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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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fanget/ ist wahrhafftig unverantwortlich:
und thut die Obrigkeit so solche muthwillige
Kläger anhöret nicht recht/ weil dardurch
die Unterthanen gegen einander entrüstet
und verbittert/ in ihren ämptern und hand-
thierungen mercklich verhindert/ und mit
recht fertigen in grossen Unkosten und viel
Ungemach gestürtzet werden; Da sie doch
solche unter sich selbst hätten mögen beylegen/
oder durch vermittelung ehrlicher Leute/ auch
wol ihres Seelsorgers/ deme ohne das das
Wort der versöhnung gebühret/ können ver-
glichen werden.

Der Kläger bedencke sich doch künfftig/
ehe er vor Gericht gehet/ ob sein Sach der
wichtigkeit/ daß er klaget/ und erwege/ daß er
auch unrechtes zu erdulden von dem Her-
ren
JESU angewiesen seyn; Der Ant-
worter entschliesse sich hingegen auch/ ob er
sich ins Recht einlassen oder weichen wolle:
Gedencke aber allezeit/ daß die brüderliche
Versöhnung dem Höchsten angenehmer sey/
als strenges Recht; Nimmermehr aber ap-
pelli
re er/ seinen Gegentheil der Sachen müd
zu machen/ oder abzumatten/ oder in hoffnung
zu einem ihme vortheilhafftigen Vertrag

zukom-

fanget/ iſt wahrhafftig unverantwortlich:
und thut die Obrigkeit ſo ſolche muthwillige
Klaͤger anhoͤret nicht recht/ weil dardurch
die Unterthanen gegen einander entruͤſtet
und verbittert/ in ihren aͤmptern und hand-
thierungen mercklich verhindert/ und mit
recht fertigen in groſſen Unkoſten und viel
Ungemach geſtuͤrtzet werden; Da ſie doch
ſolche unter ſich ſelbſt haͤtten moͤgen beylegen/
oder durch vermittelung ehrlicher Leute/ auch
wol ihres Seelſorgers/ deme ohne das das
Wort der verſoͤhnung gebuͤhret/ koͤnnen ver-
glichen werden.

Der Klaͤger bedencke ſich doch kuͤnfftig/
ehe er vor Gericht gehet/ ob ſein Sach der
wichtigkeit/ daß er klaget/ und erwege/ daß er
auch unrechtes zu erdulden von dem Her-
ren
JESU angewieſen ſeyn; Der Ant-
worter entſchlieſſe ſich hingegen auch/ ob er
ſich ins Recht einlaſſen oder weichen wolle:
Gedencke aber allezeit/ daß die bruͤderliche
Verſoͤhnung dem Hoͤchſten angenehmer ſey/
als ſtrenges Recht; Nimmermehr aber ap-
pelli
re er/ ſeinen Gegentheil der Sachen muͤd
zu machen/ oder abzumattẽ/ oder in hoffnung
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[189/0215] fanget/ iſt wahrhafftig unverantwortlich: und thut die Obrigkeit ſo ſolche muthwillige Klaͤger anhoͤret nicht recht/ weil dardurch die Unterthanen gegen einander entruͤſtet und verbittert/ in ihren aͤmptern und hand- thierungen mercklich verhindert/ und mit recht fertigen in groſſen Unkoſten und viel Ungemach geſtuͤrtzet werden; Da ſie doch ſolche unter ſich ſelbſt haͤtten moͤgen beylegen/ oder durch vermittelung ehrlicher Leute/ auch wol ihres Seelſorgers/ deme ohne das das Wort der verſoͤhnung gebuͤhret/ koͤnnen ver- glichen werden. Der Klaͤger bedencke ſich doch kuͤnfftig/ ehe er vor Gericht gehet/ ob ſein Sach der wichtigkeit/ daß er klaget/ und erwege/ daß er auch unrechtes zu erdulden von dem Her- ren JESU angewieſen ſeyn; Der Ant- worter entſchlieſſe ſich hingegen auch/ ob er ſich ins Recht einlaſſen oder weichen wolle: Gedencke aber allezeit/ daß die bruͤderliche Verſoͤhnung dem Hoͤchſten angenehmer ſey/ als ſtrenges Recht; Nimmermehr aber ap- pellire er/ ſeinen Gegentheil der Sachen muͤd zu machen/ oder abzumattẽ/ oder in hoffnung zu einem ihme vortheilhafftigen Vertrag zukom-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/215>, abgerufen am 28.03.2024.