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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Moralische Oden.
Empfindet man nun keine Noth,
Wo Kesselbier, Salz, Fleisch und Brodt,
Und ein Gerichte Kohl mit Liebe,
So zieh ich ohne viel Geräusch
Vom Mastvieh und von Ochsenfleisch,
Das in der Kehlen oft aus Abgunst stecken blie-
be.
Weil ich zufriednes Herzens bin,
Will ich zu meines gleichen hin,
Und nicht nach hohen Dingen trachten;
Da bin ich immer angenehm,
Da fällt mir niemahls unbeqvem,
Wenn oft der rothe Thon den schwarzen will ver-
achten.
Trägt gleich das Feld nicht Knaster da,
Und Bohnen aus Arabia,
So kann gebrannte Gerste kühlen,
Jn unsern Fluhren, die man baut,
Wächst manch gesundes Tobackskraut,
Doch schwitzt kein Sklave da in denen Zucker-
Mühlen.
Hingegen siehet man ein Bild,
Wenn man die leere Pfeise füllt,
Und einsam mit Vergnügen schmauchet,
Wie unser Leben bald verstreicht,
Wie schnell die Jugend von uns weicht,
Wie bald, wie gar zu bald das Lebens-Oel ver-
rauchet.
Auch
Moraliſche Oden.
Empfindet man nun keine Noth,
Wo Keſſelbier, Salz, Fleiſch und Brodt,
Und ein Gerichte Kohl mit Liebe,
So zieh ich ohne viel Geraͤuſch
Vom Maſtvieh und von Ochſenfleiſch,
Das in der Kehlen oft aus Abgunſt ſtecken blie-
be.
Weil ich zufriednes Herzens bin,
Will ich zu meines gleichen hin,
Und nicht nach hohen Dingen trachten;
Da bin ich immer angenehm,
Da faͤllt mir niemahls unbeqvem,
Wenn oft der rothe Thon den ſchwarzen will ver-
achten.
Traͤgt gleich das Feld nicht Knaſter da,
Und Bohnen aus Arabia,
So kann gebrannte Gerſte kuͤhlen,
Jn unſern Fluhren, die man baut,
Waͤchſt manch geſundes Tobackskraut,
Doch ſchwitzt kein Sklave da in denen Zucker-
Muͤhlen.
Hingegen ſiehet man ein Bild,
Wenn man die leere Pfeiſe fuͤllt,
Und einſam mit Vergnuͤgen ſchmauchet,
Wie unſer Leben bald verſtreicht,
Wie ſchnell die Jugend von uns weicht,
Wie bald, wie gar zu bald das Lebens-Oel ver-
rauchet.
Auch
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[173/0193] Moraliſche Oden. Empfindet man nun keine Noth, Wo Keſſelbier, Salz, Fleiſch und Brodt, Und ein Gerichte Kohl mit Liebe, So zieh ich ohne viel Geraͤuſch Vom Maſtvieh und von Ochſenfleiſch, Das in der Kehlen oft aus Abgunſt ſtecken blie- be. Weil ich zufriednes Herzens bin, Will ich zu meines gleichen hin, Und nicht nach hohen Dingen trachten; Da bin ich immer angenehm, Da faͤllt mir niemahls unbeqvem, Wenn oft der rothe Thon den ſchwarzen will ver- achten. Traͤgt gleich das Feld nicht Knaſter da, Und Bohnen aus Arabia, So kann gebrannte Gerſte kuͤhlen, Jn unſern Fluhren, die man baut, Waͤchſt manch geſundes Tobackskraut, Doch ſchwitzt kein Sklave da in denen Zucker- Muͤhlen. Hingegen ſiehet man ein Bild, Wenn man die leere Pfeiſe fuͤllt, Und einſam mit Vergnuͤgen ſchmauchet, Wie unſer Leben bald verſtreicht, Wie ſchnell die Jugend von uns weicht, Wie bald, wie gar zu bald das Lebens-Oel ver- rauchet. Auch

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/193>, abgerufen am 29.03.2024.