Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
Japaner.

Die Japaner bewohnen das ostasiatische Inselreich, das aus
vier größeren und unzähligen kleinen Inseln besteht. Diese Inseln umzi umziehen das Japanische Meer in weitem, nach Westen geöffnetem Bogen. Die vier größeren Inseln sind Jesso, Hondo, Schikoku und
Kiuschiu, zu denen nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges
1905 noch die südliche Hälfte der Insel Sachalin gekommen ist.
Von den kleinen Inseln gehen die Kurilen am weitesten nach
Norden, bis Kamtschatka; nach Süden läuft die Riukiukette gen
Formosa hin. Japan liegt unter denselben Breiten wie Nordchina,
hat aber infolge der Inselnatur ein ozeanisches, darum milderes
Klima. Seine Lage ist eine glückliche, nur die nördlich gelegenen
Inseln Jesso und Sachalin sind weniger günstig gestellt und darum
auch dünner bevölkert. Die Inseln sind fast alle gebirgig, aber
die meist vulkanischen Gebirgszüge haben keine bedeutende Höhe
und sind durch breite, fruchtbare Ebenen geschieden, in denen
Reisbau, Teekultur und Seidenraupenzucht mit gutem Erfolg be-
trieben werden. Ein warmer Meeresstrom, von Süden kommend,
bespült die japanischen Gestade und erleichtert den Verkehr. Die
Japaner sind nicht die Ureinwohner des Landes, sondern von
Westen her über Korea eingewandert. Diese Halbinsel ist der
nächste Punkt des Festlandes und die Brücke, über welche die
Anfänge der Kultur ihren Weg von China aus zu dem japanischen
Inselreiche gefunden haben.

Die Japaner gehören der mongolischen Völkerfamilie an, haben
gelbe, nicht selten weiße Hautfarbe und sind von mittlerem Wuchs.
Ihr Haar ist schwarz und schlicht, auf dem Kopfe dicht und kräftig,
an anderen Körperteilen schwach und dünn. Japaner mit schönem
Vollbart bilden eine Ausnahme, denn in der Regel ist das Barthaar
spärlich. Der Kopf des Japaners erscheint mit Rücksicht auf den
Gesamtwuchs und im Vergleich mit dem Europäer groß, das Gesicht

Japaner.

Die Japaner bewohnen das ostasiatische Inselreich, das aus
vier größeren und unzähligen kleinen Inseln besteht. Diese Inseln umzi umziehen das Japanische Meer in weitem, nach Westen geöffnetem Bogen. Die vier größeren Inseln sind Jesso, Hondo, Schikoku und
Kiuschiu, zu denen nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges
1905 noch die südliche Hälfte der Insel Sachalin gekommen ist.
Von den kleinen Inseln gehen die Kurilen am weitesten nach
Norden, bis Kamtschatka; nach Süden läuft die Riukiukette gen
Formosa hin. Japan liegt unter denselben Breiten wie Nordchina,
hat aber infolge der Inselnatur ein ozeanisches, darum milderes
Klima. Seine Lage ist eine glückliche, nur die nördlich gelegenen
Inseln Jesso und Sachalin sind weniger günstig gestellt und darum
auch dünner bevölkert. Die Inseln sind fast alle gebirgig, aber
die meist vulkanischen Gebirgszüge haben keine bedeutende Höhe
und sind durch breite, fruchtbare Ebenen geschieden, in denen
Reisbau, Teekultur und Seidenraupenzucht mit gutem Erfolg be-
trieben werden. Ein warmer Meeresstrom, von Süden kommend,
bespült die japanischen Gestade und erleichtert den Verkehr. Die
Japaner sind nicht die Ureinwohner des Landes, sondern von
Westen her über Korea eingewandert. Diese Halbinsel ist der
nächste Punkt des Festlandes und die Brücke, über welche die
Anfänge der Kultur ihren Weg von China aus zu dem japanischen
Inselreiche gefunden haben.

