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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Es ruht zwischen zwei Brettern oder Latten, die an den Seiten
durchlöchert sind. Kreuzweis geführte Bänder schließen das Kind
ein und halten es fest. In diesem Lattengestell trägt die Mutter
auch das Kind auf dem Rücken und zwar an einem Bande, das
sie sich um die Stirn legt. Der Silberschmuck, der ziemlich reich
ist, wird von den Patagoniern heut meist aus Silberdollars durch
Hämmerung hergestellt und erinnert in seiner Form sehr an die
altperuanischen Schmuckstücke. Beide Geschlechter tätowieren sich
wohl noch Zeichen, aber dann nur am Oberarm, indem sie Asche

[Abbildung] Patagonier.
oder blaue Erde in die aufgeritzte Haut reiben. Früher war die
Tätowierung reichlicher und am reichsten bei den angesehensten
Tehueltschen; an ihre Stelle tritt jetzt mehr die Bemalung mit Ocker,
schwarzer Erde und Fett.

Als Europäer zum erstenmal die Gestade Patagoniens betraten,
waren die Eingeborenen noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet und
jagten die Guanakos zu Fuß. Wenige Jahrzehnte später waren
sie beritten und benutzten statt der ursprünglichen Waffen Lanze,
Bolas und Wurfschlinge. Die Bolas, die gefährlichste und zugleich
charakteristische Waffe der Patagonier, sind drei schwere Kugeln

Es ruht zwischen zwei Brettern oder Latten, die an den Seiten
durchlöchert sind. Kreuzweis geführte Bänder schließen das Kind
ein und halten es fest. In diesem Lattengestell trägt die Mutter
auch das Kind auf dem Rücken und zwar an einem Bande, das
sie sich um die Stirn legt. Der Silberschmuck, der ziemlich reich
ist, wird von den Patagoniern heut meist aus Silberdollars durch
Hämmerung hergestellt und erinnert in seiner Form sehr an die
altperuanischen Schmuckstücke. Beide Geschlechter tätowieren sich
wohl noch Zeichen, aber dann nur am Oberarm, indem sie Asche

[Abbildung] Patagonier.
oder blaue Erde in die aufgeritzte Haut reiben. Früher war die
Tätowierung reichlicher und am reichsten bei den angesehensten
Tehueltschen; an ihre Stelle tritt jetzt mehr die Bemalung mit Ocker,
schwarzer Erde und Fett.

Als Europäer zum erstenmal die Gestade Patagoniens betraten,
waren die Eingeborenen noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet und
jagten die Guanakos zu Fuß. Wenige Jahrzehnte später waren
sie beritten und benutzten statt der ursprünglichen Waffen Lanze,
Bolas und Wurfschlinge. Die Bolas, die gefährlichste und zugleich
charakteristische Waffe der Patagonier, sind drei schwere Kugeln

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[— 42 —/0046] Es ruht zwischen zwei Brettern oder Latten, die an den Seiten durchlöchert sind. Kreuzweis geführte Bänder schließen das Kind ein und halten es fest. In diesem Lattengestell trägt die Mutter auch das Kind auf dem Rücken und zwar an einem Bande, das sie sich um die Stirn legt. Der Silberschmuck, der ziemlich reich ist, wird von den Patagoniern heut meist aus Silberdollars durch Hämmerung hergestellt und erinnert in seiner Form sehr an die altperuanischen Schmuckstücke. Beide Geschlechter tätowieren sich wohl noch Zeichen, aber dann nur am Oberarm, indem sie Asche [Abbildung Patagonier.] oder blaue Erde in die aufgeritzte Haut reiben. Früher war die Tätowierung reichlicher und am reichsten bei den angesehensten Tehueltschen; an ihre Stelle tritt jetzt mehr die Bemalung mit Ocker, schwarzer Erde und Fett. Als Europäer zum erstenmal die Gestade Patagoniens betraten, waren die Eingeborenen noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet und jagten die Guanakos zu Fuß. Wenige Jahrzehnte später waren sie beritten und benutzten statt der ursprünglichen Waffen Lanze, Bolas und Wurfschlinge. Die Bolas, die gefährlichste und zugleich charakteristische Waffe der Patagonier, sind drei schwere Kugeln

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 42 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/46>, abgerufen am 20.04.2024.