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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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gar verlachet werden. Daher lernen sie
prachten/ spatzieren/ besuchen/ etc. vom Gesin-
de darneben allerhand spitzige anzügliche
Spott- und Beschimpffungs-Reden. Da
lehret man sie stoltz seyn/ und saget ihnen auf-
mutzend vor/ wer ihre Eltern/ Geschlecht/ etc.
Solches/ wie schon seiner Zeit Quintilianus
klaget/ schleppen sie mit in die Schulen und
zu den Praeceptoren; die ihnen zu gratuli-
ren/ wann sie nur die gnade und gunst ha-
ben/ daß die Kinder mit ihnen zu frieden
seyn. Dann gibt das Informationes super-
ficiarias
und disciplinam cerussatam. Mit
solchen unzeitigen Backfischen eylt man auß
der Schulen: Dann/ die Tochter muß bald
Jungfer/ und der Sohn Student oder Aca-
demicus
seyn und heissen. Diese Onagros
bekommen dann die unschuldige Professo-
res;
und sollen lauter Bucephalos darauß
machen. Diese krumm/ thumm und höcke-
richt gewachsene stipites ficulnei sollen dann
zu Herrn-Sceptern geschnitzet werden.
Mich wundert in Warheit/ daß noch durch
sondere Gnade GOttes/ und ausserordent-
lichen Segen/ so diesen Officinis beywoh-
net/ so viel menschliches in solche/ (wiewol/

dem

gar verlachet werden. Daher lernen ſie
prachten/ ſpatzieren/ beſuchen/ ꝛc. vom Geſin-
de darneben allerhand ſpitzige anzuͤgliche
Spott- und Beſchimpffungs-Reden. Da
lehret man ſie ſtoltz ſeyn/ und ſaget ihnen auf-
mutzend vor/ wer ihre Eltern/ Geſchlecht/ ꝛc.
Solches/ wie ſchon ſeiner Zeit Quintilianus
klaget/ ſchleppen ſie mit in die Schulen und
zu den Præceptoren; die ihnen zu gratuli-
ren/ wann ſie nur die gnade und gunſt ha-
ben/ daß die Kinder mit ihnen zu frieden
ſeyn. Dann gibt das Informationes ſuper-
ficiarias
und diſciplinam ceruſſatam. Mit
ſolchen unzeitigen Backfiſchen eylt man auß
der Schulen: Dann/ die Tochter muß bald
Jungfer/ und der Sohn Student oder Aca-
demicus
ſeyn und heiſſen. Dieſe Onagros
bekommen dann die unſchuldige Profeſſo-
res;
und ſollen lauter Bucephalos darauß
machen. Dieſe krumm/ thumm und hoͤcke-
richt gewachſene ſtipites ficulnei ſollen dañ
zu Herꝛn-Sceptern geſchnitzet werden.
Mich wundert in Warheit/ daß noch durch
ſondere Gnade GOttes/ und auſſerordent-
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[338/0364] gar verlachet werden. Daher lernen ſie prachten/ ſpatzieren/ beſuchen/ ꝛc. vom Geſin- de darneben allerhand ſpitzige anzuͤgliche Spott- und Beſchimpffungs-Reden. Da lehret man ſie ſtoltz ſeyn/ und ſaget ihnen auf- mutzend vor/ wer ihre Eltern/ Geſchlecht/ ꝛc. Solches/ wie ſchon ſeiner Zeit Quintilianus klaget/ ſchleppen ſie mit in die Schulen und zu den Præceptoren; die ihnen zu gratuli- ren/ wann ſie nur die gnade und gunſt ha- ben/ daß die Kinder mit ihnen zu frieden ſeyn. Dann gibt das Informationes ſuper- ficiarias und diſciplinam ceruſſatam. Mit ſolchen unzeitigen Backfiſchen eylt man auß der Schulen: Dann/ die Tochter muß bald Jungfer/ und der Sohn Student oder Aca- demicus ſeyn und heiſſen. Dieſe Onagros bekommen dann die unſchuldige Profeſſo- res; und ſollen lauter Bucephalos darauß machen. Dieſe krumm/ thumm und hoͤcke- richt gewachſene ſtipites ficulnei ſollen dañ zu Herꝛn-Sceptern geſchnitzet werden. Mich wundert in Warheit/ daß noch durch ſondere Gnade GOttes/ und auſſerordent- lichen Segen/ ſo dieſen Officinis beywoh- net/ ſo viel menſchliches in ſolche/ (wiewol/ dem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/364>, abgerufen am 29.03.2024.