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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
Unschuld ist; diese Unschuld ist der Endzweck von
allem ihren Unterricht und Fortgang; wenn sie
dahero zu der Weisheits Unschuld kommen, so-
dann wird mit ihnen die Kindheits Unschuld, die
ihnen inzwischen zur Grundlage gedienet hatte,
verbunden. Es wurde mir vorgestellt, wie die
Unschuld der Kinder beschaffen, nämlich durch
etwas Hölzernes, so fast leblos war, welches
lebendig wird, so wie sie durch die Erkänntnisse
des Wahren und durch die Neigungen zum Gu-
ten vollkommen gemacht werden; und hernach
wurde vorgestellt, wie die ächte Unschuld beschaf-
fen, nämlich durch ein überaus schönes Kind, so
lauter Leben und nackend war: denn selbst die
Unschuldigen, welche im innersten Himmel,
und also dem Herrn am nächsten sind, erscheinen
vor den Augen der andern Engel nicht anders,
als wie Kinder, und einige nackend, denn die Un-
schuld wird durch die Blöße, deren sie sich nicht
schämen, vorgestellt; als wie von dem ersten
Menschen und seinem Weibe im Paradiese 1. B.
Mos. 2, v. 25 gelesen wird; weswegen diese, da
der Zustand ihrer Unschuld verloren gegangen, sich
der Blöße schämten und sich versteckten, Cap. 3,
7. 10. 11. Mit einem Wort, je weiser die En-
gel sind, desto unschuldiger sind sie, und je un-
schuldiger sie sind, desto mehr kommen sie sich wie
Kinder vor; daher kommt es nun, daß die Kind-
heit in dem Wort die Unschuld bedeutet, man
lese Num. 278.

342. Jch

Vom Himmel.
Unſchuld iſt; dieſe Unſchuld iſt der Endzweck von
allem ihren Unterricht und Fortgang; wenn ſie
dahero zu der Weisheits Unſchuld kommen, ſo-
dann wird mit ihnen die Kindheits Unſchuld, die
ihnen inzwiſchen zur Grundlage gedienet hatte,
verbunden. Es wurde mir vorgeſtellt, wie die
Unſchuld der Kinder beſchaffen, naͤmlich durch
etwas Hoͤlzernes, ſo faſt leblos war, welches
lebendig wird, ſo wie ſie durch die Erkaͤnntniſſe
des Wahren und durch die Neigungen zum Gu-
ten vollkommen gemacht werden; und hernach
wurde vorgeſtellt, wie die aͤchte Unſchuld beſchaf-
fen, naͤmlich durch ein uͤberaus ſchoͤnes Kind, ſo
lauter Leben und nackend war: denn ſelbſt die
Unſchuldigen, welche im innerſten Himmel,
und alſo dem Herrn am naͤchſten ſind, erſcheinen
vor den Augen der andern Engel nicht anders,
als wie Kinder, und einige nackend, denn die Un-
ſchuld wird durch die Bloͤße, deren ſie ſich nicht
ſchaͤmen, vorgeſtellt; als wie von dem erſten
Menſchen und ſeinem Weibe im Paradieſe 1. B.
Moſ. 2, v. 25 geleſen wird; weswegen dieſe, da
der Zuſtand ihrer Unſchuld verloren gegangen, ſich
der Bloͤße ſchaͤmten und ſich verſteckten, Cap. 3,
7. 10. 11. Mit einem Wort, je weiſer die En-
gel ſind, deſto unſchuldiger ſind ſie, und je un-
ſchuldiger ſie ſind, deſto mehr kommen ſie ſich wie
Kinder vor; daher kommt es nun, daß die Kind-
heit in dem Wort die Unſchuld bedeutet, man
leſe Num. 278.

342. Jch
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[45/0044] Vom Himmel. Unſchuld iſt; dieſe Unſchuld iſt der Endzweck von allem ihren Unterricht und Fortgang; wenn ſie dahero zu der Weisheits Unſchuld kommen, ſo- dann wird mit ihnen die Kindheits Unſchuld, die ihnen inzwiſchen zur Grundlage gedienet hatte, verbunden. Es wurde mir vorgeſtellt, wie die Unſchuld der Kinder beſchaffen, naͤmlich durch etwas Hoͤlzernes, ſo faſt leblos war, welches lebendig wird, ſo wie ſie durch die Erkaͤnntniſſe des Wahren und durch die Neigungen zum Gu- ten vollkommen gemacht werden; und hernach wurde vorgeſtellt, wie die aͤchte Unſchuld beſchaf- fen, naͤmlich durch ein uͤberaus ſchoͤnes Kind, ſo lauter Leben und nackend war: denn ſelbſt die Unſchuldigen, welche im innerſten Himmel, und alſo dem Herrn am naͤchſten ſind, erſcheinen vor den Augen der andern Engel nicht anders, als wie Kinder, und einige nackend, denn die Un- ſchuld wird durch die Bloͤße, deren ſie ſich nicht ſchaͤmen, vorgeſtellt; als wie von dem erſten Menſchen und ſeinem Weibe im Paradieſe 1. B. Moſ. 2, v. 25 geleſen wird; weswegen dieſe, da der Zuſtand ihrer Unſchuld verloren gegangen, ſich der Bloͤße ſchaͤmten und ſich verſteckten, Cap. 3, 7. 10. 11. Mit einem Wort, je weiſer die En- gel ſind, deſto unſchuldiger ſind ſie, und je un- ſchuldiger ſie ſind, deſto mehr kommen ſie ſich wie Kinder vor; daher kommt es nun, daß die Kind- heit in dem Wort die Unſchuld bedeutet, man leſe Num. 278. 342. Jch

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/44>, abgerufen am 29.03.2024.