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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Oden und Lieder.
Nimm, werther Tamm, nach unserm Stande
Dieß Zeichen der Erkänntlichkeit!
Es ist dir wirklich keine Schande,
Sonst wär es uns von Herzen leid,
Vielleicht wirst du gestehen müssen,
Wie dein Erfahren es befindt,
Daß unter Leibern von vier Füssen
Wir an Vernunft die ersten sind.
Wir stammen aus verschiednen Landen
Wie dein Erkennen rühmlich schaut,
Und sind deswegen hier vorhanden,
Weil unsre Leiber wohlgebaut,
Wir haben längst ein Glück ermessen,
Das bey der Wahl uns wiederfuhr,
So wahr wir täglich Hafer fressen!
Das ist bey uns der höchste Schwur.
Man zähle schlechten Kreaturen
Das Pferde-Volk nur nicht mehr bey,
Denn rare Schriften zeigen Spuren,
Daß es von edler Ankunft sey;
Sie sind bis jetzo aufbehalten,
Und die Benennung wird nicht schwer,
Homerus war es bey den Alten,
Zu unsern Zeiten Gulliver.
Wir wissen von berühmten Leuten,
Und es ist nicht ein bloß Geschrey,
Es
E 5
Oden und Lieder.
Nimm, werther Tamm, nach unſerm Stande
Dieß Zeichen der Erkaͤnntlichkeit!
Es iſt dir wirklich keine Schande,
Sonſt waͤr es uns von Herzen leid,
Vielleicht wirſt du geſtehen muͤſſen,
Wie dein Erfahren es befindt,
Daß unter Leibern von vier Fuͤſſen
Wir an Vernunft die erſten ſind.
Wir ſtammen aus verſchiednen Landen
Wie dein Erkennen ruͤhmlich ſchaut,
Und ſind deswegen hier vorhanden,
Weil unſre Leiber wohlgebaut,
Wir haben laͤngſt ein Gluͤck ermeſſen,
Das bey der Wahl uns wiederfuhr,
So wahr wir taͤglich Hafer freſſen!
Das iſt bey uns der hoͤchſte Schwur.
Man zaͤhle ſchlechten Kreaturen
Das Pferde-Volk nur nicht mehr bey,
Denn rare Schriften zeigen Spuren,
Daß es von edler Ankunft ſey;
Sie ſind bis jetzo aufbehalten,
Und die Benennung wird nicht ſchwer,
Homerus war es bey den Alten,
Zu unſern Zeiten Gulliver.
Wir wiſſen von beruͤhmten Leuten,
Und es iſt nicht ein bloß Geſchrey,
Es
E 5
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[73/0093] Oden und Lieder. Nimm, werther Tamm, nach unſerm Stande Dieß Zeichen der Erkaͤnntlichkeit! Es iſt dir wirklich keine Schande, Sonſt waͤr es uns von Herzen leid, Vielleicht wirſt du geſtehen muͤſſen, Wie dein Erfahren es befindt, Daß unter Leibern von vier Fuͤſſen Wir an Vernunft die erſten ſind. Wir ſtammen aus verſchiednen Landen Wie dein Erkennen ruͤhmlich ſchaut, Und ſind deswegen hier vorhanden, Weil unſre Leiber wohlgebaut, Wir haben laͤngſt ein Gluͤck ermeſſen, Das bey der Wahl uns wiederfuhr, So wahr wir taͤglich Hafer freſſen! Das iſt bey uns der hoͤchſte Schwur. Man zaͤhle ſchlechten Kreaturen Das Pferde-Volk nur nicht mehr bey, Denn rare Schriften zeigen Spuren, Daß es von edler Ankunft ſey; Sie ſind bis jetzo aufbehalten, Und die Benennung wird nicht ſchwer, Homerus war es bey den Alten, Zu unſern Zeiten Gulliver. Wir wiſſen von beruͤhmten Leuten, Und es iſt nicht ein bloß Geſchrey, Es E 5

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/93>, abgerufen am 24.04.2024.