit Sparsamkeit ohne Geiz betrieben werde, die
Rasse besonders schön, d. h. dem Zwecke höchst
angemessen sey, die Verhältnisse einer ländlichen
Molkerei-Benutzung günstig sind, und die Ko-

Ungluͤcksfaͤlle ſind bis dahin nur ſehr maͤßige und
gewoͤhnliche geweſen, und allerdings unter den
Koſten mit berechnet. Jener kleine Ueberſchuß
deckt alſo die Gefahren außerordentlicher Un-
gluͤcksfaͤlle nicht, die mich nun ſeit Michaelis
1814 getroffen haben. Ich hatte im vorigen
Sommer meine Kuherei auf den hoͤchſten Gip-
fel, lauter unter der eigenen Aufzucht ausgewaͤhlte
Thiere. Der Molkenertrag war im Sommer
weit hoͤher als ich ihn je gehabt hatte. Mein
Verluſt iſt zwar bei den Kuͤhen nicht ſo groß,
wie bei den Ochſen, geweſen, weil die Krankheit
ſpaͤter in den Kuhſtalle kam, und ich auf das
wahre Heilmittel, das ſchnelle und ſtarke
Blutlaſſen, verfiel. Ich habe nur 8 Stuͤck Kuͤhe
verloren; aber die meiſten haben verkalbet, und
ſind zwar in der Hinſicht zu einem die Erwar-
tung uͤbertreffenden Milchertrage gekommen, der
aber die Koſten in dieſem Jahre bei weitem nicht
decken kann.

Da ich wohl behaupten kann, daß meine
Kuhhaltung und Molkerei mit groͤßter Vorſorge,
mit Sparſamkeit ohne Geiz betrieben werde, die
Raſſe beſonders ſchoͤn, d. h. dem Zwecke hoͤchſt
angemeſſen ſey, die Verhaͤltniſſe einer laͤndlichen
Molkerei-Benutzung guͤnſtig ſind, und die Ko-

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[213/0230] Ungluͤcksfaͤlle ſind bis dahin nur ſehr maͤßige und gewoͤhnliche geweſen, und allerdings unter den Koſten mit berechnet. Jener kleine Ueberſchuß deckt alſo die Gefahren außerordentlicher Un- gluͤcksfaͤlle nicht, die mich nun ſeit Michaelis 1814 getroffen haben. Ich hatte im vorigen Sommer meine Kuherei auf den hoͤchſten Gip- fel, lauter unter der eigenen Aufzucht ausgewaͤhlte Thiere. Der Molkenertrag war im Sommer weit hoͤher als ich ihn je gehabt hatte. Mein Verluſt iſt zwar bei den Kuͤhen nicht ſo groß, wie bei den Ochſen, geweſen, weil die Krankheit ſpaͤter in den Kuhſtalle kam, und ich auf das wahre Heilmittel, das ſchnelle und ſtarke Blutlaſſen, verfiel. Ich habe nur 8 Stuͤck Kuͤhe verloren; aber die meiſten haben verkalbet, und ſind zwar in der Hinſicht zu einem die Erwar- tung uͤbertreffenden Milchertrage gekommen, der aber die Koſten in dieſem Jahre bei weitem nicht decken kann. Da ich wohl behaupten kann, daß meine Kuhhaltung und Molkerei mit groͤßter Vorſorge, mit Sparſamkeit ohne Geiz betrieben werde, die Raſſe beſonders ſchoͤn, d. h. dem Zwecke hoͤchſt angemeſſen ſey, die Verhaͤltniſſe einer laͤndlichen Molkerei-Benutzung guͤnſtig ſind, und die Ko-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/230>, abgerufen am 29.03.2024.