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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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SECTIO IX.
ner haben wollen. Hie können sie entschuldiget werden/ doch wann
sie es ungern thun. Allein daß sie den männern/ die empfindlich
sind/ und es wol haben/ gefallen. Wie
S. Caecilia von aussen in ei-
nem gülden stück hergieng: inwendig auff der haut aber hatte sie
ein härin hembd an/ und Anastasia ingleichen. Auch vor zeiten die
Esther im alten gesetz. Ja
Augustinus schilt eine Editia hefftig/ daß
sie hatte wider des mannes willen ihre saubere kleider abgelegt und
wittib-kleider angezogen.

Ferner. T. 2. Alt. f. 441. b. sq. Hie möchte jemand fragen/ ob es ge-
boten sey/ oder nicht/ das S. Petrus vom geschmuck saget oder nicht.
Wir lesen von Esther/ daß sie eine güldene krohne und köstlichen ge-
schmuck trug/ wie einer königin ziemet/ also auch von Judith/ aber
dabey stehet geschrieben/ daß sie den schmuck verachtet habe/ und ha-
be ihn müssen tragen. Darum sagen wir auch also/ ein weib soll
also gesinnet seyn/ daß sie des schmucks nicht achte/ sonst wenn das
volck auff den schmuck geräth/ höret es nicht davon auff/ das ist ihre
art und natur/ darum soll es ein christlich weib verachten. Wenns
aber der mann will haben/ oder sonst eine redliche ursach ist/ daß sie
sich schmücke/ gehet es wol hin. Also soll sie aber geschmückt seyn/
wie hie S. Petrus sagt/ daß sie inwendig geziehret seye in einem
sanfften und stillen geist/ du bist hüpsch gnug geschmücket/ wenn du
deinem mann geschmücket bist. Christus wills nicht haben/ daß
du dich darum schmückest/ daß du andern leuten gefallest/ und daß
man dich eine hüpsche metze heisse.
Wiederum f. 442. a. Es ist eine gu-
te anzeigung/ daß da nicht viel geistes ist/ wo man so viel auff den
schmuck leget/ ist aber ein glaube und geist da/ der wirds wol mit
füssen treten/ und sprechen/ wie die Königin Esther: HErr du
weißt es/ daß ich die krohne/ die ich auff dem haupt trage/ für einen
greuel achte/ und ich mich muß also schmücken/ wenn ichs nicht mü-
ste meinem König zu liebe thun/ wolte ichs lieber mit füssen treten.
Wo ein solches weib ist/ die wird auch dem mann auch desto baß ge-
fallen.
Nochmal: Eine Christliche seele hat alles/ was Christus hat/
denn der glaube/ wie wir gesagt haben/ bringt uns alle güter Chri-
sti miteinander/ das ist ein grosser theurer schatz/ und solcher schmuck/
daß niemand gnugsam kan preisen: GOtt hält auch selbs viel da-

von.

SECTIO IX.
ner haben wollen. Hie koͤnnen ſie entſchuldiget werden/ doch wann
ſie es ungern thun. Allein daß ſie den maͤnnern/ die empfindlich
ſind/ und es wol haben/ gefallen. Wie
S. Cæcilia von auſſen in ei-
nem guͤlden ſtuͤck hergieng: inwendig auff der haut aber hatte ſie
ein haͤrin hembd an/ und Anaſtaſia ingleichen. Auch vor zeiten die
Eſther im alten geſetz. Ja
Auguſtinus ſchilt eine Editia hefftig/ daß
ſie hatte wider des mannes willen ihre ſaubere kleider abgelegt und
wittib-kleider angezogen.

