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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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sehen will/ mags thun auf seine Gefahr. Würde aber gestabilirt
daß nach Verstreichung der Meß ein Wechselbrieff nicht mehr gel-
ten solle/ so mag protestirt werden mit Vermelden was die Ursache/
biß 8. Tage nach der Meß könte die Zahlung/ zu späte gekommenen
162. Geld
wie es
nutzt.
Wechselbrieffe wohl gelten. Daß Geld ist an sich selbst unfrucht-
bar/ wann es aber in Händen ist/ derer die es an zulegen wissen/ so
bringets Frucht/ wer es nun auf Wechsel giebt/ und die Gelegenheit
wann der Cours favorabel oder Nutzbar ist/ des Orts wohin er es
zu übermachen gedencket/ weiß in acht zunehmen/ so komts ihme mit
163. Geld
wie Waa-
re.
Nutzen wiederum ein: wie dann zuspühren/ wann es auf Wechsel
per ein und andern Ort/ auch auf Märck und Messen herum ge-
Lauffen/ den Nutzen und Frucht mit sich bringet/ ist also das Geld
wie eine Waare in Wechseln/ in dem es verkaufft/ und zu unter-
schiedlichen Preisen gewechselt wird.

164. erdicht
Geld in
Welchseln.

Jn obgemeld erdichteten Gelde nun kan kein Betrug vor-
gehen/ weil es nicht unter die Leute komt/ und ist darauf/ weil in
fest gestellten Preiß und Halt bleibet/ unfehlbahrlich zu Calculiren/
dann das gemüntzte Geld pfleget gesteigert und abgesetzt zu werden/
nach Belieben und Vorfall der Regenten; wann es in seinem innerli-
chen Valor Lauffend bliebe/ so könte eines Landes-Müntz gegen des
andern Landes-Müntz leichtlich Valuiret werden/ wie auch wird/ nun
aber seynd ein und andres Landes schlechter Müntzen eingeschlichen/
gleich wie im Römischen Reich die gantze und halbe Güldenstück o-
der Drittels/ welche ein merckliches geringer als Burgundische/ Hol-
länder/ Schweitzer und Philipsthaler/ noch mehr geringer aber als
specie Reichsthaler/ so verändert der Cours des Wechsels auch mercklig/
wann er auf gemützte Geld-Sorten ankomt/ dann des Welchsels
Centrum ist der innerliche Halt/ lauffend u. gemüntzter Geld Sorten.
Jn den vorigen Seculo waren die Müntz-Sorten paßlich/ mit da-
mahls beginnenden Spanisch-Frantzösischen und Holländischen
Krieg/ kamen die Philipsthaler Kopfstück// Kreutz oder Burgundi-
sche Thaler vor den Tag/ da schlimmerten die Müntz-Sorten im-
mer/ und reducirten sich nach den Wert obiger Philipsthaler 2. Marck
und deren waaren doch in vorigen Teutschen Kriege ziemliche A-
bondans,
mit diesen neuen Krieg nun aber/ und zwar vor Anfang
desselben/ welches gleichsam ein Vorläuffer des bevorstenden Unheils/
seyn die ein Drittel und zwey Drittel eingerissen/ unter denen einige

Sorten

ſehen will/ mags thun auf ſeine Gefahr. Wuͤrde aber geſtabilirt
daß nach Verſtreichung der Meß ein Wechſelbrieff nicht mehr gel-
ten ſolle/ ſo mag proteſtirt werden mit Vermelden was die Urſache/
biß 8. Tage nach der Meß koͤnte die Zahlung/ zu ſpaͤte gekommenen
162. Geld
wie es
nutzt.
Wechſelbrieffe wohl gelten. Daß Geld iſt an ſich ſelbſt unfrucht-
bar/ wann es aber in Haͤnden iſt/ derer die es an zulegen wiſſen/ ſo
bringets Frucht/ wer es nun auf Wechſel giebt/ und die Gelegenheit
wann der Cours favorabel oder Nutzbar iſt/ des Orts wohin er es
zu uͤbermachen gedencket/ weiß in acht zunehmen/ ſo komts ihme mit
163. Geld
wie Waa-
re.
Nutzen wiederum ein: wie dann zuſpuͤhren/ wann es auf Wechſel
per ein und andern Ort/ auch auf Maͤrck und Meſſen herum ge-
Lauffen/ den Nutzen und Frucht mit ſich bringet/ iſt alſo das Geld
wie eine Waare in Wechſeln/ in dem es verkaufft/ und zu unter-
ſchiedlichen Preiſen gewechſelt wird.

164. erdicht
Geld in
Welchſeln.

