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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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Alles käuflich. Indem sie es ihnen preisgiebt, überläßt
sie es ihrem Preise oder ihrer Schätzung und fordert einen
Preis dafür.

Allein die Kauflustigen ermangeln meistens der Mittel,
sich zu Käufern zu machen: sie haben kein Geld. Für Geld
sind also zwar die käuflichen Sachen zu haben ("Für Geld ist
Alles zu haben."), aber gerade am Gelde fehlt's. Wo
Geld, dieß gangbare oder coursirende Eigenthum, hernehmen?
Wisse denn, Du hast so viel Geld als Du -- Gewalt hast;
denn Du giltst so viel, als Du Dir Geltung verschaffst.

Man bezahlt nicht mit Geld, woran Mangel eintreten
kann, sondern mit seinem Vermögen, durch welches allein Wir
"vermögend" sind; denn man ist nur so weit Eigenthümer, als
der Arm unserer Macht reicht.

Weitling hat ein neues Zahlmittel erdacht, die Arbeit.
Das wahre Zahlmittel bleibt aber, wie immer, das Vermö¬
gen
. Mit dem, was Du "im Vermögen" hast, bezahlst Du.
Darum denke auf die Vergrößerung deines Vermögens.

Indem man dieß zugiebt, ist man jedoch gleich wieder mit
dem Wahlspruch bei der Hand: "Einem Jeden nach seinem Ver¬
mögen!" Wer soll Mir nach meinem Vermögen geben?
Die Gesellschaft? Da müßte Ich Mir ihre Schätzung gefallen
lassen. Vielmehr werde Ich Mir nach meinem Vermögen
nehmen.

"Allen gehört Alles!" Dieser Satz stammt aus derselben
gehaltlosen Theorie. Jedem gehört nur, was er vermag.
Sage Ich: Mir gehört die Welt, so ist das eigentlich auch
leeres Gerede, das nur in so fern Sinn hat, als Ich kein
fremdes Eigenthum respectire. Mir gehört aber nur so viel,
als Ich vermag oder im Vermögen habe.

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Alles käuflich. Indem ſie es ihnen preisgiebt, überläßt
ſie es ihrem Preiſe oder ihrer Schätzung und fordert einen
Preis dafür.

Allein die Kaufluſtigen ermangeln meiſtens der Mittel,
ſich zu Käufern zu machen: ſie haben kein Geld. Für Geld
ſind alſo zwar die käuflichen Sachen zu haben („Für Geld iſt
Alles zu haben.“), aber gerade am Gelde fehlt's. Wo
Geld, dieß gangbare oder courſirende Eigenthum, hernehmen?
Wiſſe denn, Du haſt ſo viel Geld als Du — Gewalt haſt;
denn Du giltſt ſo viel, als Du Dir Geltung verſchaffſt.

Man bezahlt nicht mit Geld, woran Mangel eintreten
kann, ſondern mit ſeinem Vermögen, durch welches allein Wir
„vermögend“ ſind; denn man iſt nur ſo weit Eigenthümer, als
der Arm unſerer Macht reicht.

Weitling hat ein neues Zahlmittel erdacht, die Arbeit.
Das wahre Zahlmittel bleibt aber, wie immer, das Vermö¬
gen
. Mit dem, was Du „im Vermögen“ haſt, bezahlſt Du.
Darum denke auf die Vergrößerung deines Vermögens.

Indem man dieß zugiebt, iſt man jedoch gleich wieder mit
dem Wahlſpruch bei der Hand: „Einem Jeden nach ſeinem Ver¬
mögen!“ Wer ſoll Mir nach meinem Vermögen geben?
Die Geſellſchaft? Da müßte Ich Mir ihre Schätzung gefallen
laſſen. Vielmehr werde Ich Mir nach meinem Vermögen
nehmen.

„Allen gehört Alles!“ Dieſer Satz ſtammt aus derſelben
gehaltloſen Theorie. Jedem gehört nur, was er vermag.
Sage Ich: Mir gehört die Welt, ſo iſt das eigentlich auch
leeres Gerede, das nur in ſo fern Sinn hat, als Ich kein
fremdes Eigenthum reſpectire. Mir gehört aber nur ſo viel,
als Ich vermag oder im Vermögen habe.

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[353/0361] Alles käuflich. Indem ſie es ihnen preisgiebt, überläßt ſie es ihrem Preiſe oder ihrer Schätzung und fordert einen Preis dafür. Allein die Kaufluſtigen ermangeln meiſtens der Mittel, ſich zu Käufern zu machen: ſie haben kein Geld. Für Geld ſind alſo zwar die käuflichen Sachen zu haben („Für Geld iſt Alles zu haben.“), aber gerade am Gelde fehlt's. Wo Geld, dieß gangbare oder courſirende Eigenthum, hernehmen? Wiſſe denn, Du haſt ſo viel Geld als Du — Gewalt haſt; denn Du giltſt ſo viel, als Du Dir Geltung verſchaffſt. Man bezahlt nicht mit Geld, woran Mangel eintreten kann, ſondern mit ſeinem Vermögen, durch welches allein Wir „vermögend“ ſind; denn man iſt nur ſo weit Eigenthümer, als der Arm unſerer Macht reicht. Weitling hat ein neues Zahlmittel erdacht, die Arbeit. Das wahre Zahlmittel bleibt aber, wie immer, das Vermö¬ gen. Mit dem, was Du „im Vermögen“ haſt, bezahlſt Du. Darum denke auf die Vergrößerung deines Vermögens. Indem man dieß zugiebt, iſt man jedoch gleich wieder mit dem Wahlſpruch bei der Hand: „Einem Jeden nach ſeinem Ver¬ mögen!“ Wer ſoll Mir nach meinem Vermögen geben? Die Geſellſchaft? Da müßte Ich Mir ihre Schätzung gefallen laſſen. Vielmehr werde Ich Mir nach meinem Vermögen nehmen. „Allen gehört Alles!“ Dieſer Satz ſtammt aus derſelben gehaltloſen Theorie. Jedem gehört nur, was er vermag. Sage Ich: Mir gehört die Welt, ſo iſt das eigentlich auch leeres Gerede, das nur in ſo fern Sinn hat, als Ich kein fremdes Eigenthum reſpectire. Mir gehört aber nur ſo viel, als Ich vermag oder im Vermögen habe. 23

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/361>, abgerufen am 28.03.2024.