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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Lauf die entferntesten Provinzen verbindet, ist
zugleich der Kanal der Beschäftigung und der
Industrie. Ueberall wo sein Wasser die fetten
und fruchtbaren Ufer bespült, ist Fleiß und Ar-
beitsamkeit einheimisch geworden; sein Lauf
bezeichnet den Gang der innern Kultur. Aber
auch aus einer Entfernung von fünf bis sechs-
tausend Wersten, aus dem Schooß des metall-
reichen kalten Sibiriens empfängt St. Peters-
burg die Vorräthe seiner ungeheuren Waaren-
lager. Der größte Theil derselben, wenigstens
die schweren Waaren, werden aus den östlich-
sten Gegenden Sibiriens fast gänzlich zu Was-
ser hierher gebracht. Die Selenga empfängt
und übergiebt sie dem Baikal, aus welchem sie
durch die Angara in den Jenisey, und aus
diesem durch den Ob in den Tobol gehen; von
hier werden sie eine Strecke von ungefähr vier-
hundert Wersten zu Lande bis in die Tschusso-
waja, aus dieser in die Kamma und dann in
die Wolga gebracht, von welcher sie durch die
Schleusen bey Wischnei-Wolotschok in den
Wolchow und aus diesem in den ladogaischen
Kanal gehen, aus welchem sie endlich, nach
einer durch zwey Welttheile vollbrachten Reise,

Lauf die entfernteſten Provinzen verbindet, iſt
zugleich der Kanal der Beſchaͤftigung und der
Induſtrie. Ueberall wo ſein Waſſer die fetten
und fruchtbaren Ufer beſpuͤlt, iſt Fleiß und Ar-
beitſamkeit einheimiſch geworden; ſein Lauf
bezeichnet den Gang der innern Kultur. Aber
auch aus einer Entfernung von fuͤnf bis ſechs-
tauſend Werſten, aus dem Schooß des metall-
reichen kalten Sibiriens empfaͤngt St. Peters-
burg die Vorraͤthe ſeiner ungeheuren Waaren-
lager. Der groͤßte Theil derſelben, wenigſtens
die ſchweren Waaren, werden aus den oͤſtlich-
ſten Gegenden Sibiriens faſt gaͤnzlich zu Waſ-
ſer hierher gebracht. Die Selenga empfaͤngt
und uͤbergiebt ſie dem Baikal, aus welchem ſie
durch die Angara in den Jeniſey, und aus
dieſem durch den Ob in den Tobol gehen; von
hier werden ſie eine Strecke von ungefaͤhr vier-
hundert Werſten zu Lande bis in die Tſchuſſo-
waja, aus dieſer in die Kamma und dann in
die Wolga gebracht, von welcher ſie durch die
Schleuſen bey Wiſchnei-Wolotſchok in den
Wolchow und aus dieſem in den ladogaiſchen
Kanal gehen, aus welchem ſie endlich, nach
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[24/0040] Lauf die entfernteſten Provinzen verbindet, iſt zugleich der Kanal der Beſchaͤftigung und der Induſtrie. Ueberall wo ſein Waſſer die fetten und fruchtbaren Ufer beſpuͤlt, iſt Fleiß und Ar- beitſamkeit einheimiſch geworden; ſein Lauf bezeichnet den Gang der innern Kultur. Aber auch aus einer Entfernung von fuͤnf bis ſechs- tauſend Werſten, aus dem Schooß des metall- reichen kalten Sibiriens empfaͤngt St. Peters- burg die Vorraͤthe ſeiner ungeheuren Waaren- lager. Der groͤßte Theil derſelben, wenigſtens die ſchweren Waaren, werden aus den oͤſtlich- ſten Gegenden Sibiriens faſt gaͤnzlich zu Waſ- ſer hierher gebracht. Die Selenga empfaͤngt und uͤbergiebt ſie dem Baikal, aus welchem ſie durch die Angara in den Jeniſey, und aus dieſem durch den Ob in den Tobol gehen; von hier werden ſie eine Strecke von ungefaͤhr vier- hundert Werſten zu Lande bis in die Tſchuſſo- waja, aus dieſer in die Kamma und dann in die Wolga gebracht, von welcher ſie durch die Schleuſen bey Wiſchnei-Wolotſchok in den Wolchow und aus dieſem in den ladogaiſchen Kanal gehen, aus welchem ſie endlich, nach einer durch zwey Welttheile vollbrachten Reiſe,

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/40>, abgerufen am 28.03.2024.