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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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als bey baarem Gelde einbringt. Der Kauf-
mann, der seine Waaren in der Ferne versen-
det, sieht sich zuweilen gezwungen, diese mit
Verlust loszuschlagen; bey baarer Bezahlung
in Wechseln wäre sein Verlust entschieden; er
nimmt also lieber Waaren zurück, in der Hoff-
nung seinen Verlust zu ersetzen. Der Kredit
den er in so vielen Fällen geben muß, nöthigt
ihn, nach einem Kunstausdruck, auf seine Be-
deckung zu denken; er verschreibt also Waa-
ren, die er ohne dies nie würde gezogen ha-
ben. Oft ist er auch gezwungen, Waaren
statt der Bezahlung zu nehmen, die er sonst
nie in sein Vaterland gebracht haben würde.
Ueberhaupt aber lehrt die Erfahrung, daß ein
Volk, welches in einem lebhaften Aktivhandel
viel von dem Seinigen verkauft, auch wieder
viel, und oft die entbehrlichsten Dinge von
der Welt einkauft. So geht es England, um
ein Beyspiel zu geben, mit portugiesischen Di-
amanten. Endlich hat der Aktivhandel den
Nachtheil, daß er dem Kaufmann der passiv-
handelnden Nation seine Waaren in Verkaufs-
kommission zusenden, oder ihm für die Re-
tourwaaren die Einkaufskommission übertra-

als bey baarem Gelde einbringt. Der Kauf-
mann, der ſeine Waaren in der Ferne verſen-
det, ſieht ſich zuweilen gezwungen, dieſe mit
Verluſt loszuſchlagen; bey baarer Bezahlung
in Wechſeln waͤre ſein Verluſt entſchieden; er
nimmt alſo lieber Waaren zuruͤck, in der Hoff-
nung ſeinen Verluſt zu erſetzen. Der Kredit
den er in ſo vielen Faͤllen geben muß, noͤthigt
ihn, nach einem Kunſtausdruck, auf ſeine Be-
deckung zu denken; er verſchreibt alſo Waa-
ren, die er ohne dies nie wuͤrde gezogen ha-
ben. Oft iſt er auch gezwungen, Waaren
ſtatt der Bezahlung zu nehmen, die er ſonſt
nie in ſein Vaterland gebracht haben wuͤrde.
Ueberhaupt aber lehrt die Erfahrung, daß ein
Volk, welches in einem lebhaften Aktivhandel
viel von dem Seinigen verkauft, auch wieder
viel, und oft die entbehrlichſten Dinge von
der Welt einkauft. So geht es England, um
ein Beyſpiel zu geben, mit portugieſiſchen Di-
amanten. Endlich hat der Aktivhandel den
Nachtheil, daß er dem Kaufmann der paſſiv-
handelnden Nation ſeine Waaren in Verkaufs-
kommiſſion zuſenden, oder ihm fuͤr die Re-
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[18/0034] als bey baarem Gelde einbringt. Der Kauf- mann, der ſeine Waaren in der Ferne verſen- det, ſieht ſich zuweilen gezwungen, dieſe mit Verluſt loszuſchlagen; bey baarer Bezahlung in Wechſeln waͤre ſein Verluſt entſchieden; er nimmt alſo lieber Waaren zuruͤck, in der Hoff- nung ſeinen Verluſt zu erſetzen. Der Kredit den er in ſo vielen Faͤllen geben muß, noͤthigt ihn, nach einem Kunſtausdruck, auf ſeine Be- deckung zu denken; er verſchreibt alſo Waa- ren, die er ohne dies nie wuͤrde gezogen ha- ben. Oft iſt er auch gezwungen, Waaren ſtatt der Bezahlung zu nehmen, die er ſonſt nie in ſein Vaterland gebracht haben wuͤrde. Ueberhaupt aber lehrt die Erfahrung, daß ein Volk, welches in einem lebhaften Aktivhandel viel von dem Seinigen verkauft, auch wieder viel, und oft die entbehrlichſten Dinge von der Welt einkauft. So geht es England, um ein Beyſpiel zu geben, mit portugieſiſchen Di- amanten. Endlich hat der Aktivhandel den Nachtheil, daß er dem Kaufmann der paſſiv- handelnden Nation ſeine Waaren in Verkaufs- kommiſſion zuſenden, oder ihm fuͤr die Re- tourwaaren die Einkaufskommiſſion uͤbertra-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/34>, abgerufen am 25.04.2024.