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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867.

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Collegiums 1684 ging dann das Edict vom 27. September 1725 her-
vor, die Grundlage nicht bloß aller späteren einzelnen Verordnungen,
sondern in der That selbst noch der gegenwärtigen Medicinalverfassung.
Horn theilt es mit Seite 2--16. Vergleiche Hagen, Nachricht von den
Medicinalanstalten und medicinischen Collegien in den preußischen Staaten.
1786. Bergius Pol. und Cam. Mag. VI. 328. Das zweite große Medi-
cinalgesetz ist das Sanitäts-Normativ für Oesterreich vom 2. Januar
1770, das natürlich in mancher Beziehung auf Grundlage der fortge-
schrittenen Wissenschaft weiter war, aber dennoch in den Hauptsachen
dieselben organischen Principien aufstellt. Kopetz, Polizeigesetze von
Oesterreich II. §. 697 nebst den einzelnen Verordnungen. Stuben-
rauch
, Verwaltungsgesetzgebung Band II. S. 2 ff. mit der österreichischen
Literatur; die Hauptsammlung ist das Werk von M. Macher, Hand-
buch des Sanitätsgesetzes und Verordnung für die innerösterreichischen
Provinzen 1843 (5 Bände und Neue Folge I. Band 1853). Aus diesen
beiden großen Elementen ging nun die dritte Gruppe, die Medicinal-
gesetzgebung der kleineren Staaten mehr oder weniger im Anschluß an
jene hervor. Württemberg, Medicinalordnung vom 15. Oktober 1755
und Instruktion für das K. Medicinaldepartement vom 23. Januar
1807. Sammlung von Pistorius, Handbuch der in Württemberg
bis 1840 über die Medicinalpolizei erlassenen Gesetze 1841. Systema-
tische Bearbeitung I. Mohl, württembergisches Verwaltungsrecht §. 196,
Hessen-Cassel 1778, Churpfalz 1773, Hildesheim 1787, Lippe
1789, Baden 1794, Bayern
Edikt über das Medicinalwesen vom
8. September 1808. Geschichte und einzelne Angaben theils bei Stoll
a. a. O. I. 141, der zugleich sehr reich ist an Angaben über ältere Ord-
nungen seit 1500; theils auch bei Berg, Deutsches Polizeirecht II.
Seite 70 ff. Es ist dabei nicht zu verkennen, daß der gemeinsame
Charakter aller dieser Gesetzgebungen nicht so sehr die Idee einer eigent-
lichen Gesundheitspflege, als vielmehr der Gedanke einer öffentlichen
Ordnung des Heilwesens ist. Sie bilden den großen gemeinsamen
Ausdruck der Anschauung, nach welcher das Heilwesen ein Theil und
eine organische Aufgabe der Verwaltung ist, und vermöge deren
daher vor allen Dingen ein öffentliches Recht derselben gefordert wird.
Darin, das ist, in dieser wesentlichen Beschränkung auf das Heilwesen
liegt der Charakter dieser Rechtsbildung, nicht darin, daß dieselbe in dem
was sie bietet, von der folgenden Zeit wesentlich verschieden gewesen,
sondern vielmehr darin, daß sie sich auf den einen Theil des Gesund-
heitswesens beschränkt; und die eigentliche Bedeutung des neunzehnten
Jahrhunderts besteht demgemäß eben in der Aufnahme dieses zweiten
Gebietes und den Folgen, welche dasselbe für die Rechtsbildung gehabt hat.

Collegiums 1684 ging dann das Edict vom 27. September 1725 her-
vor, die Grundlage nicht bloß aller ſpäteren einzelnen Verordnungen,
ſondern in der That ſelbſt noch der gegenwärtigen Medicinalverfaſſung.
Horn theilt es mit Seite 2—16. Vergleiche Hagen, Nachricht von den
Medicinalanſtalten und mediciniſchen Collegien in den preußiſchen Staaten.
1786. Bergius Pol. und Cam. Mag. VI. 328. Das zweite große Medi-
cinalgeſetz iſt das Sanitäts-Normativ für Oeſterreich vom 2. Januar
1770, das natürlich in mancher Beziehung auf Grundlage der fortge-
ſchrittenen Wiſſenſchaft weiter war, aber dennoch in den Hauptſachen
dieſelben organiſchen Principien aufſtellt. Kopetz, Polizeigeſetze von
Oeſterreich II. §. 697 nebſt den einzelnen Verordnungen. Stuben-
rauch
, Verwaltungsgeſetzgebung Band II. S. 2 ff. mit der öſterreichiſchen
Literatur; die Hauptſammlung iſt das Werk von M. Macher, Hand-
buch des Sanitätsgeſetzes und Verordnung für die inneröſterreichiſchen
Provinzen 1843 (5 Bände und Neue Folge I. Band 1853). Aus dieſen
beiden großen Elementen ging nun die dritte Gruppe, die Medicinal-
geſetzgebung der kleineren Staaten mehr oder weniger im Anſchluß an
jene hervor. Württemberg, Medicinalordnung vom 15. Oktober 1755
und Inſtruktion für das K. Medicinaldepartement vom 23. Januar
1807. Sammlung von Piſtorius, Handbuch der in Württemberg
bis 1840 über die Medicinalpolizei erlaſſenen Geſetze 1841. Syſtema-
tiſche Bearbeitung I. Mohl, württembergiſches Verwaltungsrecht §. 196,
Heſſen-Caſſel 1778, Churpfalz 1773, Hildesheim 1787, Lippe
1789, Baden 1794, Bayern
Edikt über das Medicinalweſen vom
8. September 1808. Geſchichte und einzelne Angaben theils bei Stoll
a. a. O. I. 141, der zugleich ſehr reich iſt an Angaben über ältere Ord-
nungen ſeit 1500; theils auch bei Berg, Deutſches Polizeirecht II.
Seite 70 ff. Es iſt dabei nicht zu verkennen, daß der gemeinſame
Charakter aller dieſer Geſetzgebungen nicht ſo ſehr die Idee einer eigent-
lichen Geſundheitspflege, als vielmehr der Gedanke einer öffentlichen
Ordnung des Heilweſens iſt. Sie bilden den großen gemeinſamen
Ausdruck der Anſchauung, nach welcher das Heilweſen ein Theil und
eine organiſche Aufgabe der Verwaltung iſt, und vermöge deren
daher vor allen Dingen ein öffentliches Recht derſelben gefordert wird.
Darin, das iſt, in dieſer weſentlichen Beſchränkung auf das Heilweſen
liegt der Charakter dieſer Rechtsbildung, nicht darin, daß dieſelbe in dem
was ſie bietet, von der folgenden Zeit weſentlich verſchieden geweſen,
ſondern vielmehr darin, daß ſie ſich auf den einen Theil des Geſund-
heitsweſens beſchränkt; und die eigentliche Bedeutung des neunzehnten
Jahrhunderts beſteht demgemäß eben in der Aufnahme dieſes zweiten
Gebietes und den Folgen, welche daſſelbe für die Rechtsbildung gehabt hat.

