Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

ARTIC. I. SECT. V.
Provintzien die variis juribus dem Churfürsten zugefallen; Wo wir aber
reden von der zeit, da der siebende Bavarus die Electoralem dignitatem be-
kommen, so fieng solches erst an mächtig zu werden, als das seine meiste ac-
cessiones
erst vor wenig jahren vorher bekommen, etliche auch noch in schwe-
rer controvers stünden. Und ist auch damal Sachsen, nicht schwächer
gewesen als vorher. Daß Palatinus solte der achte seyn, ist wiederum nicht
nur vermuthlich, in dem in den vorigen, so viel ich fasse, nicht personae singu-
lae,
sondern status Electoralis verstanden werden solle, Wie dann sonsten
nicht gesagt werden möchte, daß Bavarus nur eine kurtze zeit bleiben werde,
indem bereits die andere person verhanden ist, und schon nach dem ersten eine
ziemliche zahl der jahre regiert. Daß in apocalypsi irgend die vierdtehalb
jahre ad literam zu verstehen seyen, halte ich gantz unerfindlich, und wird sol-
che zahl so offt wiederholet in dem buch, und dergleichen sachen darinnen zu
geschehen angezeiget, daß nicht müglich bey dem buchstaben zu bleiben, und
von einer so kurtzen zeit es verstehen, aber es lässet sich von allem solchen nicht
eigentlich urtheilen, man sehe dann des lieben mannes gantzes werck. Wie
ohne das in materia apocalyptica fast niemal aus einem theil dessen erklä-
rung sicher geurtheilet werden mag, sondern allemal die gantze cohaerenz ei-
ner explication durch das gantze buch angesehen werden muß. Daher ich
auch nicht gewiß bin, ob ich aus E. Wohl-Ehrwürden schreiben des autoris
meinung über solches stück also genug gefasset habe, daß meine animadver-
siones
auf die selbe sich schicken. Doch habe nicht unterlassen mögen E.
Wohl-Ehrwürden hiermit zu bezeugen, daß deroselben begehren nach ver-
mögen gerne an hand gienge, und also in vertrauen dieses wenige hiemit von
meinen unvorgreifflichen gedancken darüber entdecken wollen. 168.

SECTIO VI.
Uber den hauptschlüssel Apocaly-
pseos.

VOr den hauptschlüssel apocalypseos, so mit gesendet, sage ich dienst-
lichen danck, und wünsche gelegenheit zur erwiederung. Es ist auch
insgesamt die materia apocalyptica eine der jenigen, die ich heut
zu tage der kirchen sehr nöthig achte; Wolte GOTT sie wäre auch so leicht,
und solches göttliche buch eigenlicher und klärer einzusehen. Des Sel.
Herrn Hoffmanns, deme E. Hoch-Wohl Ehrwürden folgt, Chronotaxin
habe etwa vor 10. jahren gelesen; Leugne aber nicht, daß ich nicht eben ver-
gnügung darinnen gefunden. Jch habe sonsten vor dem über apocalypsin

