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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Verbindung
die erste wird der physicalische oder natürliche
Einfluß genennet, die zweyte der geistliche Ein-
fluß, und die dritte die vorherbestimmte Har-
monie oder Uebereinstimmung. Die erste,
die man den physicalischen Einfluß nennt, ist
aus dem Anschein der Sinne und den daher
kommenden Betrüglichkeiten hergenommen,
weil es den Anschein hat, als wenn die Ge-
genstände vor dem Gesicht, welche die Au-
gen reitzen oder berühren, in die Gedanken
einflößen, und selbige hervorbrächten; des-
gleichen als wenn die Reden, welche die Oh-
ren berühren, in das Gemüth (Mentem) ein-
flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben
so ist es auch mit dem Geruch, Geschmack
und Gefühl: weil die Werkzeuge dieser
Sinnen die Berührungen, die aus der Welt
auf sie übergehen, erstlich annehmen, und
nach Beschaffenheit der angeregten Neigun-
gen derselben das Gemüth (Mens) zu denken
und auch zu wollen scheinet, so glaubten da-
her die alten Philosophen und Scholastiker,
der Einfluß von derselbigen würde in die See-
le (Animam) übergeleitet, und schlossen also
auf die Hypothese vom physicalischen oder
natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche
der geistliche, und von einigen auch der gele-
genheitliche Einfluß genennet wird, ist aus
der Ordnung und derselben Gesetzen herge-
nommen; weil die Seele (Anima) eine geist-
liche Substanz oder Wesen, und daher rei-

ner,

Von der Verbindung
die erſte wird der phyſicaliſche oder natürliche
Einfluß genennet, die zweyte der geiſtliche Ein-
fluß, und die dritte die vorherbeſtimmte Har-
monie oder Uebereinſtimmung. Die erſte,
die man den phyſicaliſchen Einfluß nennt, iſt
aus dem Anſchein der Sinne und den daher
kommenden Betrüglichkeiten hergenommen,
weil es den Anſchein hat, als wenn die Ge-
genſtände vor dem Geſicht, welche die Au-
gen reitzen oder berühren, in die Gedanken
einflößen, und ſelbige hervorbrächten; des-
gleichen als wenn die Reden, welche die Oh-
ren berühren, in das Gemüth (Mentem) ein-
flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben
ſo iſt es auch mit dem Geruch, Geſchmack
und Gefühl: weil die Werkzeuge dieſer
Sinnen die Berührungen, die aus der Welt
auf ſie übergehen, erſtlich annehmen, und
nach Beſchaffenheit der angeregten Neigun-
gen derſelben das Gemüth (Mens) zu denken
und auch zu wollen ſcheinet, ſo glaubten da-
her die alten Philoſophen und Scholaſtiker,
der Einfluß von derſelbigen würde in die See-
le (Animam) übergeleitet, und ſchloſſen alſo
auf die Hypotheſe vom phyſicaliſchen oder
natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche
der geiſtliche, und von einigen auch der gele-
genheitliche Einfluß genennet wird, iſt aus
der Ordnung und derſelben Geſetzen herge-
nommen; weil die Seele (Anima) eine geiſt-
liche Subſtanz oder Weſen, und daher rei-

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[2[4]/0008] Von der Verbindung die erſte wird der phyſicaliſche oder natürliche Einfluß genennet, die zweyte der geiſtliche Ein- fluß, und die dritte die vorherbeſtimmte Har- monie oder Uebereinſtimmung. Die erſte, die man den phyſicaliſchen Einfluß nennt, iſt aus dem Anſchein der Sinne und den daher kommenden Betrüglichkeiten hergenommen, weil es den Anſchein hat, als wenn die Ge- genſtände vor dem Geſicht, welche die Au- gen reitzen oder berühren, in die Gedanken einflößen, und ſelbige hervorbrächten; des- gleichen als wenn die Reden, welche die Oh- ren berühren, in das Gemüth (Mentem) ein- flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben ſo iſt es auch mit dem Geruch, Geſchmack und Gefühl: weil die Werkzeuge dieſer Sinnen die Berührungen, die aus der Welt auf ſie übergehen, erſtlich annehmen, und nach Beſchaffenheit der angeregten Neigun- gen derſelben das Gemüth (Mens) zu denken und auch zu wollen ſcheinet, ſo glaubten da- her die alten Philoſophen und Scholaſtiker, der Einfluß von derſelbigen würde in die See- le (Animam) übergeleitet, und ſchloſſen alſo auf die Hypotheſe vom phyſicaliſchen oder natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche der geiſtliche, und von einigen auch der gele- genheitliche Einfluß genennet wird, iſt aus der Ordnung und derſelben Geſetzen herge- nommen; weil die Seele (Anima) eine geiſt- liche Subſtanz oder Weſen, und daher rei- ner,

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 2[4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/8>, abgerufen am 20.04.2024.