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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
Von Eise-
nach nachHünefeld.
Den 30 Aug. Reise von Eisenach nach Hünefeld
im Fuldaischen.

Bey Eisenach fährt man nun in die Gebürge
hinein, die das mittägliche Deutschland von dem
nördlichen trennen, und die sich fast ununterbrochen
vom Rhein bis an das schwarze Meer erstrecken. Ehe-
dem waren die Straßen über dieses Gebürge von Ei-
senach
bis in das Fuldaische sehr beschwerlich; jetzt
Schöne
Landstraßen.
aber, seitdem die da herumliegenden Fürsten sich ver-
einigt haben, sie zu bessern, und überall, wo es
thunlich war, gedämmte Wege anzulegen, sind sie
durchgehends schön und bequem. Gegenwärtig kann
man auf sehr guten Wegen von Eisenach bis Frank-
furt,
und von da bis an die äußersten Gränzen von
Frankreich kommen. Man sagte mir, daß der jetzi-
ge Fürst Bischof von Fulda es durch seine Vorstel-
lungen bey den benachbarten Fürsten dahin gebracht
habe, daß die Straßen so gut gemacht worden. Eben
diesem Herrn soll man es auch zu danken haben, daß
gegenwärtig diese Straßen, die ehedem durch die Räu-
ber höchst unsicher gewesen sind, völlige Sicherheit ge-
nießen. Die verschiedenen Fürsten, deren Länder
hier zusammenstoßen, unterhalten Husarenpatrouillen
auf den Feldern; und die Husaren eines Herrn haben
die Freyheit, einen Räuber auch bis innerhalb den
Gränzen eines andern Herrn zu verfolgen, und dort
noch ihn mit Gewalt wegzunehmen.

Der ganze Weg von Eisenach bis Hünefeld
geht beständig über Berg und Thal, und ist wegen
angenehmer Abwechselungen der Aussichten und ein-

zeler
Tagebuch von einer nach Nizza
Von Eiſe-
nach nachHuͤnefeld.
Den 30 Aug. Reiſe von Eiſenach nach Huͤnefeld
im Fuldaiſchen.

Bey Eiſenach faͤhrt man nun in die Gebuͤrge
hinein, die das mittaͤgliche Deutſchland von dem
noͤrdlichen trennen, und die ſich faſt ununterbrochen
vom Rhein bis an das ſchwarze Meer erſtrecken. Ehe-
dem waren die Straßen uͤber dieſes Gebuͤrge von Ei-
ſenach
bis in das Fuldaiſche ſehr beſchwerlich; jetzt
Schoͤne
Landſtraßen.
aber, ſeitdem die da herumliegenden Fuͤrſten ſich ver-
einigt haben, ſie zu beſſern, und uͤberall, wo es
thunlich war, gedaͤmmte Wege anzulegen, ſind ſie
durchgehends ſchoͤn und bequem. Gegenwaͤrtig kann
man auf ſehr guten Wegen von Eiſenach bis Frank-
furt,
und von da bis an die aͤußerſten Graͤnzen von
Frankreich kommen. Man ſagte mir, daß der jetzi-
ge Fuͤrſt Biſchof von Fulda es durch ſeine Vorſtel-
lungen bey den benachbarten Fuͤrſten dahin gebracht
habe, daß die Straßen ſo gut gemacht worden. Eben
dieſem Herrn ſoll man es auch zu danken haben, daß
gegenwaͤrtig dieſe Straßen, die ehedem durch die Raͤu-
ber hoͤchſt unſicher geweſen ſind, voͤllige Sicherheit ge-
nießen. Die verſchiedenen Fuͤrſten, deren Laͤnder
hier zuſammenſtoßen, unterhalten Huſarenpatrouillen
auf den Feldern; und die Huſaren eines Herrn haben
die Freyheit, einen Raͤuber auch bis innerhalb den
Graͤnzen eines andern Herrn zu verfolgen, und dort
noch ihn mit Gewalt wegzunehmen.

Der ganze Weg von Eiſenach bis Huͤnefeld
geht beſtaͤndig uͤber Berg und Thal, und iſt wegen
angenehmer Abwechſelungen der Ausſichten und ein-

zeler
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[12/0030] Tagebuch von einer nach Nizza Den 30 Aug. Reiſe von Eiſenach nach Huͤnefeld im Fuldaiſchen. Bey Eiſenach faͤhrt man nun in die Gebuͤrge hinein, die das mittaͤgliche Deutſchland von dem noͤrdlichen trennen, und die ſich faſt ununterbrochen vom Rhein bis an das ſchwarze Meer erſtrecken. Ehe- dem waren die Straßen uͤber dieſes Gebuͤrge von Ei- ſenach bis in das Fuldaiſche ſehr beſchwerlich; jetzt aber, ſeitdem die da herumliegenden Fuͤrſten ſich ver- einigt haben, ſie zu beſſern, und uͤberall, wo es thunlich war, gedaͤmmte Wege anzulegen, ſind ſie durchgehends ſchoͤn und bequem. Gegenwaͤrtig kann man auf ſehr guten Wegen von Eiſenach bis Frank- furt, und von da bis an die aͤußerſten Graͤnzen von Frankreich kommen. Man ſagte mir, daß der jetzi- ge Fuͤrſt Biſchof von Fulda es durch ſeine Vorſtel- lungen bey den benachbarten Fuͤrſten dahin gebracht habe, daß die Straßen ſo gut gemacht worden. Eben dieſem Herrn ſoll man es auch zu danken haben, daß gegenwaͤrtig dieſe Straßen, die ehedem durch die Raͤu- ber hoͤchſt unſicher geweſen ſind, voͤllige Sicherheit ge- nießen. Die verſchiedenen Fuͤrſten, deren Laͤnder hier zuſammenſtoßen, unterhalten Huſarenpatrouillen auf den Feldern; und die Huſaren eines Herrn haben die Freyheit, einen Raͤuber auch bis innerhalb den Graͤnzen eines andern Herrn zu verfolgen, und dort noch ihn mit Gewalt wegzunehmen. Schoͤne Landſtraßen. Der ganze Weg von Eiſenach bis Huͤnefeld geht beſtaͤndig uͤber Berg und Thal, und iſt wegen angenehmer Abwechſelungen der Ausſichten und ein- zeler

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/30>, abgerufen am 28.03.2024.