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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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hierhergebracht und hauptsächlich für das Ex-
perimentalische bestimmt hatte, verließ mich,
zu einem unüberlegten Ankauf eines Grund-
stücks verleitet. Mein ältester Sohn, der
schon mehrere Jahre die hiesige Wirthschaft
geführt hatte, ging, um sich in cameralistischen
Wissenschaften mehr auszubilden, nach der
Universität zu Berlin, ergriff aber, wie alle
meine Söhne, die Waffen, und hat seine
schwere aber glückliche militairische Laufbahn
nicht verlassen wollen. Er hatte die Wirth-
schaftsführung dem damaligen verdienstvollen
praktischen Lehrer beim Institut Herrn Koppe
übergeben. Da aber das Institut während
des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge-
schlossen ward, so trat dieser in einen seiner
Thätigkeit mehr angemessenen Wirkungskreis,
als ich ihm hier in diesen Zeiten geben konnte.

Glücklicherweise! muß ich sagen, war
mein anjetzt jüngster Sohn aus dem Feldzuge,
mit einer den rechten Arm fast lähmenden, zwi-
schen die Knochen geschlagenen, unausziehba-
ren Kugel zurück gekommen. Ohnerachtet er
sich anderen Wissenschaften gewidmet hatte,
so setzte ihn doch das vorzügliche Talent und
die Neigung, womit er von erster Kindheit an

hierhergebracht und hauptſaͤchlich fuͤr das Ex-
perimentaliſche beſtimmt hatte, verließ mich,
zu einem unuͤberlegten Ankauf eines Grund-
ſtuͤcks verleitet. Mein aͤlteſter Sohn, der
ſchon mehrere Jahre die hieſige Wirthſchaft
gefuͤhrt hatte, ging, um ſich in cameraliſtiſchen
Wiſſenſchaften mehr auszubilden, nach der
Univerſitaͤt zu Berlin, ergriff aber, wie alle
meine Soͤhne, die Waffen, und hat ſeine
ſchwere aber gluͤckliche militairiſche Laufbahn
nicht verlaſſen wollen. Er hatte die Wirth-
ſchaftsfuͤhrung dem damaligen verdienſtvollen
praktiſchen Lehrer beim Inſtitut Herrn Koppe
uͤbergeben. Da aber das Inſtitut waͤhrend
des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge-
ſchloſſen ward, ſo trat dieſer in einen ſeiner
Thaͤtigkeit mehr angemeſſenen Wirkungskreis,
als ich ihm hier in dieſen Zeiten geben konnte.

Gluͤcklicherweiſe! muß ich ſagen, war
mein anjetzt juͤngſter Sohn aus dem Feldzuge,
mit einer den rechten Arm faſt laͤhmenden, zwi-
ſchen die Knochen geſchlagenen, unausziehba-
ren Kugel zuruͤck gekommen. Ohnerachtet er
ſich anderen Wiſſenſchaften gewidmet hatte,
ſo ſetzte ihn doch das vorzuͤgliche Talent und
die Neigung, womit er von erſter Kindheit an

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[VII/0010] hierhergebracht und hauptſaͤchlich fuͤr das Ex- perimentaliſche beſtimmt hatte, verließ mich, zu einem unuͤberlegten Ankauf eines Grund- ſtuͤcks verleitet. Mein aͤlteſter Sohn, der ſchon mehrere Jahre die hieſige Wirthſchaft gefuͤhrt hatte, ging, um ſich in cameraliſtiſchen Wiſſenſchaften mehr auszubilden, nach der Univerſitaͤt zu Berlin, ergriff aber, wie alle meine Soͤhne, die Waffen, und hat ſeine ſchwere aber gluͤckliche militairiſche Laufbahn nicht verlaſſen wollen. Er hatte die Wirth- ſchaftsfuͤhrung dem damaligen verdienſtvollen praktiſchen Lehrer beim Inſtitut Herrn Koppe uͤbergeben. Da aber das Inſtitut waͤhrend des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge- ſchloſſen ward, ſo trat dieſer in einen ſeiner Thaͤtigkeit mehr angemeſſenen Wirkungskreis, als ich ihm hier in dieſen Zeiten geben konnte. Gluͤcklicherweiſe! muß ich ſagen, war mein anjetzt juͤngſter Sohn aus dem Feldzuge, mit einer den rechten Arm faſt laͤhmenden, zwi- ſchen die Knochen geſchlagenen, unausziehba- ren Kugel zuruͤck gekommen. Ohnerachtet er ſich anderen Wiſſenſchaften gewidmet hatte, ſo ſetzte ihn doch das vorzuͤgliche Talent und die Neigung, womit er von erſter Kindheit an

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/10>, abgerufen am 28.03.2024.