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Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.

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Schenkgesell. So mit Gunst, daß ich mag den ehrlichen
Willkommen beschauen, so mit Gunst ich kann es verant-
worten.
Rummelsmann. So mit Gunst ihr günstigen Gesellen,
wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, es ist mir auch
befohlen worden, daß ich soll ein frisch Liedlein singen,
also will ich es singen, so gut ich es kann und gelernt habe
(singt), sodann sagt er: so mit Gunst ihr günstigen Ge-
sellen, wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, ich bitte,
Sie wollen mit einem schlechten Liedlein vorlieb nehmen.
Dann steht er auf und spricht den Dank. So mit Gunst
Kupferknabe, ich thue mich ganz freundlich bedanken Dei-
ner Ehre und Treue, Deines ehrlichen Geschenks, Dei-
nes ehrlichen guten Willens, Deines ehrlichen Will-
kommens, der mir von Dir ist widerfahren, kommst Du
heute oder morgen wieder zu mir, es sey gleich bey
Wein oder Bier, zu Wege oder Stege, zu Wasser oder
zu Lande, wo uns der liebe Gott zusammensendet, kann
ich Dir es nicht verbessern, ich verhoffe und traue ich
werde Dirs auch nicht verringern; ich bitte, Du wollest
mir nichts vor ungut halten.
Schenkgesell. Nichts überall mein lieber Kupferknabe, es
ist Dir von mir ein schlechter Guter Wille widerfah-
ren, ich verhoffe und traue, es wird Dir nichts arges wi-
derfahren seyn, nimm den guten Willen für die That, du
siehest wohl, das Kloster ist arm, der Brüder sind
viel, der Abt trinkt selber gern
; ich sage Dir auch
Dank, daß Du den ehrlichen Willkommen hast ausgetrun-
ken, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit. Ich sage
Dir auch Dank für Dein frisch Liedlein, daß Du gesungen
hast; ich sage Dir auch Dank, daß Du hast helfen Hand-
werksgewohnheit stärken und nicht schwächen; setze Dich
nieder, iß und trink, laß Dir meine Weise wohl gefallen,
Deine gefällt mir auch sehr wohl, und mache Dich fein
lustig, singe noch ein frisch Liedlein, daß noch 24 Mal
länger ist als das vorige.
Schenkgeſell. So mit Gunſt, daß ich mag den ehrlichen
Willkommen beſchauen, ſo mit Gunſt ich kann es verant-
worten.
Rummelsmann. So mit Gunſt ihr günſtigen Geſellen,
wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, es iſt mir auch
befohlen worden, daß ich ſoll ein friſch Liedlein ſingen,
alſo will ich es ſingen, ſo gut ich es kann und gelernt habe
(ſingt), ſodann ſagt er: ſo mit Gunſt ihr günſtigen Ge-
ſellen, wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, ich bitte,
Sie wollen mit einem ſchlechten Liedlein vorlieb nehmen.
Dann ſteht er auf und ſpricht den Dank. So mit Gunſt
Kupferknabe, ich thue mich ganz freundlich bedanken Dei-
ner Ehre und Treue, Deines ehrlichen Geſchenks, Dei-
nes ehrlichen guten Willens, Deines ehrlichen Will-
kommens, der mir von Dir iſt widerfahren, kommſt Du
heute oder morgen wieder zu mir, es ſey gleich bey
Wein oder Bier, zu Wege oder Stege, zu Waſſer oder
zu Lande, wo uns der liebe Gott zuſammenſendet, kann
ich Dir es nicht verbeſſern, ich verhoffe und traue ich
werde Dirs auch nicht verringern; ich bitte, Du wolleſt
mir nichts vor ungut halten.
Schenkgeſell. Nichts überall mein lieber Kupferknabe, es
iſt Dir von mir ein ſchlechter Guter Wille widerfah-
ren, ich verhoffe und traue, es wird Dir nichts arges wi-
derfahren ſeyn, nimm den guten Willen für die That, du
ſieheſt wohl, das Kloſter iſt arm, der Brüder ſind
viel, der Abt trinkt ſelber gern
; ich ſage Dir auch
Dank, daß Du den ehrlichen Willkommen haſt ausgetrun-
ken, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit. Ich ſage
Dir auch Dank für Dein friſch Liedlein, daß Du geſungen
haſt; ich ſage Dir auch Dank, daß Du haſt helfen Hand-
werksgewohnheit ſtärken und nicht ſchwächen; ſetze Dich
nieder, iß und trink, laß Dir meine Weiſe wohl gefallen,
Deine gefällt mir auch ſehr wohl, und mache Dich fein
luſtig, ſinge noch ein friſch Liedlein, daß noch 24 Mal
länger iſt als das vorige.
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[46/0056] Schenkgeſell. So mit Gunſt, daß ich mag den ehrlichen Willkommen beſchauen, ſo mit Gunſt ich kann es verant- worten. Rummelsmann. So mit Gunſt ihr günſtigen Geſellen, wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, es iſt mir auch befohlen worden, daß ich ſoll ein friſch Liedlein ſingen, alſo will ich es ſingen, ſo gut ich es kann und gelernt habe (ſingt), ſodann ſagt er: ſo mit Gunſt ihr günſtigen Ge- ſellen, wie auch wohl erwanderte Kupferknaben, ich bitte, Sie wollen mit einem ſchlechten Liedlein vorlieb nehmen. Dann ſteht er auf und ſpricht den Dank. So mit Gunſt Kupferknabe, ich thue mich ganz freundlich bedanken Dei- ner Ehre und Treue, Deines ehrlichen Geſchenks, Dei- nes ehrlichen guten Willens, Deines ehrlichen Will- kommens, der mir von Dir iſt widerfahren, kommſt Du heute oder morgen wieder zu mir, es ſey gleich bey Wein oder Bier, zu Wege oder Stege, zu Waſſer oder zu Lande, wo uns der liebe Gott zuſammenſendet, kann ich Dir es nicht verbeſſern, ich verhoffe und traue ich werde Dirs auch nicht verringern; ich bitte, Du wolleſt mir nichts vor ungut halten. Schenkgeſell. Nichts überall mein lieber Kupferknabe, es iſt Dir von mir ein ſchlechter Guter Wille widerfah- ren, ich verhoffe und traue, es wird Dir nichts arges wi- derfahren ſeyn, nimm den guten Willen für die That, du ſieheſt wohl, das Kloſter iſt arm, der Brüder ſind viel, der Abt trinkt ſelber gern; ich ſage Dir auch Dank, daß Du den ehrlichen Willkommen haſt ausgetrun- ken, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit. Ich ſage Dir auch Dank für Dein friſch Liedlein, daß Du geſungen haſt; ich ſage Dir auch Dank, daß Du haſt helfen Hand- werksgewohnheit ſtärken und nicht ſchwächen; ſetze Dich nieder, iß und trink, laß Dir meine Weiſe wohl gefallen, Deine gefällt mir auch ſehr wohl, und mache Dich fein luſtig, ſinge noch ein friſch Liedlein, daß noch 24 Mal länger iſt als das vorige.

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Zitationshilfe: Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stock_gesellenwesen_1844/56>, abgerufen am 16.04.2024.