Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweytes Buch.


Der 139 Psalm.
HERR! dein alles sehend Auge
Forscht mein Jnneres genau,
Was es etwa vor Dir tauge,
Nichts entrinnet seiner Schau.
Deinem allerhöchsten Wesen
Bin ich, schlechter Gegenstand,
Den Du aus dem Nichts erlesen,
Seit ich ward, genau bekannt.
Wie mein Wunderbau der Glieder
Sich in Angeln schmeidig dreht,
Setzet sich mein Körper nieder,
Oder wenn er sich erhöht,
Seine Fugen und Gelenke,
Meine Thaten sind Dir nah,
Was ich erst noch künftig denke,
Steht schon jetzo vor Dir da.
Wenn ich mich ermüdet dehne,
Auf dem Lager ausgestreckt,
Und nach sanfter Ruhe sehne,
Oder, daß ich aufgeweckt,
Meinen Ort zu ändern pflege,
Da bin ich von Dir umstrahlt,
Alle meine Schritt und Wege
Stehn Dir deutlich vorgemalt.
Rollet
Zweytes Buch.


Der 139 Pſalm.
HERR! dein alles ſehend Auge
Forſcht mein Jnneres genau,
Was es etwa vor Dir tauge,
Nichts entrinnet ſeiner Schau.
Deinem allerhoͤchſten Weſen
Bin ich, ſchlechter Gegenſtand,
Den Du aus dem Nichts erleſen,
Seit ich ward, genau bekannt.
Wie mein Wunderbau der Glieder
Sich in Angeln ſchmeidig dreht,
Setzet ſich mein Koͤrper nieder,
Oder wenn er ſich erhoͤht,
Seine Fugen und Gelenke,
Meine Thaten ſind Dir nah,
Was ich erſt noch kuͤnftig denke,
Steht ſchon jetzo vor Dir da.
Wenn ich mich ermuͤdet dehne,
Auf dem Lager ausgeſtreckt,
Und nach ſanfter Ruhe ſehne,
Oder, daß ich aufgeweckt,
Meinen Ort zu aͤndern pflege,
Da bin ich von Dir umſtrahlt,
Alle meine Schritt und Wege
Stehn Dir deutlich vorgemalt.
Rollet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0142" n="122"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Der 139 P&#x017F;alm.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>ERR! dein alles &#x017F;ehend Auge</l><lb/>
              <l>For&#x017F;cht mein Jnneres genau,</l><lb/>
              <l>Was es etwa vor Dir tauge,</l><lb/>
              <l>Nichts entrinnet &#x017F;einer Schau.</l><lb/>
              <l>Deinem allerho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Bin ich, &#x017F;chlechter Gegen&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Den Du aus dem Nichts erle&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Seit ich ward, genau bekannt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wie mein Wunderbau der Glieder</l><lb/>
              <l>Sich in Angeln &#x017F;chmeidig dreht,</l><lb/>
              <l>Setzet &#x017F;ich mein Ko&#x0364;rper nieder,</l><lb/>
              <l>Oder wenn er &#x017F;ich erho&#x0364;ht,</l><lb/>
              <l>Seine Fugen und Gelenke,</l><lb/>
              <l>Meine Thaten &#x017F;ind Dir nah,</l><lb/>
              <l>Was ich er&#x017F;t noch ku&#x0364;nftig denke,</l><lb/>
              <l>Steht &#x017F;chon jetzo vor Dir da.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wenn ich mich ermu&#x0364;det dehne,</l><lb/>
              <l>Auf dem Lager ausge&#x017F;treckt,</l><lb/>
              <l>Und nach &#x017F;anfter Ruhe &#x017F;ehne,</l><lb/>
              <l>Oder, daß ich aufgeweckt,</l><lb/>
              <l>Meinen Ort zu a&#x0364;ndern pflege,</l><lb/>
              <l>Da bin ich von Dir um&#x017F;trahlt,</l><lb/>
              <l>Alle meine Schritt und Wege</l><lb/>
              <l>Stehn Dir deutlich vorgemalt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Rollet</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0142] Zweytes Buch. Der 139 Pſalm. HERR! dein alles ſehend Auge Forſcht mein Jnneres genau, Was es etwa vor Dir tauge, Nichts entrinnet ſeiner Schau. Deinem allerhoͤchſten Weſen Bin ich, ſchlechter Gegenſtand, Den Du aus dem Nichts erleſen, Seit ich ward, genau bekannt. Wie mein Wunderbau der Glieder Sich in Angeln ſchmeidig dreht, Setzet ſich mein Koͤrper nieder, Oder wenn er ſich erhoͤht, Seine Fugen und Gelenke, Meine Thaten ſind Dir nah, Was ich erſt noch kuͤnftig denke, Steht ſchon jetzo vor Dir da. Wenn ich mich ermuͤdet dehne, Auf dem Lager ausgeſtreckt, Und nach ſanfter Ruhe ſehne, Oder, daß ich aufgeweckt, Meinen Ort zu aͤndern pflege, Da bin ich von Dir umſtrahlt, Alle meine Schritt und Wege Stehn Dir deutlich vorgemalt. Rollet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/142
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/142>, abgerufen am 23.04.2024.