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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Oden und Lieder.
Was? nähme denn wohl nicht auch ich
Mit Theil an solchem Wohlergehen?
Da ich in diesem Himmelsstrich
Doch gar zu gern mag in dem Jahre stehen;
Hier wohnt ja Fried u. Ruh, u. die sind mein Gewinn
Denn sie erhalten mir die Reben,
Ey! was ist hier vor himmlisch Leben!
O Lust! so wahr ich der October bin.
Gewiß, ich hätte mich gegrämt,
Und bey dereinstem Wiederkommen
Mich in das Herz hinein geschämt,
Wenn mir der Tod die Bothschaft abgenommen,
Die Post, von welcher ich schon Ueberbringer war,
Doch die Gesundheit half mir streiten,
Und sie beschleuniget mein Schreiten,
Gottlob! Gottlob! es hat nicht mehr Gefahr.
Dein Erbprinz lebt! o güldnes Land!
Er ist schon wiederum genesen!
Die Zeitung mach ich dir bekannt,
Jch weiß zuvor, wie bange dir gewesen;
Es lacht der blasse Tod, was er nur lachen kann,
Da seine Hinterlist zernichtet,
Daß er solch Schrecken angerichtet,
Der dir bereits so manchen Tort gethan.
Mir selber war nicht wohl dabey,
Die Hoffnung zog sich auch zurücke,
Sie machte jämmerlich Geschrey,
Sobald sie die von Thränen feuchten Blicke
Auf
D 4
Oden und Lieder.
Was? naͤhme denn wohl nicht auch ich
Mit Theil an ſolchem Wohlergehen?
Da ich in dieſem Himmelsſtrich
Doch gar zu gern mag in dem Jahre ſtehen;
Hier wohnt ja Fried u. Ruh, u. die ſind mein Gewiñ
Denn ſie erhalten mir die Reben,
Ey! was iſt hier vor himmliſch Leben!
O Luſt! ſo wahr ich der October bin.
Gewiß, ich haͤtte mich gegraͤmt,
Und bey dereinſtem Wiederkommen
Mich in das Herz hinein geſchaͤmt,
Wenn mir der Tod die Bothſchaft abgenommen,
Die Poſt, von welcher ich ſchon Ueberbringer war,
Doch die Geſundheit half mir ſtreiten,
Und ſie beſchleuniget mein Schreiten,
Gottlob! Gottlob! es hat nicht mehr Gefahr.
Dein Erbprinz lebt! o guͤldnes Land!
Er iſt ſchon wiederum geneſen!
Die Zeitung mach ich dir bekannt,
Jch weiß zuvor, wie bange dir geweſen;
Es lacht der blaſſe Tod, was er nur lachen kann,
Da ſeine Hinterliſt zernichtet,
Daß er ſolch Schrecken angerichtet,
Der dir bereits ſo manchen Tort gethan.
Mir ſelber war nicht wohl dabey,
Die Hoffnung zog ſich auch zuruͤcke,
Sie machte jaͤmmerlich Geſchrey,
Sobald ſie die von Thraͤnen feuchten Blicke
Auf
D 4
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[55/0075] Oden und Lieder. Was? naͤhme denn wohl nicht auch ich Mit Theil an ſolchem Wohlergehen? Da ich in dieſem Himmelsſtrich Doch gar zu gern mag in dem Jahre ſtehen; Hier wohnt ja Fried u. Ruh, u. die ſind mein Gewiñ Denn ſie erhalten mir die Reben, Ey! was iſt hier vor himmliſch Leben! O Luſt! ſo wahr ich der October bin. Gewiß, ich haͤtte mich gegraͤmt, Und bey dereinſtem Wiederkommen Mich in das Herz hinein geſchaͤmt, Wenn mir der Tod die Bothſchaft abgenommen, Die Poſt, von welcher ich ſchon Ueberbringer war, Doch die Geſundheit half mir ſtreiten, Und ſie beſchleuniget mein Schreiten, Gottlob! Gottlob! es hat nicht mehr Gefahr. Dein Erbprinz lebt! o guͤldnes Land! Er iſt ſchon wiederum geneſen! Die Zeitung mach ich dir bekannt, Jch weiß zuvor, wie bange dir geweſen; Es lacht der blaſſe Tod, was er nur lachen kann, Da ſeine Hinterliſt zernichtet, Daß er ſolch Schrecken angerichtet, Der dir bereits ſo manchen Tort gethan. Mir ſelber war nicht wohl dabey, Die Hoffnung zog ſich auch zuruͤcke, Sie machte jaͤmmerlich Geſchrey, Sobald ſie die von Thraͤnen feuchten Blicke Auf D 4

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/75>, abgerufen am 29.03.2024.