leicht
d 2

ARTIC. I. SECT. V.
Provintzien die variis juribus dem Churfuͤrſten zugefallen; Wo wir aber
reden von der zeit, da der ſiebende Bavarus die Electoralem dignitatem be-
kommen, ſo fieng ſolches erſt an maͤchtig zu werden, als das ſeine meiſte ac-
ceſſiones
erſt vor wenig jahren vorher bekommen, etliche auch noch in ſchwe-
rer controvers ſtuͤnden. Und iſt auch damal Sachſen, nicht ſchwaͤcher
geweſen als vorher. Daß Palatinus ſolte der achte ſeyn, iſt wiederum nicht
nur vermuthlich, in dem in den vorigen, ſo viel ich faſſe, nicht perſonæ ſingu-
læ,
ſondern ſtatus Electoralis verſtanden werden ſolle, Wie dann ſonſten
nicht geſagt werden moͤchte, daß Bavarus nur eine kurtze zeit bleiben werde,
indem bereits die andere perſon verhanden iſt, und ſchon nach dem erſten eine
ziemliche zahl der jahre regiert. Daß in apocalypſi irgend die vierdtehalb
jahre ad literam zu verſtehen ſeyen, halte ich gantz unerfindlich, und wird ſol-
che zahl ſo offt wiederholet in dem buch, und dergleichen ſachen darinnen zu
geſchehen angezeiget, daß nicht muͤglich bey dem buchſtaben zu bleiben, und
von einer ſo kurtzen zeit es verſtehen, aber es laͤſſet ſich von allem ſolchen nicht
eigentlich urtheilen, man ſehe dann des lieben mannes gantzes werck. Wie
ohne das in materia apocalyptica faſt niemal aus einem theil deſſen erklaͤ-
rung ſicher geurtheilet werden mag, ſondern allemal die gantze cohærenz ei-
ner explication durch das gantze buch angeſehen werden muß. Daher ich
auch nicht gewiß bin, ob ich aus E. Wohl-Ehrwuͤrden ſchreiben des autoris
meinung uͤber ſolches ſtuͤck alſo genug gefaſſet habe, daß meine animadver-
ſiones
auf die ſelbe ſich ſchicken. Doch habe nicht unterlaſſen moͤgen E.
Wohl-Ehrwuͤrden hiermit zu bezeugen, daß deroſelben begehren nach ver-
moͤgen gerne an hand gienge, und alſo in vertrauen dieſes wenige hiemit von
meinen unvorgreifflichen gedancken daruͤber entdecken wollen. 168.

SECTIO VI.
Uber den hauptſchluͤſſel Apocaly-
pſeos.

VOr den hauptſchluͤſſel apocalypſeos, ſo mit geſendet, ſage ich dienſt-
lichen danck, und wuͤnſche gelegenheit zur erwiederung. Es iſt auch
insgeſamt die materia apocalyptica eine der jenigen, die ich heut
zu tage der kirchen ſehr noͤthig achte; Wolte GOTT ſie waͤre auch ſo leicht,
und ſolches goͤttliche buch eigenlicher und klaͤrer einzuſehen. Des Sel.
Herrn Hoffmanns, deme E. Hoch-Wohl Ehrwuͤrden folgt, Chronotaxin
habe etwa vor 10. jahren geleſen; Leugne aber nicht, daß ich nicht eben ver-
gnuͤgung darinnen gefunden. Jch habe ſonſten vor dem uͤber apocalypſin