Ferner. T. 2. Alt. f. 441. b. ſq. Hie moͤchte jemand fragen/ ob es ge-
boten ſey/ oder nicht/ das S. Petrus vom geſchmuck ſaget oder nicht.
Wir leſen von Eſther/ daß ſie eine guͤldene krohne und koͤſtlichen ge-
ſchmuck trug/ wie einer koͤnigin ziemet/ alſo auch von Judith/ aber
dabey ſtehet geſchrieben/ daß ſie den ſchmuck verachtet habe/ und ha-
be ihn muͤſſen tragen. Darum ſagen wir auch alſo/ ein weib ſoll
alſo geſinnet ſeyn/ daß ſie des ſchmucks nicht achte/ ſonſt wenn das
volck auff den ſchmuck geraͤth/ hoͤret es nicht davon auff/ das iſt ihre
art und natur/ darum ſoll es ein chriſtlich weib verachten. Wenns
aber der mann will haben/ oder ſonſt eine redliche urſach iſt/ daß ſie
ſich ſchmuͤcke/ gehet es wol hin. Alſo ſoll ſie aber geſchmuͤckt ſeyn/
wie hie S. Petrus ſagt/ daß ſie inwendig geziehret ſeye in einem
ſanfften und ſtillen geiſt/ du biſt huͤpſch gnug geſchmuͤcket/ wenn du
deinem mann geſchmuͤcket biſt. Chriſtus wills nicht haben/ daß
du dich darum ſchmuͤckeſt/ daß du andern leuten gefalleſt/ und daß
man dich eine huͤpſche metze heiſſe.
Wiederum f. 442. a. Es iſt eine gu-
te anzeigung/ daß da nicht viel geiſtes iſt/ wo man ſo viel auff den
ſchmuck leget/ iſt aber ein glaube und geiſt da/ der wirds wol mit
fuͤſſen treten/ und ſprechen/ wie die Koͤnigin Eſther: HErr du
weißt es/ daß ich die krohne/ die ich auff dem haupt trage/ fuͤr einen
greuel achte/ und ich mich muß alſo ſchmuͤcken/ wenn ichs nicht muͤ-
ſte meinem Koͤnig zu liebe thun/ wolte ichs lieber mit fuͤſſen treten.
Wo ein ſolches weib iſt/ die wird auch dem mann auch deſto baß ge-
fallen.
Nochmal: Eine Chriſtliche ſeele hat alles/ was Chriſtus hat/
denn der glaube/ wie wir geſagt haben/ bringt uns alle guͤter Chri-
ſti miteinander/ das iſt ein groſſer theurer ſchatz/ und ſolcher ſchmuck/
daß niemand gnugſam kan preiſen: GOtt haͤlt auch ſelbs viel da-

von.
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[31/0047] SECTIO IX. ner haben wollen. Hie koͤnnen ſie entſchuldiget werden/ doch wann ſie es ungern thun. Allein daß ſie den maͤnnern/ die empfindlich ſind/ und es wol haben/ gefallen. Wie S. Cæcilia von auſſen in ei- nem guͤlden ſtuͤck hergieng: inwendig auff der haut aber hatte ſie ein haͤrin hembd an/ und Anaſtaſia ingleichen. Auch vor zeiten die Eſther im alten geſetz. Ja Auguſtinus ſchilt eine Editia hefftig/ daß ſie hatte wider des mannes willen ihre ſaubere kleider abgelegt und wittib-kleider angezogen. Ferner. T. 2. Alt. f. 441. b. ſq. Hie moͤchte jemand fragen/ ob es ge- boten ſey/ oder nicht/ das S. Petrus vom geſchmuck ſaget oder nicht. Wir leſen von Eſther/ daß ſie eine guͤldene krohne und koͤſtlichen ge- ſchmuck trug/ wie einer koͤnigin ziemet/ alſo auch von Judith/ aber dabey ſtehet geſchrieben/ daß ſie den ſchmuck verachtet habe/ und ha- be ihn muͤſſen tragen. Darum ſagen wir auch alſo/ ein weib ſoll alſo geſinnet ſeyn/ daß ſie des ſchmucks nicht achte/ ſonſt wenn das volck auff den ſchmuck geraͤth/ hoͤret es nicht davon auff/ das iſt ihre art und natur/ darum ſoll es ein chriſtlich weib verachten. Wenns aber der mann will haben/ oder ſonſt eine redliche urſach iſt/ daß ſie ſich ſchmuͤcke/ gehet es wol hin. Alſo ſoll ſie aber geſchmuͤckt ſeyn/ wie hie S. Petrus ſagt/ daß ſie inwendig geziehret ſeye in einem ſanfften und ſtillen geiſt/ du biſt huͤpſch gnug geſchmuͤcket/ wenn du deinem mann geſchmuͤcket biſt. Chriſtus wills nicht haben/ daß du dich darum ſchmuͤckeſt/ daß du andern leuten gefalleſt/ und daß man dich eine huͤpſche metze heiſſe. Wiederum f. 442. a. Es iſt eine gu- te anzeigung/ daß da nicht viel geiſtes iſt/ wo man ſo viel auff den ſchmuck leget/ iſt aber ein glaube und geiſt da/ der wirds wol mit fuͤſſen treten/ und ſprechen/ wie die Koͤnigin Eſther: HErr du weißt es/ daß ich die krohne/ die ich auff dem haupt trage/ fuͤr einen greuel achte/ und ich mich muß alſo ſchmuͤcken/ wenn ichs nicht muͤ- ſte meinem Koͤnig zu liebe thun/ wolte ichs lieber mit fuͤſſen treten. Wo ein ſolches weib iſt/ die wird auch dem mann auch deſto baß ge- fallen. Nochmal: Eine Chriſtliche ſeele hat alles/ was Chriſtus hat/ denn der glaube/ wie wir geſagt haben/ bringt uns alle guͤter Chri- ſti miteinander/ das iſt ein groſſer theurer ſchatz/ und ſolcher ſchmuck/ daß niemand gnugſam kan preiſen: GOtt haͤlt auch ſelbs viel da- von.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/47>, abgerufen am 19.04.2024.