Jn obgemeld erdichteten Gelde nun kan kein Betrug vor-
gehen/ weil es nicht unter die Leute komt/ und iſt darauf/ weil in
feſt geſtellten Preiß und Halt bleibet/ unfehlbahrlich zu Calculiren/
dann das gemuͤntzte Geld pfleget geſteigert und abgeſetzt zu werden/
nach Belieben und Vorfall der Regenten; wann es in ſeinem innerli-
chen Valor Lauffend bliebe/ ſo koͤnte eines Landes-Muͤntz gegen des
andern Landes-Muͤntz leichtlich Valuiret werden/ wie auch wird/ nun
aber ſeynd ein und andres Landes ſchlechter Muͤntzen eingeſchlichen/
gleich wie im Roͤmiſchen Reich die gantze und halbe Guͤldenſtuͤck o-
der Drittels/ welche ein merckliches geringer als Burgundiſche/ Hol-
laͤnder/ Schweitzer und Philipsthaler/ noch mehr geringer aber als
ſpecie Reichsthaler/ ſo veraͤndert der Cours des Wechſels auch mercklig/
wann er auf gemuͤtzte Geld-Sorten ankomt/ dann des Welchſels
Centrum iſt der innerliche Halt/ lauffend u. gemuͤntzter Geld Sorten.
Jn den vorigen Seculo waren die Muͤntz-Sorten paßlich/ mit da-
mahls beginnenden Spaniſch-Frantzoͤſiſchen und Hollaͤndiſchen
Krieg/ kamen die Philipsthaler Kopfſtuͤck// Kreutz oder Burgundi-
ſche Thaler vor den Tag/ da ſchlimmerten die Muͤntz-Sorten im-
mer/ und reducirten ſich nach den Wert obiger Philipsthaler 2. Marck
und deren waaren doch in vorigen Teutſchen Kriege ziemliche A-
bondans,
mit dieſen neuen Krieg nun aber/ und zwar vor Anfang
deſſelben/ welches gleichſam ein Vorlaͤuffer des bevorſtenden Unheils/
ſeyn die ein Drittel und zwey Drittel eingeriſſen/ unter denen einige

Sorten
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[34/0046] ſehen will/ mags thun auf ſeine Gefahr. Wuͤrde aber geſtabilirt daß nach Verſtreichung der Meß ein Wechſelbrieff nicht mehr gel- ten ſolle/ ſo mag proteſtirt werden mit Vermelden was die Urſache/ biß 8. Tage nach der Meß koͤnte die Zahlung/ zu ſpaͤte gekommenen Wechſelbrieffe wohl gelten. Daß Geld iſt an ſich ſelbſt unfrucht- bar/ wann es aber in Haͤnden iſt/ derer die es an zulegen wiſſen/ ſo bringets Frucht/ wer es nun auf Wechſel giebt/ und die Gelegenheit wann der Cours favorabel oder Nutzbar iſt/ des Orts wohin er es zu uͤbermachen gedencket/ weiß in acht zunehmen/ ſo komts ihme mit Nutzen wiederum ein: wie dann zuſpuͤhren/ wann es auf Wechſel per ein und andern Ort/ auch auf Maͤrck und Meſſen herum ge- Lauffen/ den Nutzen und Frucht mit ſich bringet/ iſt alſo das Geld wie eine Waare in Wechſeln/ in dem es verkaufft/ und zu unter- ſchiedlichen Preiſen gewechſelt wird. 162. Geld wie es nutzt. 163. Geld wie Waa- re. Jn obgemeld erdichteten Gelde nun kan kein Betrug vor- gehen/ weil es nicht unter die Leute komt/ und iſt darauf/ weil in feſt geſtellten Preiß und Halt bleibet/ unfehlbahrlich zu Calculiren/ dann das gemuͤntzte Geld pfleget geſteigert und abgeſetzt zu werden/ nach Belieben und Vorfall der Regenten; wann es in ſeinem innerli- chen Valor Lauffend bliebe/ ſo koͤnte eines Landes-Muͤntz gegen des andern Landes-Muͤntz leichtlich Valuiret werden/ wie auch wird/ nun aber ſeynd ein und andres Landes ſchlechter Muͤntzen eingeſchlichen/ gleich wie im Roͤmiſchen Reich die gantze und halbe Guͤldenſtuͤck o- der Drittels/ welche ein merckliches geringer als Burgundiſche/ Hol- laͤnder/ Schweitzer und Philipsthaler/ noch mehr geringer aber als ſpecie Reichsthaler/ ſo veraͤndert der Cours des Wechſels auch mercklig/ wann er auf gemuͤtzte Geld-Sorten ankomt/ dann des Welchſels Centrum iſt der innerliche Halt/ lauffend u. gemuͤntzter Geld Sorten. Jn den vorigen Seculo waren die Muͤntz-Sorten paßlich/ mit da- mahls beginnenden Spaniſch-Frantzoͤſiſchen und Hollaͤndiſchen Krieg/ kamen die Philipsthaler Kopfſtuͤck// Kreutz oder Burgundi- ſche Thaler vor den Tag/ da ſchlimmerten die Muͤntz-Sorten im- mer/ und reducirten ſich nach den Wert obiger Philipsthaler 2. Marck und deren waaren doch in vorigen Teutſchen Kriege ziemliche A- bondans, mit dieſen neuen Krieg nun aber/ und zwar vor Anfang deſſelben/ welches gleichſam ein Vorlaͤuffer des bevorſtenden Unheils/ ſeyn die ein Drittel und zwey Drittel eingeriſſen/ unter denen einige Sorten

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/46>, abgerufen am 28.03.2024.