leicht
d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0039" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC</hi>. I. <hi rendition="#g">SECT</hi>. V.</hi></hi></fw><lb/>
Provintzien die <hi rendition="#aq">variis juribus</hi> dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten zugefallen; Wo wir aber<lb/>
reden von der zeit, da der &#x017F;iebende <hi rendition="#aq">Bavarus</hi> die <hi rendition="#aq">Electoralem dignitatem</hi> be-<lb/>
kommen, &#x017F;o fieng &#x017F;olches er&#x017F;t an ma&#x0364;chtig zu werden, als das &#x017F;eine mei&#x017F;te <hi rendition="#aq">ac-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;iones</hi> er&#x017F;t vor wenig jahren vorher bekommen, etliche auch noch in &#x017F;chwe-<lb/>
rer <hi rendition="#aq">controvers</hi> &#x017F;tu&#x0364;nden. Und i&#x017F;t auch damal <hi rendition="#fr">Sach&#x017F;en,</hi> nicht &#x017F;chwa&#x0364;cher<lb/>
gewe&#x017F;en als vorher. Daß <hi rendition="#aq">Palatinus</hi> &#x017F;olte der achte &#x017F;eyn, i&#x017F;t wiederum nicht<lb/>
nur vermuthlich, in dem in den vorigen, &#x017F;o viel ich fa&#x017F;&#x017F;e, nicht <hi rendition="#aq">per&#x017F;onæ &#x017F;ingu-<lb/>
læ,</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">&#x017F;tatus Electoralis</hi> ver&#x017F;tanden werden &#x017F;olle, Wie dann &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
nicht ge&#x017F;agt werden mo&#x0364;chte, daß <hi rendition="#aq">Bavarus</hi> nur eine kurtze zeit bleiben werde,<lb/>
indem bereits die andere per&#x017F;on verhanden i&#x017F;t, und &#x017F;chon nach dem er&#x017F;ten eine<lb/>
ziemliche zahl der jahre regiert. Daß in <hi rendition="#aq">apocalyp&#x017F;i</hi> irgend die vierdtehalb<lb/>
jahre <hi rendition="#aq">ad literam</hi> zu ver&#x017F;tehen &#x017F;eyen, halte ich gantz unerfindlich, und wird &#x017F;ol-<lb/>
che zahl &#x017F;o offt wiederholet in dem buch, und dergleichen &#x017F;achen darinnen zu<lb/>
ge&#x017F;chehen angezeiget, daß nicht mu&#x0364;glich bey dem buch&#x017F;taben zu bleiben, und<lb/>
von einer &#x017F;o kurtzen zeit es ver&#x017F;tehen, aber es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich von allem &#x017F;olchen nicht<lb/>
eigentlich urtheilen, man &#x017F;ehe dann des lieben mannes gantzes werck. Wie<lb/>
ohne das <hi rendition="#aq">in materia apocalyptica</hi> fa&#x017F;t niemal aus einem theil de&#x017F;&#x017F;en erkla&#x0364;-<lb/>
rung &#x017F;icher geurtheilet werden mag, &#x017F;ondern allemal die gantze <hi rendition="#aq">cohærenz</hi> ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">explication</hi> durch das gantze buch ange&#x017F;ehen werden muß. Daher ich<lb/>
auch nicht gewiß bin, ob ich aus E. Wohl-Ehrwu&#x0364;rden &#x017F;chreiben des <hi rendition="#aq">autoris</hi><lb/>
meinung u&#x0364;ber &#x017F;olches &#x017F;tu&#x0364;ck al&#x017F;o genug gefa&#x017F;&#x017F;et habe, daß meine <hi rendition="#aq">animadver-<lb/>
&#x017F;iones</hi> auf die &#x017F;elbe &#x017F;ich &#x017F;chicken. Doch habe nicht unterla&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen E.<lb/>
Wohl-Ehrwu&#x0364;rden hiermit zu bezeugen, daß dero&#x017F;elben begehren nach ver-<lb/>
mo&#x0364;gen gerne an hand gienge, und al&#x017F;o in vertrauen die&#x017F;es wenige hiemit von<lb/>
meinen unvorgreifflichen gedancken daru&#x0364;ber entdecken wollen. 168.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> VI.</hi><lb/>
Uber den haupt&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el <hi rendition="#aq">Apocaly-<lb/>
p&#x017F;eos.</hi></hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">V</hi>Or den haupt&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el <hi rendition="#aq">apocalyp&#x017F;eos,</hi> &#x017F;o mit ge&#x017F;endet, &#x017F;age ich dien&#x017F;t-<lb/>
