Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

mehr aufsteigen/ sondern nur eine äusserliche
Moral-Zucht und Erbarkeit den ihrigen
beyzubringen/ selbe lesen. Ein Mensch/ deme
es hertzlich ernst ist/ zu einer rechten offenbah-
ren Gemeinde CHristi sich zu begeben/ der
muß zuvorderst die Lehr/ in welcher er auffer-
zogen und unterrichtet ist/ in zweiffel ziehen/
und sich in GOttes Namen entschliessen/
sie auff die prob Göttlichen Worts zu setzen.
Diß sein vorhaben trage er seinem JESU
vor in hertzlichem Gebet/ und ersuche Jhn
umb seines Heiligen Geistes erleuchtung mit
anhaltenden seufftzen: Nehme darauff die
Göttliche Bibel vor sich/ ist es möglich/ daß er
der Grund sprachen habhafft werden kan/ und
sie verstehet/ bediene er sich der selben sonder-
lich/ als darinn mehr krafft und Geistes wür-
ckung/ dann in denen Dolmetschungen; Wo
nicht/ wird GOtt in diese so viel segens legen/
daß er darinn finden wird/ was zu seiner er-
leuchtung nöthig ist. Vom N. Testament
rathe Jch den anfang zu machen/ und darauß
in ein absonderlich es Manual zu tragen/ was
Glaubens-sachen und Lebens-reglen sind.
Jn diesem wird GOTT den Schlüssel deß
erkanntnüß zeigen/ wie man die Schrifften

Alten
K 3

mehr aufſteigen/ ſondern nur eine aͤuſſerliche
Moral-Zucht und Erbarkeit den ihrigen
beyzubringen/ ſelbe leſen. Ein Menſch/ deme
es hertzlich ernſt iſt/ zu einer rechten offenbah-
ren Gemeinde CHriſti ſich zu begeben/ der
muß zuvorderſt die Lehr/ in welcher er auffer-
zogen und unterrichtet iſt/ in zweiffel ziehen/
und ſich in GOttes Namen entſchlieſſen/
ſie auff die prob Goͤttlichen Worts zu ſetzen.
Diß ſein vorhaben trage er ſeinem JESU
vor in hertzlichem Gebet/ und erſuche Jhn
umb ſeines Heiligen Geiſtes erleuchtung mit
anhaltenden ſeufftzen: Nehme darauff die
Goͤttliche Bibel vor ſich/ iſt es moͤglich/ daß er
der Grund ſprachen habhafft werden kan/ und
ſie verſtehet/ bediene er ſich der ſelben ſonder-
lich/ als darinn mehr krafft und Geiſtes wuͤr-
ckung/ dann in denen Dolmetſchungen; Wo
nicht/ wird GOtt in dieſe ſo viel ſegens legen/
daß er darinn finden wird/ was zu ſeiner er-
leuchtung noͤthig iſt. Vom N. Teſtament
rathe Jch den anfang zu machen/ und daꝛauß
in ein abſonderlich es Manual zu tragen/ was
Glaubens-ſachen und Lebens-reglen ſind.
Jn dieſem wird GOTT den Schluͤſſel deß
erkanntnuͤß zeigen/ wie man die Schrifften

Alten
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0247" n="221"/>
mehr auf&#x017F;teigen/ &#x017F;ondern nur eine a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/><hi rendition="#aq">Moral-</hi>Zucht und Erbarkeit den ihrigen<lb/>
beyzubringen/ &#x017F;elbe le&#x017F;en. Ein Men&#x017F;ch/ deme<lb/>
es hertzlich ern&#x017F;t i&#x017F;t/ zu einer rechten offenbah-<lb/>
ren Gemeinde CHri&#x017F;ti &#x017F;ich zu begeben/ der<lb/>
muß zuvorder&#x017F;t die Lehr/ in welcher er auffer-<lb/>
zogen und unterrichtet i&#x017F;t/ in zweiffel ziehen/<lb/>
und &#x017F;ich in GOttes Namen ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ie auff die prob Go&#x0364;ttlichen Worts zu &#x017F;etzen.<lb/>
Diß &#x017F;ein vorhaben trage er &#x017F;einem JESU<lb/>
vor in hertzlichem Gebet/ und er&#x017F;uche Jhn<lb/>
umb &#x017F;eines Heiligen Gei&#x017F;tes erleuchtung mit<lb/>
anhaltenden &#x017F;eufftzen: Nehme darauff die<lb/>
Go&#x0364;ttliche Bibel vor &#x017F;ich/ i&#x017F;t es mo&#x0364;glich/ daß er<lb/>
der Grund &#x017F;prachen habhafft werden kan/ und<lb/>
&#x017F;ie ver&#x017F;tehet/ bediene er &#x017F;ich der &#x017F;elben &#x017F;onder-<lb/>
lich/ als darinn mehr krafft und Gei&#x017F;tes wu&#x0364;r-<lb/>
ckung/ dann in denen Dolmet&#x017F;chungen; Wo<lb/>
nicht/ wird GOtt in die&#x017F;e &#x017F;o viel &#x017F;egens legen/<lb/>
daß er darinn finden wird/ was zu &#x017F;einer er-<lb/>
leuchtung no&#x0364;thig i&#x017F;t. Vom N. Te&#x017F;tament<lb/>
rathe Jch den anfang zu machen/ und da&#xA75B;auß<lb/>
in ein ab&#x017F;onderlich es <hi rendition="#aq">Manual</hi> zu tragen/ was<lb/>
Glaubens-&#x017F;achen und Lebens-reglen &#x017F;ind.<lb/>
Jn die&#x017F;em wird GOTT den Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el deß<lb/>
erkanntnu&#x0364;ß zeigen/ wie man die Schrifften<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Alten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0247] mehr aufſteigen/ ſondern nur eine aͤuſſerliche Moral-Zucht und Erbarkeit den ihrigen beyzubringen/ ſelbe leſen. Ein Menſch/ deme es hertzlich ernſt iſt/ zu einer rechten offenbah- ren Gemeinde CHriſti ſich zu begeben/ der muß zuvorderſt die Lehr/ in welcher er auffer- zogen und unterrichtet iſt/ in zweiffel ziehen/ und ſich in GOttes Namen entſchlieſſen/ ſie auff die prob Goͤttlichen Worts zu ſetzen. Diß ſein vorhaben trage er ſeinem JESU vor in hertzlichem Gebet/ und erſuche Jhn umb ſeines Heiligen Geiſtes erleuchtung mit anhaltenden ſeufftzen: Nehme darauff die Goͤttliche Bibel vor ſich/ iſt es moͤglich/ daß er der Grund ſprachen habhafft werden kan/ und ſie verſtehet/ bediene er ſich der ſelben ſonder- lich/ als darinn mehr krafft und Geiſtes wuͤr- ckung/ dann in denen Dolmetſchungen; Wo nicht/ wird GOtt in dieſe ſo viel ſegens legen/ daß er darinn finden wird/ was zu ſeiner er- leuchtung noͤthig iſt. Vom N. Teſtament rathe Jch den anfang zu machen/ und daꝛauß in ein abſonderlich es Manual zu tragen/ was Glaubens-ſachen und Lebens-reglen ſind. Jn dieſem wird GOTT den Schluͤſſel deß erkanntnuͤß zeigen/ wie man die Schrifften Alten K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/247
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/247>, abgerufen am 28.03.2024.