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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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die übrige Churfürstliche Theologi, die nichts gegen mich
eingewandt/ sondern mit bezeugung der freude und gratula-
tion
mich auffgenommen/ mich vor richtig befunden haben
müsten. Welches mir noch vor jetzige zeit ein kräfftiges
zeugnüß geben kan/ da meine lehr/ consilia und leben sich
nicht geändert/ sondern noch finden wie sie in Franckfurt ge-
wesen und doch die probe unter so vielen widersprüchen aus-
gehalten haben. Darüber ich des HERREN güte prei-
se.

Von Artic. II. und III. finde nicht nöthig etwas hiezu
erinnern/ als insgemein/ daß daraus erhellen werde/ wie
immerfort den zustand unserer zeiten insgemein/ und wo ab-
sonderliche stücke vorgekommen/ angesehen/ beseuffzet/ und
meine gedancken vorgestellet habe; sonderlich weil so viel aus
den jenigen/ was 1689. zu Leipzig angefangen/ entstanden ist/
daraus die feinde der gottseligkeit eine sonderbare secte des
Pietismi gemacht/ und damit unwiederbringlichere ärger-
nüß gestifftet haben/ können vor allen andern art. II. sect. 31.
32.
die beyde auff gnädigsten befehl aus den gesamten actis
unterthänigst abgefaste relationen und gutachten darzu die-
nen/ um zu sehen/ wie so gantz ungegründet die erste beschul-
digungen gewesen/ und daraus zuschliessen/ was auch von
andern vorgeben zu glauben; insgesamt ists eine anzei-
gung einer guten sache/ und die von GOTT herkomme/
wann sich der Satan dagegen hefftig setzet/ dieser aber ver-
räth sich an seinen wercken und eigenen waffen (dero sich der
heilige Geist nimmer brauchet) nemlich neid/ hadder/ lä-
sterung/ böser argwohn/ schulgezänck. 1. Tim. 6/ 4. 5.
Wo sich also diese hervorthun/ schliesset man leicht/ wer da-
hinter stecken müsse/ und hat mans bißdaher gnug erfah-
ren. Es seye aber darmit gnug.

Nun habe noch einiges zu bemercken/ daß viele dar

vor-

die uͤbrige Churfuͤrſtliche Theologi, die nichts gegen mich
eingewandt/ ſondern mit bezeugung der freude und gratula-
tion
mich auffgenommen/ mich vor richtig befunden haben
muͤſten. Welches mir noch vor jetzige zeit ein kraͤfftiges
zeugnuͤß geben kan/ da meine lehr/ conſilia und leben ſich
nicht geaͤndert/ ſondern noch finden wie ſie in Franckfurt ge-
weſen und doch die probe unter ſo vielen widerſpruͤchen aus-
gehalten haben. Daruͤber ich des HERREN guͤte prei-
ſe.

Von Artic. II. und III. finde nicht noͤthig etwas hiezu
erinnern/ als insgemein/ daß daraus erhellen werde/ wie
immerfort den zuſtand unſerer zeiten insgemein/ und wo ab-
ſonderliche ſtuͤcke vorgekommen/ angeſehen/ beſeuffzet/ und
meine gedancken vorgeſtellet habe; ſonderlich weil ſo viel aus
den jenigen/ was 1689. zu Leipzig angefangen/ entſtanden iſt/
daraus die feinde der gottſeligkeit eine ſonderbare ſecte des
Pietismi gemacht/ und damit unwiederbringlichere aͤrger-
nuͤß geſtifftet haben/ koͤnnen vor allen andern art. II. ſect. 31.
32.
die beyde auff gnaͤdigſten befehl aus den geſamten actis
unterthaͤnigſt abgefaſte relationen und gutachten darzu die-
nen/ um zu ſehen/ wie ſo gantz ungegruͤndet die erſte beſchul-
digungen geweſen/ und daraus zuſchlieſſen/ was auch von
andern vorgeben zu glauben; insgeſamt iſts eine anzei-
gung einer guten ſache/ und die von GOTT herkomme/
wann ſich der Satan dagegen hefftig ſetzet/ dieſer aber ver-
raͤth ſich an ſeinen wercken und eigenen waffen (dero ſich der
heilige Geiſt nimmer brauchet) nemlich neid/ hadder/ laͤ-
ſterung/ boͤſer argwohn/ ſchulgezaͤnck. 1. Tim. 6/ 4. 5.
Wo ſich alſo dieſe hervorthun/ ſchlieſſet man leicht/ wer da-
hinter ſtecken muͤſſe/ und hat mans bißdaher gnug erfah-
ren. Es ſeye aber darmit gnug.

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[0016] die uͤbrige Churfuͤrſtliche Theologi, die nichts gegen mich eingewandt/ ſondern mit bezeugung der freude und gratula- tion mich auffgenommen/ mich vor richtig befunden haben muͤſten. Welches mir noch vor jetzige zeit ein kraͤfftiges zeugnuͤß geben kan/ da meine lehr/ conſilia und leben ſich nicht geaͤndert/ ſondern noch finden wie ſie in Franckfurt ge- weſen und doch die probe unter ſo vielen widerſpruͤchen aus- gehalten haben. Daruͤber ich des HERREN guͤte prei- ſe. Von Artic. II. und III. finde nicht noͤthig etwas hiezu erinnern/ als insgemein/ daß daraus erhellen werde/ wie immerfort den zuſtand unſerer zeiten insgemein/ und wo ab- ſonderliche ſtuͤcke vorgekommen/ angeſehen/ beſeuffzet/ und meine gedancken vorgeſtellet habe; ſonderlich weil ſo viel aus den jenigen/ was 1689. zu Leipzig angefangen/ entſtanden iſt/ daraus die feinde der gottſeligkeit eine ſonderbare ſecte des Pietismi gemacht/ und damit unwiederbringlichere aͤrger- nuͤß geſtifftet haben/ koͤnnen vor allen andern art. II. ſect. 31. 32. die beyde auff gnaͤdigſten befehl aus den geſamten actis unterthaͤnigſt abgefaſte relationen und gutachten darzu die- nen/ um zu ſehen/ wie ſo gantz ungegruͤndet die erſte beſchul- digungen geweſen/ und daraus zuſchlieſſen/ was auch von andern vorgeben zu glauben; insgeſamt iſts eine anzei- gung einer guten ſache/ und die von GOTT herkomme/ wann ſich der Satan dagegen hefftig ſetzet/ dieſer aber ver- raͤth ſich an ſeinen wercken und eigenen waffen (dero ſich der heilige Geiſt nimmer brauchet) nemlich neid/ hadder/ laͤ- ſterung/ boͤſer argwohn/ ſchulgezaͤnck. 1. Tim. 6/ 4. 5. Wo ſich alſo dieſe hervorthun/ ſchlieſſet man leicht/ wer da- hinter ſtecken muͤſſe/ und hat mans bißdaher gnug erfah- ren. Es ſeye aber darmit gnug. Nun habe noch einiges zu bemercken/ daß viele dar vor-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/16>, abgerufen am 24.04.2024.