lichen danck, und wu&#x0364;n&#x017F;che gelegenheit zur erwiederung. Es i&#x017F;t auch<lb/>
insge&#x017F;amt die <hi rendition="#aq">materia apocalyptica</hi> eine der jenigen, die ich heut<lb/>
zu tage der kirchen &#x017F;ehr no&#x0364;thig achte; Wolte GOTT &#x017F;ie wa&#x0364;re auch &#x017F;o leicht,<lb/>
und &#x017F;olches go&#x0364;ttliche buch eigenlicher und kla&#x0364;rer einzu&#x017F;ehen. Des Sel.<lb/>
Herrn Hoffmanns, deme E. Hoch-Wohl Ehrwu&#x0364;rden folgt, <hi rendition="#aq">Chronotaxin</hi><lb/>
habe etwa vor 10. jahren gele&#x017F;en; Leugne aber nicht, daß ich nicht eben ver-<lb/>
gnu&#x0364;gung darinnen gefunden. Jch habe &#x017F;on&#x017F;ten vor dem u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">apocalyp&#x017F;in</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d 2</fw><fw place="bottom" type="catch">leicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] ARTIC. I. SECT. V. Provintzien die variis juribus dem Churfuͤrſten zugefallen; Wo wir aber reden von der zeit, da der ſiebende Bavarus die Electoralem dignitatem be- kommen, ſo fieng ſolches erſt an maͤchtig zu werden, als das ſeine meiſte ac- ceſſiones erſt vor wenig jahren vorher bekommen, etliche auch noch in ſchwe- rer controvers ſtuͤnden. Und iſt auch damal Sachſen, nicht ſchwaͤcher geweſen als vorher. Daß Palatinus ſolte der achte ſeyn, iſt wiederum nicht nur vermuthlich, in dem in den vorigen, ſo viel ich faſſe, nicht perſonæ ſingu- læ, ſondern ſtatus Electoralis verſtanden werden ſolle, Wie dann ſonſten nicht geſagt werden moͤchte, daß Bavarus nur eine kurtze zeit bleiben werde, indem bereits die andere perſon verhanden iſt, und ſchon nach dem erſten eine ziemliche zahl der jahre regiert. Daß in apocalypſi irgend die vierdtehalb jahre ad literam zu verſtehen ſeyen, halte ich gantz unerfindlich, und wird ſol- che zahl ſo offt wiederholet in dem buch, und dergleichen ſachen darinnen zu geſchehen angezeiget, daß nicht muͤglich bey dem buchſtaben zu bleiben, und von einer ſo kurtzen zeit es verſtehen, aber es laͤſſet ſich von allem ſolchen nicht eigentlich urtheilen, man ſehe dann des lieben mannes gantzes werck. Wie ohne das in materia apocalyptica faſt niemal aus einem theil deſſen erklaͤ- rung ſicher geurtheilet werden mag, ſondern allemal die gantze cohærenz ei- ner explication durch das gantze buch angeſehen werden muß. Daher ich auch nicht gewiß bin, ob ich aus E. Wohl-Ehrwuͤrden ſchreiben des autoris meinung uͤber ſolches ſtuͤck alſo genug gefaſſet habe, daß meine animadver- ſiones auf die ſelbe ſich ſchicken. Doch habe nicht unterlaſſen moͤgen E. Wohl-Ehrwuͤrden hiermit zu bezeugen, daß deroſelben begehren nach ver- moͤgen gerne an hand gienge, und alſo in vertrauen dieſes wenige hiemit von meinen unvorgreifflichen gedancken daruͤber entdecken wollen. 168. SECTIO VI. Uber den hauptſchluͤſſel Apocaly- pſeos. VOr den hauptſchluͤſſel apocalypſeos, ſo mit geſendet, ſage ich dienſt- lichen danck, und wuͤnſche gelegenheit zur erwiederung. Es iſt auch insgeſamt die materia apocalyptica eine der jenigen, die ich heut zu tage der kirchen ſehr noͤthig achte; Wolte GOTT ſie waͤre auch ſo leicht, und ſolches goͤttliche buch eigenlicher und klaͤrer einzuſehen. Des Sel. Herrn Hoffmanns, deme E. Hoch-Wohl Ehrwuͤrden folgt, Chronotaxin habe etwa vor 10. jahren geleſen; Leugne aber nicht, daß ich nicht eben ver- gnuͤgung darinnen gefunden. Jch habe ſonſten vor dem uͤber apocalypſin leicht d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/39
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/39>, abgerufen am 25.04.2024.