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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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nichts eigens/ sondern es seye alles meines
GOttes eigen/ Jch aber allein ein darüber
bestellter haußhalter/ mir durchauß nicht
frey stehe/ das meinige vor mich zu behalten/
wann und als lang ich wil/ sondern wo ich
sehe/ daß zu ehren deß haußvatters und mei-
ner mit knechte noth durfft/ das meinige an-
zuwenden die liebe erfordert/ daß ich als dann
kein bedencken habe/ sobald dasselbige darzu-
geben/ als ein gemeinschafftliches gut/ wel-
ches der neben-mensch von mir zwar mit
weltlichem Recht nicht erfordern/ ich aber
ohne verletzung deß Göttlichen Rechts der
liebe/ dafern ihm anders nit nach nothdurfft
geholffen werden kan/ ihm das sonst vor
mein haltende nicht vorenthalten darff.
Sind das nicht fast frembde lehren/ wo
man darvon redet? und ist doch die nöthig-
ste folge der Christlichen Liebe/ und in der
ersten Kirchen durch und durch gewesen;
daß also weder die gantze Gemeinschafft/
da niemand nichts eigenes hätte/ die gele-
genheit der Tugend und Christlichen Liebe
auffhebte/ noch das weltliche Eigenthum
ein hindernüß der brüderlichen Liebe
würde.

Daher

nichts eigens/ ſondern es ſeye alles meines
GOttes eigen/ Jch aber allein ein daruͤber
beſtellter haußhalter/ mir durchauß nicht
frey ſtehe/ das meinige vor mich zu behalten/
wann und als lang ich wil/ ſondern wo ich
ſehe/ daß zu ehren deß haußvatters und mei-
ner mit knechte noth durfft/ das meinige an-
zuwenden die liebe erfordert/ daß ich als dañ
kein bedencken habe/ ſobald daſſelbige darzu-
geben/ als ein gemeinſchafftliches gut/ wel-
ches der neben-menſch von mir zwar mit
weltlichem Recht nicht erfordern/ ich aber
ohne verletzung deß Goͤttlichen Rechts der
liebe/ dafern ihm anders nit nach nothdurfft
geholffen werden kan/ ihm das ſonſt vor
mein haltende nicht vorenthalten darff.
Sind das nicht faſt frembde lehren/ wo
man darvon redet? und iſt doch die noͤthig-
ſte folge der Chriſtlichen Liebe/ und in der
erſten Kirchen durch und durch geweſen;
daß alſo weder die gantze Gemeinſchafft/
da niemand nichts eigenes haͤtte/ die gele-
genheit der Tugend und Chriſtlichen Liebe
auffhebte/ noch das weltliche Eigenthum
ein hindernuͤß der bruͤderlichen Liebe
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[43/0069] nichts eigens/ ſondern es ſeye alles meines GOttes eigen/ Jch aber allein ein daruͤber beſtellter haußhalter/ mir durchauß nicht frey ſtehe/ das meinige vor mich zu behalten/ wann und als lang ich wil/ ſondern wo ich ſehe/ daß zu ehren deß haußvatters und mei- ner mit knechte noth durfft/ das meinige an- zuwenden die liebe erfordert/ daß ich als dañ kein bedencken habe/ ſobald daſſelbige darzu- geben/ als ein gemeinſchafftliches gut/ wel- ches der neben-menſch von mir zwar mit weltlichem Recht nicht erfordern/ ich aber ohne verletzung deß Goͤttlichen Rechts der liebe/ dafern ihm anders nit nach nothdurfft geholffen werden kan/ ihm das ſonſt vor mein haltende nicht vorenthalten darff. Sind das nicht faſt frembde lehren/ wo man darvon redet? und iſt doch die noͤthig- ſte folge der Chriſtlichen Liebe/ und in der erſten Kirchen durch und durch geweſen; daß alſo weder die gantze Gemeinſchafft/ da niemand nichts eigenes haͤtte/ die gele- genheit der Tugend und Chriſtlichen Liebe auffhebte/ noch das weltliche Eigenthum ein hindernuͤß der bruͤderlichen Liebe wuͤrde. Daher

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/69>, abgerufen am 29.03.2024.