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[13/0029] Collegiums 1684 ging dann das Edict vom 27. September 1725 her- vor, die Grundlage nicht bloß aller ſpäteren einzelnen Verordnungen, ſondern in der That ſelbſt noch der gegenwärtigen Medicinalverfaſſung. Horn theilt es mit Seite 2—16. Vergleiche Hagen, Nachricht von den Medicinalanſtalten und mediciniſchen Collegien in den preußiſchen Staaten. 1786. Bergius Pol. und Cam. Mag. VI. 328. Das zweite große Medi- cinalgeſetz iſt das Sanitäts-Normativ für Oeſterreich vom 2. Januar 1770, das natürlich in mancher Beziehung auf Grundlage der fortge- ſchrittenen Wiſſenſchaft weiter war, aber dennoch in den Hauptſachen dieſelben organiſchen Principien aufſtellt. Kopetz, Polizeigeſetze von Oeſterreich II. §. 697 nebſt den einzelnen Verordnungen. Stuben- rauch, Verwaltungsgeſetzgebung Band II. S. 2 ff. mit der öſterreichiſchen Literatur; die Hauptſammlung iſt das Werk von M. Macher, Hand- buch des Sanitätsgeſetzes und Verordnung für die inneröſterreichiſchen Provinzen 1843 (5 Bände und Neue Folge I. Band 1853). Aus dieſen beiden großen Elementen ging nun die dritte Gruppe, die Medicinal- geſetzgebung der kleineren Staaten mehr oder weniger im Anſchluß an jene hervor. Württemberg, Medicinalordnung vom 15. Oktober 1755 und Inſtruktion für das K. Medicinaldepartement vom 23. Januar 1807. Sammlung von Piſtorius, Handbuch der in Württemberg bis 1840 über die Medicinalpolizei erlaſſenen Geſetze 1841. Syſtema- tiſche Bearbeitung I. Mohl, württembergiſches Verwaltungsrecht §. 196, Heſſen-Caſſel 1778, Churpfalz 1773, Hildesheim 1787, Lippe 1789, Baden 1794, Bayern Edikt über das Medicinalweſen vom 8. September 1808. Geſchichte und einzelne Angaben theils bei Stoll a. a. O. I. 141, der zugleich ſehr reich iſt an Angaben über ältere Ord- nungen ſeit 1500; theils auch bei Berg, Deutſches Polizeirecht II. Seite 70 ff. Es iſt dabei nicht zu verkennen, daß der gemeinſame Charakter aller dieſer Geſetzgebungen nicht ſo ſehr die Idee einer eigent- lichen Geſundheitspflege, als vielmehr der Gedanke einer öffentlichen Ordnung des Heilweſens iſt. Sie bilden den großen gemeinſamen Ausdruck der Anſchauung, nach welcher das Heilweſen ein Theil und eine organiſche Aufgabe der Verwaltung iſt, und vermöge deren daher vor allen Dingen ein öffentliches Recht derſelben gefordert wird. Darin, das iſt, in dieſer weſentlichen Beſchränkung auf das Heilweſen liegt der Charakter dieſer Rechtsbildung, nicht darin, daß dieſelbe in dem was ſie bietet, von der folgenden Zeit weſentlich verſchieden geweſen, ſondern vielmehr darin, daß ſie ſich auf den einen Theil des Geſund- heitsweſens beſchränkt; und die eigentliche Bedeutung des neunzehnten Jahrhunderts beſteht demgemäß eben in der Aufnahme dieſes zweiten Gebietes und den Folgen, welche daſſelbe für die Rechtsbildung gehabt hat.

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/29>, abgerufen am 25.04.2024.