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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Erstes Buch.

Als Hämmerling, der Todtengräber,
Wenn er sein Amt verrichten muß.

Jedoch die Großmuth kann verzeihen,
Wir nehmen die Versöhnung an,
Weil unser freudenvolles Schreyen
Kein Stallbewohner wissen kann;
Sie merkten fast, was uns getrieben,
Man sprach uns endlich freundlich zu,
Jndem wir Dich nicht wenig lieben,
Denn sonsten halten wir schon Ruh.
Wahr ist es, ein geheimes Merken
Hat uns vor Freuden aufgebracht,
Der Reittag gestern wird bestärken,
Wie wir zusammen nachgedacht;
Uns schien, als würdest Du verjünget,
Und heut war kaum die Krippe leer,
Da es in unsre Ohren klinget,
Als ob dieß dein Gebuhrtstag wär.
Wer hätte nun nicht wiehern sollen?
Von unsern Nachbarn vor dem Schloß
Hat man uns auch versichern wollen,
Bey ihnen sey der Henker los;
Nur fürchten wir, daß ihren Lenden,
Wie unserm frölichen Geschrey,
Auch von noch ungewaschnen Händen
Schlecht mitgespielet worden sey.
Wie-

Erſtes Buch.

Als Haͤmmerling, der Todtengraͤber,
Wenn er ſein Amt verrichten muß.

Jedoch die Großmuth kann verzeihen,
Wir nehmen die Verſoͤhnung an,
Weil unſer freudenvolles Schreyen
Kein Stallbewohner wiſſen kann;
Sie merkten faſt, was uns getrieben,
Man ſprach uns endlich freundlich zu,
Jndem wir Dich nicht wenig lieben,
Denn ſonſten halten wir ſchon Ruh.
Wahr iſt es, ein geheimes Merken
Hat uns vor Freuden aufgebracht,
Der Reittag geſtern wird beſtaͤrken,
Wie wir zuſammen nachgedacht;
Uns ſchien, als wuͤrdeſt Du verjuͤnget,
Und heut war kaum die Krippe leer,
Da es in unſre Ohren klinget,
Als ob dieß dein Gebuhrtstag waͤr.
Wer haͤtte nun nicht wiehern ſollen?
Von unſern Nachbarn vor dem Schloß
Hat man uns auch verſichern wollen,
Bey ihnen ſey der Henker los;
Nur fuͤrchten wir, daß ihren Lenden,
Wie unſerm froͤlichen Geſchrey,
Auch von noch ungewaſchnen Haͤnden
Schlecht mitgeſpielet worden ſey.
Wie-
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[76/0096] Erſtes Buch. Als Haͤmmerling, der Todtengraͤber, Wenn er ſein Amt verrichten muß. Jedoch die Großmuth kann verzeihen, Wir nehmen die Verſoͤhnung an, Weil unſer freudenvolles Schreyen Kein Stallbewohner wiſſen kann; Sie merkten faſt, was uns getrieben, Man ſprach uns endlich freundlich zu, Jndem wir Dich nicht wenig lieben, Denn ſonſten halten wir ſchon Ruh. Wahr iſt es, ein geheimes Merken Hat uns vor Freuden aufgebracht, Der Reittag geſtern wird beſtaͤrken, Wie wir zuſammen nachgedacht; Uns ſchien, als wuͤrdeſt Du verjuͤnget, Und heut war kaum die Krippe leer, Da es in unſre Ohren klinget, Als ob dieß dein Gebuhrtstag waͤr. Wer haͤtte nun nicht wiehern ſollen? Von unſern Nachbarn vor dem Schloß Hat man uns auch verſichern wollen, Bey ihnen ſey der Henker los; Nur fuͤrchten wir, daß ihren Lenden, Wie unſerm froͤlichen Geſchrey, Auch von noch ungewaſchnen Haͤnden Schlecht mitgeſpielet worden ſey. Wie-

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/96>, abgerufen am 29.03.2024.