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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Gestell,
Da schaut sie hinein mit Lachen;
Gleich schaut auch heraus ein Mägdelein hell,
Das ist ihr einziger Spielgesell;
Nun woll'n sie sich lustig machen.
Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich;
Da neigt sich das Spiegelkindlein,
Da neigt sich das Kind vor dem Spiegel zugleich,
Da neigen sich beide gar anmuthreich,
Da lächeln die rosigen Mündlein.
Und wie sie lächeln, so liebt sich der Fuß,
Es rauschen die seidenen Röcklein,
Die Händchen werfen sich Kuß um Kuß,
Das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß,
Es tanzen im Nacken die Löcklein.
Der Mond scheint voller und voller herein,
Auf dem Estrich gaukeln die Flimmer;
Im Takte schweben die Mägdelein,
Bald tauchen sie tief in die Schatten hinein,
Bald stehn sie in bläulichem Schimmer.
Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Geſtell,
Da ſchaut ſie hinein mit Lachen;
Gleich ſchaut auch heraus ein Mägdelein hell,
Das iſt ihr einziger Spielgeſell;
Nun woll'n ſie ſich luſtig machen.
Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich;
Da neigt ſich das Spiegelkindlein,
Da neigt ſich das Kind vor dem Spiegel zugleich,
Da neigen ſich beide gar anmuthreich,
Da lächeln die roſigen Mündlein.
Und wie ſie lächeln, ſo liebt ſich der Fuß,
Es rauſchen die ſeidenen Röcklein,
Die Händchen werfen ſich Kuß um Kuß,
Das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß,
Es tanzen im Nacken die Löcklein.
Der Mond ſcheint voller und voller herein,
Auf dem Eſtrich gaukeln die Flimmer;
Im Takte ſchweben die Mägdelein,
Bald tauchen ſie tief in die Schatten hinein,
Bald ſtehn ſie in bläulichem Schimmer.
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[91/0101] Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Geſtell, Da ſchaut ſie hinein mit Lachen; Gleich ſchaut auch heraus ein Mägdelein hell, Das iſt ihr einziger Spielgeſell; Nun woll'n ſie ſich luſtig machen. Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich; Da neigt ſich das Spiegelkindlein, Da neigt ſich das Kind vor dem Spiegel zugleich, Da neigen ſich beide gar anmuthreich, Da lächeln die roſigen Mündlein. Und wie ſie lächeln, ſo liebt ſich der Fuß, Es rauſchen die ſeidenen Röcklein, Die Händchen werfen ſich Kuß um Kuß, Das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß, Es tanzen im Nacken die Löcklein. Der Mond ſcheint voller und voller herein, Auf dem Eſtrich gaukeln die Flimmer; Im Takte ſchweben die Mägdelein, Bald tauchen ſie tief in die Schatten hinein, Bald ſtehn ſie in bläulichem Schimmer.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/101>, abgerufen am 19.04.2024.