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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Eigenthum meiner Presse ablassen, so könnte Ich's leicht
erreichen, daß Ich überall so viel drucken lassen dürfte, als
meine Finger producirten. Da Ich aber mein Eigenthum
behaupten will, so muß Ich nothwendig meine Feinde übers
Ohr hauen. ""Würdest Du ihre Erlaubniß nicht annehmen,
wenn sie Dir gegeben würde?"" Gewiß, mit Freuden; denn ihre
Erlaubniß wäre Mir ein Beweis, daß Ich sie bethört und auf
den Weg des Verderbens gebracht habe. Um ihre Erlaubniß
ist Mir's nicht zu thun, desto mehr aber um ihre Thorheit
und ihre Niederlage. Ich werbe nicht um ihre Erlaubniß,
als schmeichelte Ich Mir, gleich den politischen Liberalen, daß
Wir beide, sie und Ich, neben und mit einander friedlich aus¬
kommen, ja wohl gar einer den andern heben und unterstützen
können, sondern Ich werbe darum, um sie an derselben ver¬
bluten zu lassen, damit endlich die Erlaubenden selbst aufhören.
Ich handle als bewußter Feind, indem Ich sie übervortheile
und ihre Unbedachtsamkeit benutze."

"Mein ist die Presse, wenn Ich über ihre Benutzung
durchaus keinen Richter außer Mir anerkenne, d. h. wenn
Ich nicht mehr durch die Sittlichkeit oder die Religion oder
den Respect vor den Staatsgesetzen u. dergl. bestimmt werde
zu schreiben, sondern durch Mich und meinen Egoismus!" --

Was habt Ihr nun ihm, der Euch eine so freche Antwort
giebt, zu erwidern? -- Wir bringen die Frage am sprechend¬
sten vielleicht in folgende Stellung: Wessen ist die Presse, des
Volkes (Staates) oder mein? Die Politischen ihrerseits beab¬
sichtigen nichts weiter, als die Presse von persönlichen und
willkührlichen Eingriffen der Machthaber zu befreien, ohne
daran zu denken, daß sie, um wirklich für Jedermann offen zu
sein, auch von den Gesetzen, d. h. vom Volkswillen (Staats¬

Eigenthum meiner Preſſe ablaſſen, ſo könnte Ich's leicht
erreichen, daß Ich überall ſo viel drucken laſſen dürfte, als
meine Finger producirten. Da Ich aber mein Eigenthum
behaupten will, ſo muß Ich nothwendig meine Feinde übers
Ohr hauen. „„Würdeſt Du ihre Erlaubniß nicht annehmen,
wenn ſie Dir gegeben würde?““ Gewiß, mit Freuden; denn ihre
Erlaubniß wäre Mir ein Beweis, daß Ich ſie bethört und auf
den Weg des Verderbens gebracht habe. Um ihre Erlaubniß
iſt Mir's nicht zu thun, deſto mehr aber um ihre Thorheit
und ihre Niederlage. Ich werbe nicht um ihre Erlaubniß,
als ſchmeichelte Ich Mir, gleich den politiſchen Liberalen, daß
Wir beide, ſie und Ich, neben und mit einander friedlich aus¬
kommen, ja wohl gar einer den andern heben und unterſtützen
können, ſondern Ich werbe darum, um ſie an derſelben ver¬
bluten zu laſſen, damit endlich die Erlaubenden ſelbſt aufhören.
Ich handle als bewußter Feind, indem Ich ſie übervortheile
und ihre Unbedachtſamkeit benutze.“

„Mein iſt die Preſſe, wenn Ich über ihre Benutzung
durchaus keinen Richter außer Mir anerkenne, d. h. wenn
Ich nicht mehr durch die Sittlichkeit oder die Religion oder
den Reſpect vor den Staatsgeſetzen u. dergl. beſtimmt werde
zu ſchreiben, ſondern durch Mich und meinen Egoismus!“ —

Was habt Ihr nun ihm, der Euch eine ſo freche Antwort
giebt, zu erwidern? — Wir bringen die Frage am ſprechend¬
ſten vielleicht in folgende Stellung: Weſſen iſt die Preſſe, des
Volkes (Staates) oder mein? Die Politiſchen ihrerſeits beab¬
ſichtigen nichts weiter, als die Preſſe von perſönlichen und
willkührlichen Eingriffen der Machthaber zu befreien, ohne
daran zu denken, daß ſie, um wirklich für Jedermann offen zu
ſein, auch von den Geſetzen, d. h. vom Volkswillen (Staats¬

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[378/0386] Eigenthum meiner Preſſe ablaſſen, ſo könnte Ich's leicht erreichen, daß Ich überall ſo viel drucken laſſen dürfte, als meine Finger producirten. Da Ich aber mein Eigenthum behaupten will, ſo muß Ich nothwendig meine Feinde übers Ohr hauen. „„Würdeſt Du ihre Erlaubniß nicht annehmen, wenn ſie Dir gegeben würde?““ Gewiß, mit Freuden; denn ihre Erlaubniß wäre Mir ein Beweis, daß Ich ſie bethört und auf den Weg des Verderbens gebracht habe. Um ihre Erlaubniß iſt Mir's nicht zu thun, deſto mehr aber um ihre Thorheit und ihre Niederlage. Ich werbe nicht um ihre Erlaubniß, als ſchmeichelte Ich Mir, gleich den politiſchen Liberalen, daß Wir beide, ſie und Ich, neben und mit einander friedlich aus¬ kommen, ja wohl gar einer den andern heben und unterſtützen können, ſondern Ich werbe darum, um ſie an derſelben ver¬ bluten zu laſſen, damit endlich die Erlaubenden ſelbſt aufhören. Ich handle als bewußter Feind, indem Ich ſie übervortheile und ihre Unbedachtſamkeit benutze.“ „Mein iſt die Preſſe, wenn Ich über ihre Benutzung durchaus keinen Richter außer Mir anerkenne, d. h. wenn Ich nicht mehr durch die Sittlichkeit oder die Religion oder den Reſpect vor den Staatsgeſetzen u. dergl. beſtimmt werde zu ſchreiben, ſondern durch Mich und meinen Egoismus!“ — Was habt Ihr nun ihm, der Euch eine ſo freche Antwort giebt, zu erwidern? — Wir bringen die Frage am ſprechend¬ ſten vielleicht in folgende Stellung: Weſſen iſt die Preſſe, des Volkes (Staates) oder mein? Die Politiſchen ihrerſeits beab¬ ſichtigen nichts weiter, als die Preſſe von perſönlichen und willkührlichen Eingriffen der Machthaber zu befreien, ohne daran zu denken, daß ſie, um wirklich für Jedermann offen zu ſein, auch von den Geſetzen, d. h. vom Volkswillen (Staats¬

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/386>, abgerufen am 24.04.2024.