Die Japaner gehören der mongolischen Völkerfamilie an, haben
gelbe, nicht selten weiße Hautfarbe und sind von mittlerem Wuchs.
Ihr Haar ist schwarz und schlicht, auf dem Kopfe dicht und kräftig,
an anderen Körperteilen schwach und dünn. Japaner mit schönem
Vollbart bilden eine Ausnahme, denn in der Regel ist das Barthaar
spärlich. Der Kopf des Japaners erscheint mit Rücksicht auf den
Gesamtwuchs und im Vergleich mit dem Europäer groß, das Gesicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0022" n="" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN733267742/00000022"/>
      <div n="1">
        <head>Japaner.</head><lb/>
        <p>Die Japaner bewohnen das <placeName>ostasiatische Inselreich</placeName>, das aus<lb/>
vier größeren und unzähligen kleinen Inseln besteht. Diese Inseln umzi umziehen das <placeName>Japanische Meer</placeName> in weitem, nach Westen geöffnetem Bogen. Die vier größeren Inseln sind <placeName>Jesso</placeName>, <placeName>Hondo</placeName>, <placeName>Schikoku</placeName> und<lb/><placeName>Kiuschiu</placeName>, zu denen nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges<lb/>
1905 noch die südliche Hälfte der Insel <placeName>Sachalin</placeName> gekommen ist.<lb/>
Von den kleinen Inseln gehen die <placeName>Kurilen</placeName> am weitesten nach<lb/>
Norden, bis <placeName>Kamtschatka</placeName>; nach Süden läuft die <placeName>Riukiukette</placeName> gen<lb/><placeName>Formosa</placeName> hin. Japan liegt unter denselben Breiten wie <placeName>Nordchina</placeName>,<lb/>
hat aber infolge der Inselnatur ein ozeanisches, darum milderes<lb/>
Klima. Seine Lage ist eine glückliche, nur die nördlich gelegenen<lb/>
Inseln <placeName>Jesso</placeName> und <placeName>Sachalin</placeName> sind weniger günstig gestellt und darum<lb/>
auch dünner bevölkert. Die Inseln sind fast alle gebirgig, aber<lb/>
die meist vulkanischen Gebirgszüge haben keine bedeutende Höhe<lb/>
und sind durch breite, fruchtbare Ebenen geschieden, in denen<lb/>
Reisbau, Teekultur und Seidenraupenzucht mit gutem Erfolg be-<lb/>
trieben werden. Ein warmer Meeresstrom, von Süden kommend,<lb/>
bespült die japanischen Gestade und erleichtert den Verkehr. Die<lb/>
Japaner sind nicht die Ureinwohner des Landes, sondern von<lb/>
Westen her über <placeName>Korea</placeName> eingewandert. Diese Halbinsel ist der<lb/>
nächste Punkt des Festlandes und die Brücke, über welche die<lb/>
Anfänge der Kultur ihren Weg von <placeName>China</placeName> aus zu dem japanischen<lb/>
Inselreiche gefunden haben.</p><lb/>
        <p>Die Japaner gehören der mongolischen Völkerfamilie an, haben<lb/>
gelbe, nicht selten weiße Hautfarbe und sind von mittlerem Wuchs.<lb/>
Ihr Haar ist schwarz und schlicht, auf dem Kopfe dicht und kräftig,<lb/>
an anderen Körperteilen schwach und dünn. Japaner mit schönem<lb/>
Vollbart bilden eine Ausnahme, denn in der Regel ist das Barthaar<lb/>
spärlich. Der Kopf des Japaners erscheint mit Rücksicht auf den<lb/>
Gesamtwuchs und im Vergleich mit dem Europäer groß, das Gesicht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[/0022] Japaner. Die Japaner bewohnen das ostasiatische Inselreich, das aus vier größeren und unzähligen kleinen Inseln besteht. Diese Inseln umzi umziehen das Japanische Meer in weitem, nach Westen geöffnetem Bogen. Die vier größeren Inseln sind Jesso, Hondo, Schikoku und Kiuschiu, zu denen nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges 1905 noch die südliche Hälfte der Insel Sachalin gekommen ist. Von den kleinen Inseln gehen die Kurilen am weitesten nach Norden, bis Kamtschatka; nach Süden läuft die Riukiukette gen Formosa hin. Japan liegt unter denselben Breiten wie Nordchina, hat aber infolge der Inselnatur ein ozeanisches, darum milderes Klima. Seine Lage ist eine glückliche, nur die nördlich gelegenen Inseln Jesso und Sachalin sind weniger günstig gestellt und darum auch dünner bevölkert. Die Inseln sind fast alle gebirgig, aber die meist vulkanischen Gebirgszüge haben keine bedeutende Höhe und sind durch breite, fruchtbare Ebenen geschieden, in denen Reisbau, Teekultur und Seidenraupenzucht mit gutem Erfolg be- trieben werden. Ein warmer Meeresstrom, von Süden kommend, bespült die japanischen Gestade und erleichtert den Verkehr. Die Japaner sind nicht die Ureinwohner des Landes, sondern von Westen her über Korea eingewandert. Diese Halbinsel ist der nächste Punkt des Festlandes und die Brücke, über welche die Anfänge der Kultur ihren Weg von China aus zu dem japanischen Inselreiche gefunden haben. Die Japaner gehören der mongolischen Völkerfamilie an, haben gelbe, nicht selten weiße Hautfarbe und sind von mittlerem Wuchs. Ihr Haar ist schwarz und schlicht, auf dem Kopfe dicht und kräftig, an anderen Körperteilen schwach und dünn. Japaner mit schönem Vollbart bilden eine Ausnahme, denn in der Regel ist das Barthaar spärlich. Der Kopf des Japaners erscheint mit Rücksicht auf den Gesamtwuchs und im Vergleich mit dem Europäer groß, das Gesicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-07-21T13:10:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-21T13:10:17Z)
CLARIN-D: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/22
Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/22>, abgerufen am 28.03.2024.